Landflucht setzt sich fort, Städte werden größer

Idylle ja, Wohnen nein: Städter lieben das Land als Erholungsraum - dort wollen allerdings immer weniger leben.
Wachstum durch Zuwanderung: Bis 2030 wird es zwei Millionen im Ausland geborene österreichische Staatsbürger geben.

Die Bevölkerungszahl Österreichs wird wie bisher auch in Zukunft wachsen. Zuwächse wird es dabei fast ausschließlich in den großen Städten (rund 20 Prozent bis 2030) und deren Umland geben. In den peripheren Regionen ist hingegen mit Bevölkerungsrückgängen zwischen fünf und zehn Prozent zu rechnen. Das zeigt die am Dienstag veröffentlichte kleinräumige Bevölkerungsprognose von Statistik Austria.

Das Bevölkerungswachstum wird, wie in der Vergangenheit, hauptsächlich auf Zuwanderung beruhen. Im Zeitraum von 2014 bis 2030 werden insgesamt lediglich um 39.000 mehr Geburten als Sterbefälle erwartet. Bei der Wanderungsbilanz (internationale Zuwanderung minus Abwanderung) ist dagegen mit einem Plus von 667.000 Personen zu rechnen. Das prognostizierte Bevölkerungswachstum Österreichs zwischen 2014 und 2030 um 706.000 Personen - von 8,5 Mio. auf 9,2 Mio. - ist zu 94,5 Prozent auf Wanderungsgewinne und nur zu 5,5 Prozent auf Geburtenüberschüsse zurückzuführen.

Landflucht setzt sich fort, Städte werden größer

Infolge der Zuwanderung steigt auch die Zahl der im Ausland geborenen Bevölkerung bis 2030 von derzeit 1,4 Mio. um 42 Prozent auf zwei Mio. an, während die Zahl der im Inland geborenen Bevölkerung bei etwa 7,1 Mio. relativ konstant bleibt. Während künftig die Zahl der im Ausland Geborenen bundesweit in allen Regionen Österreichs mehr oder weniger stark zunehmen wird, ist ein Anstieg der im Inland Geborenen nur in den starken Wachstumsregionen zu erwarten. Dort, wo die Bevölkerungszahl schrumpft, nimmt ausschließlich die Zahl der im Inland geborenen Personen ab.

Kärnten und Mur-Mürz-Furche leiden

In erster Linie gewinnen die städtischen Regionen stark an Bevölkerung. Dazu zählen die meisten Wiener Gemeindebezirke sowie die an Wien angrenzenden Regionen Niederösterreichs, aber auch die Landeshauptstädte und deren Umland, insbesondere Innsbruck, Graz und Eisenstadt. Am stärksten wird die Bevölkerung bis 2030 aufgrund der Stadterweiterungsgebiete in den Wiener Gemeindebezirken Donaustadt (+27,2 Prozent) und Floridsdorf (+22,1) am linken Donauufer zunehmen.

RANG stärkster Anstieg in % stärkster Rückgang in %
1 Wien-Donaustadt 27,2 Murau -11,3
2 Wien-Floridsdorf 22,1 Hermagor -9,5
3 Wien-Favoriten 21,5 Spittal a.d. Drau -8,0
4 Innsbruck-Stadt 21,5 Leoben -7,8
5 Wien-Leopoldstadt 20,0 St. Veit a.d. Glan -7,4
6 Graz-Stadt 19,9 Wolfsberg -7,3
7 Wien-Rudolfsheim 19,5 Bruck-Mürzz. -7,1
8 Schwechat 19,1 Tamsweg -6,7
9 Wien-Mariahilf 18,9 Murtal -6,7
10 Wien-Brigittenau 18,5 Zwettl -6,2

Die Regionen mit den stärksten Bevölkerungsverlusten sind in der obersteirischen Mur-Mürz-Furche, in Kärnten abseits des Zentralraumes Klagenfurt-Villach sowie im nördlichen Waldviertel zu finden. Es handelt sich dabei um eher periphere Regionen mit schwächerer Wirtschaftsstruktur, die mit höherer Abwanderung und Geburtendefiziten zu kämpfen haben.

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WEIHNACHTSBELEUCHTUNG IN WIEN

Bewertet wurde die Lebensqualität in 230 Großstädten. "Schaut man sich die bestplatzierten Städte des Rankings genauer an, zeigen sich nur minimale Unterschiede - die Lebensqualität ist hier durchweg sehr hoch", erklärte Christa Zihlmann von Mercer: "Spitzenreiter Wien punktet besonders bei der Verfügbarkeit von geeigneten Mietobjekten für Expatriates, der Auswahl an Theater- und Musikdarbietungen sowie Restaurants und dem Angebot von internationalen Schulen."

Terroranschläge zeigen Wirkung

Neben städtespezifischen Aspekten beeinflussten auch Ereignisse wie politische Umwälzungen das Ranking, wurde betont. So rutschte etwa Kiew in Folge der andauernden Krise in der Ukraine auf Rang 176 ab: "Wir beobachten lokale und regionale Entwicklungen und deren Auswirkungen sehr genau. So haben beispielsweise viele Städte in Europa ihre Sicherheitsvorkehrungen aufgrund der Terroranschläge in Paris und Kopenhagen deutlich erhöht. Dies beeinträchtigt natürlich auch die Lebensqualität", sagte Zihlmann. Das Schlusslicht weltweit bildet übrigens erneut Bagdad.

Zur Beurteilung der Lebensqualität wurden laut Mercer für jede Stadt 39 Kriterien aus der Sicht von Mitarbeitern herangezogen, die ins Ausland entsandt worden sind. Diese Merkmale schließen politische, soziale, wirtschaftliche und umweltorientierte Aspekte ein. Hinzu kommen Faktoren wie persönliche Sicherheit und Gesundheit, Bildungs- und Verkehrsangebote sowie andere öffentliche Dienstleistungen. Die Ergebnisse der Studie sollen Unternehmen oder Regierungsdienststellen als Informationsquelle und Entscheidungshilfe bei der Entsendung von Mitarbeitern ins Ausland dienen, wie betont wurde.

Bürgermeister Häupl: "Weg fortsetzen"

Im Wiener Rathaus wurde der erneute Sieg mit Wohlwollen zur Kenntnis genommen. Bürgermeister Michael Häupl und Vizebürgermeisterin Renate Brauner (beide SPÖ) freuten sich in einer Aussendung: "Wien wurde nun bereits zum wiederholten Mal zur Stadt mit der weltweit höchsten Lebensqualität gewählt. Das zeigt zum einen, dass die hohen sozialen Standards, die gute Infrastruktur und die kulturellen Angebote, die Wien bietet, international anerkannt sind. Andererseits ist es vor allem auch ein Auftrag für uns, diesen erfolgreichen Wiener Weg hin zu einer pulsierenden, lebenswerten und sozial gerechten Metropole auch künftig fortzusetzen."

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