Der diskriminierte Mann

Der diskriminierte Mann
Bei Dienstleistungen klagen so viele Männer wie Frauen über Geschlechternachteile.

Er ist 42, selbstständig und fühlt sich benachteiligt. Ein Waldviertler Familienvater, der anonym bleiben will, soll für eine Sauna-Saisonkarte gleich viel bezahlen wie Frauen, bekommt aber dafür weniger geboten: Einmal pro Woche – am Damentag – ist er nämlich nicht willkommen. Eine Ungerechtigkeit, die er nicht akzeptieren will.

Fast genauso viele Männer wie Frauen wenden sich mittlerweile an die Gleichbehandlungsanwaltschaft im Bundeskanzleramt, weil sie sich beim Zugang zu Gütern und Dienstleistungen diskriminiert fühlen. Während sich die frühere Macho-Generation darüber vermutlich nicht beschwert hätte, reagieren Männer heutzutage sensibler auf Benachteiligungen aufgrund des Geschlechts.

Die Hintergründe kennt Matthias Geitzenauer, Leiter der Männerberatung bei der Caritas: "In der Vergangenheit war der starke Mann anders akzeptiert. Deshalb haben Männer weniger auf ihre Bedürfnisse geachtet. Das hat sich oft in Depressionen oder Gewaltanwendung in der Familie geäußert. Doch diese Position verändert sich. " Die Stärke des modernen Mannes beinhaltet neben Selbstbewusstsein auch Selbstfürsorge, Beziehungspflege und Emotionen, die er zeigen darf.

Gleiches Recht für beide Geschlechter klingt trotzdem weiterhin nach einem großen Wunschtraum. Denn die Realität zeigt, dass nicht nur Frauen – wie hinlänglich bekannt – sondern auch Männer häufig vor unterschiedlichen Schranken stehen.

Zuletzt war das "Männerverbot" bei einer Dessous-Modenschau in einem Wiener Kaufhaus, für das es keine sachliche Rechtfertigung gab, Thema im KURIER. Aber auch Ausbildungsförderung nur für Frauen oder als ungerecht empfundene weibliche Führungspositionen sind immer wieder Anlass für Beschwerden von Männern bei der Gleichbehandlungsanwaltschaft.

Unterschiede

Frauen werden zumeist wegen ihres Geschlechts diskriminiert. Bei Männern geht es um oft um sexuelle Orientierung, Religion oder ethnische Herkunft. Besonders häufig fühlen sie sich von Firmen wegen der Väterkarenz benachteiligt.

Während die Diskriminierung in der Arbeitswelt mit 80 Prozent noch immer überwiegend weiblich ist, halten sich die Fälle beim Thema Ausgrenzung im Zusammenhang mit Dienstleistungen inzwischen die Waage: Jeweils zirka 200 Frauen und Männer pro Jahr regen sich über geschlechtsspezifische Barrieren auf.

Beim "stärkeren" Geschlecht sind es insbesondere diskriminierende Eintrittspreise oder Leistungsumfänge, wie das Beispiel aus Niederösterreich zeigt: "Ich wollte im Zwettler Hallenbad eine Sauna-Saisonkarte kaufen. Aber unter diesen Umständen sicher nicht", ärgert sich der 42-jährige Familienvater. Dass die Jahreskarte sowohl für Männer als auch für Frauen 550 Euro kostet, sieht auf den ersten Blick gerecht aus. Aber ein Damen-Saunatag jeden Donnerstag macht den Unterschied aus. "Diese Preisgestaltung diskriminiert mich", sagt er. Man habe auf Wünsche einiger Sauna-Damen reagiert, rechtfertigt sich die zuständige Stadtverwaltung in Zwettl. Eine genauere Prüfung sei geplant.

Robert Brunner, Mitglied der Gleichbehandlungskommission im Sozialministerium, weiß von ähnlichen Fällen. Die seien aber rasch gelöst worden, weil die kritisierten Betreiber das Problem mit einem "Herrentag" aus der Welt geschafft hätten.

Für die Gleichbehandlungsanwältin Theresa Hammer im Bundeskanzleramt ist die Regelung der Stadtgemeinde Zwettl rechtlich nicht in Ordnung, weil sie eindeutig eine finanzielle Schlechterstellung eines Geschlechts bedeutet. Kleiner Trost: "Betroffene können Schadenersatz einklagen."

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