Die "Kleine Welt" wird erwachsen

Reisen ohne zu reisen – das ermöglicht der Touristenmagnet Minimundus in Klagenfurt nun 365 Tage im Jahr. Vom Kulturhaus Wiesbaden bis zur Chinesischen Mauer, vom Eifelturm bis zum Weißen Haus.
Wetter- und winterfest: Minimundus als Ganzjahresbetrieb. 310.000 Besucher sind die Richtmarke.

Die Klagenfurter Sehenswürdigkeit Minimundus, die über 140 kleine Modelle von weltweit bekannten Bauwerken verfügt, hat am vergangenen Freitag ihre Pforten geöffnet. Eine Randnotiz würde normalerweise genügen, denn dieses Ereignis wiederholt sich alljährlich rund um den Frühlingsbeginn – zumindest seit dem Jahr 1958. Und doch beginnt für den Touristenmagneten dieser Tage eine neue Ära, denn der Miniaturpark eröffnet definitiv zum letzten Mal, und zwar dauerhaft.

Das liegt daran, dass die "Kleine Welt am Wörthersee" wetter- und winterfest – also zum Ganzjahresbetrieb – gewachsen ist. In der neu errichteten, 1300 Quadratmeter großen, Indoor-Anlage wird beim KURIER-Lokalaugenschein noch fleißig gemauert, geschraubt, gesägt und gebohrt. "Rechtzeitig bis Herbst sind wir fertig", erzählt Geschäftsführer Hannes Guggenberger.

Die einzelnen Stationen werden schon sichtbar, auch die Bemühungen, Kindern das Reisen und die Sehenswürdigkeiten näher zu bringen. "Den Kids wird normalerweise nach der dritten Kirche fad. Hier werden sie künftig eingebunden, sollen mitarbeiten und interaktiv um die Welt reisen."

Entertainment

Entertainment steht heutzutage beim Kunden im Vordergrund, Musikkoffer, Roboter, begehbare Koffer, Quizstationen, Spielgeräte. Die Stationen sind so gestaltet, dass immer mehrere Personen und Generationen sich spielerisch mit der Reise um die Welt beschäftigen können.

"Das Konzept der Indoorausstellung ist auf Flexibilität ausgerichtet. Stehen weltweit große Ereignisse an, zum Beispiel Fußball-Weltmeisterschaften, Olympische Spiele, Song Contest oder andere große Events, dann muss unsere Ausstellung sofort darauf reagieren können."

Die Inndooraustellung und das Gebäude samt Shop und Gastronomie werden das ganze Jahr geöffnet bleiben, Sommersaison und Wintersaison getrennt behandelt. Ein Teil der Außenanlage wird ebenfalls ganzjährig begeh- bzw. bespielbar sein.

Gleichberechtigung

Was ebenfalls ins Auge sticht: die Behindertenfreundlichkeit. Die endet andernorts oft mit der vorgeschriebenen Barrierefreiheit. Hier wurden vielmehr extra Rampen geschaffen, die Rollstuhlfahrer und nicht-beeinträchtigte Besucher gleichermaßen und gemeinsam nutzen müssen.

Auf Förderungen von Stadt oder Land ist das Ausflugsziel bei 250.000 Besuchern jährlich nicht angewiesen. Die Hilfsorganisation "Rettet das Kind" ist Eigentümer des Parks. Sie hat auch den Großteil der acht Millionen Euro für den Umbau zur Verfügung gestellt.

Integration

Und es wird tatsächlich aktiv geholfen. "Wir beschäftigen hier stets acht Jugendliche mit Behinderungen. Durch die Umstrukturierung zum Ganzjahresbetrieb steigt diese Zahl jetzt weiter", berichtet Guggenberger. Insgesamt werden in Minimundus 70 Ganzjahres-Arbeitsplätze geschaffen, die "Kleine Welt am Wörthersee" soll laut Kalkulation künftig 310.000 große und kleine Besucher begeistern.

Wenige Meter weiter östlich, nur durch einen Zaun von Minimundus getrennt, startet das Klagenfurter Planetarium ebenfalls in eine neue Ära. Vorbei sind die Zeiten, als die Sternenshow mit veralteten Geräten für zweifelhafte Unterhaltung sorgte. Das Planetarium – nach Wien das zweitgrößte Österreichs – kann ein Weltraumkino von modernstem technischen Standard anbieten.

Der Besucher räkelt sich in einem der 134 bequemen Sitze und blickt in die Kuppel. Das Licht erlischt und die Sterne am schwarzen Himmel werden sichtbar. Die virtuelle Reise kann beginnen.

Das Weltall. Unendliche Weiten. Die Sterne schweben lautlos am Beobachter vorbei. Die Milchstraße, erst überdimensional groß, wird zum Pünktchen, andere Galaxien erscheinen. So oder zumindest so ähnlich muss sich eine Spritztour mit der „Enterprise“ anfühlen. Ein Abenteuertripp bis an den Rand des erforschten Weltalls und wieder zurück wird für wenige Augenblicke Realität – einem Sternenprojektor und sechs hochauflösenden Beamern sei Dank. Eine sogenannte SkySkan-Technik liefert gestochen scharfe Bilder aus dem Nichts – 16 Mal schärfer als es zu Hause der HD-TV zuwege bringt.

„Wir haben die modernste Anlage in ganz Europa, eine der besten zwölf auf der Welt“, schwärmt Betreiber Adolf Krumpl. In Summe wurden 500.000 Euro in die Umrüstung und Modernisierung investiert. Das Land und die Stadt machen für das Projekt jeweils 75.000 Euro Förderung locker.

Künftig geht es aber nicht ausschließlich ums „Sternderl-Schaun“: Naturwissenschaftliche Inhalte wie die DNA des Menschen, der Nährstoffkreislauf der Bäume und Photosynthese werden visualisiert – und damit selbst für Kinder verständlich gemacht.

263 Tage im Jahr soll das neue „Sternen-Haus“ heuer für Besucher geöffnet haben. 45.000 Besucher nennt Krumpl als Ziel, um positiv bilanzieren zu können. Die Geschäfte führt er gemeinsam mit Raimund Stani, dem ehemaligen Direktor des Pörtschacher Parkhotels.

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