Der Notfallplan inkludiert Wartezeiten für Patienten

Sind Operationen nicht akut, so drohen den Patienten ab 1. Jänner 2015 in den Kärntner KABEG-Spitälern längere Wartezeiten
Probleme geortet. Notversorgung ist garantiert. Mediziner fordern Lohnverhandlungen.

Als "konstruktiv" loben alle Seiten die Gespräche zwischen dem Kärntner Krankenanstaltenanbieter KABEG, den Ärztevertretern, den jeweiligen Betriebsräten der Häuser und der Politik. Ums Wesentliche – die geforderte Lohnerhöhung für die Mediziner – ging es bisher allerdings nie. Daher arbeiten die Spitäler im stillen Kämmerlein bereits Notfallpläne für 2015 aus.

Bekanntlich fordern die KABEG-Ärzte mit Beginn des neuen Jahres ein höheres Grundgehalt, dafür müssten von Seiten des Landes 25 bis 30 Millionen Euro locker gemacht werden. Andernfalls werde man ab 1. Jänner 2015 die gesetzliche Arbeitszeit von 48 Stunden pro Woche einhalten, lautet die Drohung.

"In anderen Bundesländern werden Taten gesetzt und wir eiern in Arbeitskreisen rund um das eigentliche Thema Gehalt herum. Durch die Erhöhung der Ärztegehälter in der Steiermark wird der Ärzteschwund in Kärnten noch größer werden", warnt Kärntens Ärztekammerpräsident Josef Huber. In Kärnten habe man die dringlichen Lohnverhandlungen erst für November anvisiert. "Etwaige Lohnerhöhungen ließen sich ja nicht von einem Tag auf den anderen umsetzen. Wenn die Politik die Absicht hegt, auf Zeit zu spielen, unterschätzt sie die Situation", legt Huber nach.

Ideen ausgeschöpft

Die KABEG nimmt die Drohungen der Mediziner jedenfalls ernst. "Die Ärzte haben ihre Forderungen unmissverständlich dargelegt. Es obliegt meiner Verantwortung, darauf vorbereitet zu sein, falls die Mediziner wirklich nur mehr 48 Stunden pro Woche arbeiten", sagt KABEG-Vorstand Arnold Gabriel. Spar- und Umschichtungspotenziale scheinen in sämtlichen Häusern ausgeschöpft. Man habe alle Abteilungen durchforstet, legt Gabriel offen. Gefunden wurde allerdings wenig. "Die Vorschläge halten sich in Grenzen, die Leute arbeiten überall am Anschlag", betont Klinikum-Klagenfurt-Betriebsrätin Petra Preiss.

"Ab 1. Jänner würde dann unser Notfallplan greifen", teilt Gabriel mit. Für Notfälle sei die medizinische Versorgung flächendeckend garantiert. "Gegebenenfalls müssen wir aber mit Leistungseinschränkungen rechnen", gesteht er. Es gebe beispielsweise in Klagenfurt "einige problematische Abteilungen", betont Gabriel. Nennen will er nur die Neurochirurgie. "Dass die Patienten in allen KABEG-Häusern mit längeren Wartezeiten zu rechnen haben, liegt auf der Hand. Aber ich betone erneut: für Notfälle wird die Versorgung gegeben sein."

"Ich arbeit’ mein Leben lang in der Landwirtschaft. Dass mir so was passiert", seufzt Maria Schrei, schüttelt den Kopf und hebt so nebenbei auch die Arme.

Dass sich die 64-Jährige überhaupt noch bewegen kann, ist einer raschen Operation und simulierten Tauchgängen in einer Druckkammer zu verdanken: Die Steirerin fiel am 4. Oktober kopfüber in einen Silo und brach sich den zweiten Halswirbel. Das wird laut ihrer Ärzte im LKH Graz landläufig als "Genickbruch" bezeichnet. Solche Verletzungen enden vielfach tödlich, oft käme es zu Lähmungen, erklärt Chirurg Rainer Gumpert.

Schraube im Hals

Maria Schrei erinnert sich an "einen dumpfen Schlag": "Ich hab’ nicht mehr reden können, die Beine nicht mehr bewegen." Weil ihre Familie sofort den Notarzt rief, überlebte sie und kam dank raschen Handelns auch um die befürchtete Lähmung vom Hals abwärts herum. Binnen einer Stunde nach dem Unfall lag die Landwirtin schon auf dem Operationstisch, der gebrochene Wirbel wurde durch eine vier Zentimeter lange Schraube stabilisiert.

Doch da auch das Rückenmark angegriffen war, reichte der Eingriff allein noch nicht aus. Die Steirerin erhielt eine Therapie, die in Österreich derzeit nur am Klinikum Graz durchgeführt wird: Schrei wurde in die Druckkammer gebracht, in der eine Tiefe von 20 Metern simuliert wurde. Zum Atmen bekam sie reinen Sauerstoff.

"Das wirkt wie ein Medikament", beschreibt Uni-Professorin Freyja Smolle-Jütnner die sogenannte hyperbare Sauerstofftherapie. "Nervenzellen können sich so regenerieren. Das ist wie eine Reanimation auf Zellebene." Derzeit wird eine Studie über diese kombinierte Behandlungsmethode erstellt.

40-mal "tauchte" Schrei unter, von Mal zu Mal wurde ihr Zustand besser. Spürte sie direkt nach dem Unfall weder Hände noch Beine, kann die zweifache Großmutter schon wieder gehen und greifen. "Mir geht’s gut", strahlt sie und freut sich auf zu Hause. "Ich will genießen, dass ich da bin. Aber das Arbeiten will ich ein bisserl zurückstellen."

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