Der Tod über den Jedermann: "Gestorben ist er noch immer"

Alfred Klaushofer stand 1995 das erste Mal auf der Bühne unter der alten Linde am Faistenauer Dorfplatz
Alfred Klaushofer spielt seit 1995 den Tod: Nicht in Salzburg, sondern in Faistenau.

Alfred Klaushofer hat seine Aufgabe als Vollstrecker quasi geerbt. 1995 löste er seinen Vater in der Rolle als Tod bei den Jedermann-Aufführungen in seiner Heimatgemeinde Faistenau im Salzburger Flachgau ab. "Damals haben sie einen neuen Tod gebraucht und mich hat das immer schon gejuckt", sagt der 63-Jährige.

Alle drei Jahre führt der örtliche Heimatverein "Zur Alten Linde" das populärste Stück von Hugo von Hofmannsthal auf. Rund 100 Laiendarsteller und Statisten (die Rollen sind jeweils doppelt besetzt) sind daran beteiligt. Jeden Freitag und Samstag von Anfang Juli bis Mitte August gibt das Ensemble das Spiel vom Sterben des reichen Mannes zum Besten. Bis zu 800 Zuschauer füllen dann das Freilufttheater am schmucken Dorfplatz.

Der Tod über den Jedermann: "Gestorben ist er noch immer"
Jedermann in Faistenau
So viele Menschen bringen selbst den Tod aus der Fassung. "Manchmal bibbert’s ganz ordentlich", erzählt Klaushofer. "Ich bin jetzt die achte Spielsaison dabei und könnte nicht sagen, dass die Nervosität weniger geworden wäre." Und so sei es über die Jahre immer wieder passiert, dass auf Textpassagen vergessen worden ist. "Aber die Zuschauer merken das nicht. Und gestorben ist der Jedermann noch immer", sagt der pensionierte Tischler mit einem lauten Lachen.

Schauspiel im Freien

Während in Salzburg die barocke Fassade des Doms den ausschweifenden Lebensstil des Jedermanns einen passenden Rahmen gibt, spielt die Faistenauer Version unter der alten Dorflinde. Der Unterschied zum weltberühmten Festspiel-Jedermann liegt nicht nur in der Kulisse. Für die Aufführungen des Stücks in Faistenau gibt es eine eigene Fassung: Die Darsteller sprechen großteils in Mundart. "Sich aus Salzburg etwas abzuschauen, würde nicht zu uns passen. Wir sind eben der ländliche Jedermann", sagt der Hobby-Schauspieler. Diese Besonderheit schätzt das Publikum. Der Jedermann kurbelt den Fremdenverkehr der 3000-Einwohner-Gemeinde im Flachgau an. Die Zuschauer kommen aus nah und fern. Viele Touristen würden ihren Urlaub in der Region mit einem Besuch des Jedermanns verbinden, erklärt Klaushofer.

Der Tod über den Jedermann: "Gestorben ist er noch immer"
Jedermann in Faistenau
Dass das 1911 uraufgeführte Stück einmal aus der Mode kommen könnte, glaubt er nicht. "Gerade in der heutigen Konsumgesellschaft ist das nach wie vor zeitgemäß. Ob man die Jedermänner des echten Lebens mit der Botschaft erreicht, sei dahingestellt."

Dem Tod entkommen

Vor zwölf Jahren ist Klaushofer selbst dem Tod ziemlich nahegekommen. Bei einer Skitour auf den Watzmann im März 2004 spürte der damals 51-Jährige plötzlich heftige Schmerzen im Brustbereich. "Ich hatte auf einmal einen totalen Leistungsabfall." Trotzdem sei er noch mit den Skiern ins Tal gefahren. "Beinahe hätten sie mich mit dem Hubschrauber vom Berg holen müssen." Im Krankenhaus stellten die Ärzte einen leichten Herzinfarkt fest. Trotz Krankenhausaufenthalt, fünf Wochen daheim und dreiwöchiger Rehabilitation stand er zum Beginn der Aufführungen wieder auf der Bühne. Ob Klaushofer in drei Jahren in seine neunte Spielsaison geht, wisse er noch nicht. "Ich liebäugle mit dem Aufhören."

Der Faistenauer Jedermann wird noch bis Samstag, 13. August, aufgeführt. Beginn ist um 21 Uhr. Davor spielt die Trachtenmusikkapelle ein Platzkonzert. Seit diesem Jahr ist die Kartenvorbestellung auch im Internet möglich, Eintrittspreis: 18 Euro. Bei Schlechtwetter entfällt die Vorstellung.

Weitere Informationen:

Heimatverein "Zur Alten Linde"

Kommentare