Die kleine Alpenrepublik wird größer

Die kleine Alpenrepublik wird größer
Die österreichische Bevölkerung wuchs um rund 45.000 Menschen - vor allem durch Zuwanderung.

Die österreichische Bevölkerung ist wieder gewachsen. Am 1. Jänner 2013 lebten laut vorläufigen Zahlen der Statistik Austria rund 8,49 Millionen Menschen in der Alpenrepublik, exakt um 45.493 Personen mehr als im Vorjahr. Die Bevölkerung ist damit um 0,5 Prozent gewachsen.

Die Vermehrung ist aber nicht unbedingt der Fortpflanzungsfreudigkeit der Österreicher, sondern hauptsächlich der Zuwanderung zu verdanken. Die Zuwanderer sorgen auch dafür, dass bei uns die Geburtenzahlen steigen. (Die positive Geburtenbilanz trug jedoch nur gering zum Wachstum bei.)

Deutsche im Vormarsch

Die kleine Alpenrepublik wird größer
Vor allem die Deutschen mögen es bei uns. Sie sind nach wie vor die größte Zuwanderungsgruppe. „Das ist nicht ungewöhnlich“, sagt Bevölkerungsexperte Rainer Münz. Vor allem die gemeinsame Sprache und der freie Zugang zum Arbeitsmarkt würden unsere nördlichen Nachbarn zu uns locken. „Das Risiko, in ein Land auszuwandern, in dem man dieselbe Sprache spricht, ist gering“, sagt Münz. „Außerdem ist Österreich nicht so weit von Deutschland entfernt.“

Die zweitgrößte Gruppe der Zugewanderten kommt aus Rumänien. Rund 11.500 Rumänen sind in den ersten drei Quartalen 2012 zugewandert. „In Rumänien ist Österreich sicher nicht das beliebteste Ziel der Auswanderer“, erklärt Münz. Sie gehen lieber in lateinamerikanische Länder, weil sie die Sprache dort schneller lernen können. „Aber Österreich ist von Rumänien aus gesehen das erste Land im Westen. Und Rumänien ist arm genug, dass sich das Auswandern nach Österreich trotz der Sprachbarriere lohnt“, erklärt Münz.

Die Zuwanderung aus der Türkei ist längst nicht mehr so stark. Grund dafür ist in erster Linie der eingeschränkte Zugang zum Arbeitsmarkt. Münz: „Außerdem hat die Türkei selbst eine stark wachsende Wirtschaft. Ein Anatolier ist in Istanbul besser aufgehoben.“

Rückgang in Kärnten

Wien bleibt das Bundesland mit dem höchsten Bevölkerungszuwachs. In der Bundeshauptstadt ist der Bevölkerungszuwachs mit 1,5 Prozent fast drei Mal so stark wie im Österreich-weiten Durchschnitt. Auf Wien entfallen 57 Prozent des gesamtem Wachstums. Das hat vor allem mit den besseren Chancen auf dem Arbeitsmarkt, höheren Löhnen, guter Infrastruktur und der Vielzahl an Bildungseinrichtungen zu tun.

Kärnten ist das einzige Bundesland mit einem Bevölkerungsrückgang. Der südlichste Teil Österreichs wurde um 928 Einwohner ärmer (– 0,2 %). Der Bevölkerungsexperte Münz relativiert: „Die meisten Bundesländer haben Abwanderungsgebiete. In Kärnten ist es nur besonders sichtbar.“

Matias Lehto (28) kam vordergründig nach Österreich, um Deutsch zu lernen. Finnisch und Englisch spricht er bereits auf Muttersprachenniveau, nun will er die nächste Sprache perfektionieren. Denn: „In Europa ist Deutsch eine unglaublich wichtige Sprache“, sagt er.

Mittlerweile hat er ein Praktikum bei der finnischen Botschaft. Danach strebt er einen Job bei einer internationalen Firma an. „Wien ist dafür eine ideale Stadt. Schließlich haben viele Organisationen der Vereinten Nationen hier ihren Sitz “, erklärt er.

Die Stadt hat es ihm im Allgemeinen angetan: „Wien ist eine Stadt von perfekter Größe: Man kommt schnell überall hin, gleichzeitig gibt es immer etwas zu tun. Auch die Mentalität sagt mir zu: Ein idealer Mix aus südländischer Gemütlichkeit und nördlicher Gründlichkeit.“

"Ich würde meine Kinder gerne hier aufwachsen sehen“

Natalia Markova (30) wollte in Wien nur eine Zweigstelle eröffnen und verliebte sich in die Stadt.

„Eigentlich kamen wir nur hierher, um den Vertrag zu unterzeichnen, aber nach zwei Monaten erkannten wir, dass wir gerne hierherziehen würden.“ Nun ist die Leiterin einer Firma, die LED-Lampen herstellt und verkauft, bereits acht Monate hier und möchte gar nicht mehr weg.

Eigentlich wollte die gebürtige Moskauerin nie in ein anderes Land ziehen – bis sie Wien kennenlernte. „In Österreich fühle ich mich wohl“, sagt sie. Wien und Moskau seien beides internationale Städte, aber in Moskau finde sie weniger Zeit für ihre Familie und sich selbst.

„In Wien ist so viel Grün! Es gibt wunderschöne Architektur, viele Museen, gutes Essen, reines Wasser und jede Menge Einkaufsmöglichkeiten.“

Ein Punkt, an den sich Natalia noch gewöhnen muss, sind die Öffnungszeiten, denn in Moskau konnte sie auch immer sonntags einkaufen gehen. Aber sie sieht auch die guten Seiten dieser Regelung: „So habe ich endlich genug Zeit, um in die Oper zu gehen oder Deutsch zu lernen.“ Auch die Nähe zu Skigebieten und Thermalbädern findet Natalia durchaus positiv.

Wenn sich das Geschäft gut entwickelt, plant sie ihre Zukunft hier. „Ich würde gerne meine Kinder hier aufwachsen sehen. Es gibt hier so viele Möglichkeiten. Sowohl für das Geschäft als auch die Familie.“

„Das Freizeitangebot in Wien ist wirklich toll“

Simone Müller (27) verschlug es aus beruflichen Gründen nach Österreich. Die Diplomökonomin aus Stuttgart lebt seit September 2012 hier. „Ich wollte gerne noch mal raus aus Deutschland, mir die Welt ansehen und Hilti machte mir ein sehr gutes Angebot“, sagt Simone, die bei dem Unternehmen nun als Finanzcontrollerin tätig ist.

Vor ihrem Umzug kannte sie Wien nur als Touristin. Die Stadt habe ihr immer schon gut gefallen. Besonders begeistert sie das große Angebot an Freizeitmöglichkeiten. „Sei es Theater, Museum oder Sport – es gibt immer etwas zu tun.“

Ähnlich wie Natalia findet Simone es ungewöhnlich, dass die Geschäfte relativ früh zusperren. „Dass hier am Samstag nach fünf Uhr nichts mehr offen hat, ist neu für mich.“

Auf die Frage, in wieweit das Leben in Österreich ihren Erwartungen entspricht, kommt sie auf das Thema kulturelle Unterschiede zu sprechen. „Mir war nicht bewusst, wie anders Österreich ist“, sagt sie. Auch wenn in Deutschland und Österreich dieselbe Sprache gesprochen wird, so gibt es doch große kulturelle Unterschiede. „Mir war auch nicht bewusst, wie viele Vorurteile es gegen Deutschland gibt.“

Sie freut sich jetzt schon wieder auf den Sommer, wenn das Museumsquartier richtig zum Leben erwacht. „Das ist mein Lieblingsplatz“, sagt sie. „Da ist immer etwas los.“

„Geschichte, Psychologie, Musik: Österreich hat alles“

Als Land von Sigmund Freud und Mozart ist Österreich für die angehende Psychologiestudentin und Musikliebhaberin Denitsa Asenova (25) ideal.

Ihr Studium beginnt im September. Dafür lernt sie momentan fleißig Deutsch. Denn in Bulgarien geboren und in der Türkei aufgewachsen, möchte sich Denitsa in Österreich eine Zukunft aufbauen. Aber sie hat gemerkt, dass die Realität manchmal härter sein kann als der Traum. „Wien ist eine wunderschöne Stadt, wenn man Tourist ist. Doch wenn man hier wohnt, ist es nicht immer ganz so einfach“, sagt Denitsa. „Die Wohnungs- und Jobsuche hat mich fast zur Verzweiflung getrieben. Aber mein Bauchgefühl sagt mir, dass ich hier richtig bin.“

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