"Das ist ein Horrorhaus": Spinnenplage im Wohnblock zieht Mietern den Nerv

Nicole Rottensteiner hat Exemplare der Spinnentiere gefangen
Eine eingeschleppte Art wurde in Innsbruck zur Qual. Die Kugelspinnen verbreiteten sich massiv, sollen aber sonst für Menschen harmlos sein.

In fünf von acht betroffenen Wohnungen eines Mehrparteienhauses der Neuen Heimat Tirol (NHT) in der Innsbrucker Technikerstraße ging es zuletzt heiß her. Sie wurden von Schädlingsbekämpfern auf über 45 Grad erhitzt. So soll der Kugelspinne der Garaus gemacht werden, die sich in mehreren Wohnungen sowie in Hausgängen und Kellerräumen eingenistet hat und für die Mieter zu einer echten Qual wurde. "Wir haben diese Sache am Anfang unterschätzt", gesteht Markus Holas von der NHT ein. Aber jetzt würden nur noch tote Tiere in den behandelten Wohnungen gefunden.

"Ein Horror-Haus"

Nicole Rottensteiner gerät angesichts dieser Aussage in Rage. "Die Wärmebehandlung bringt gar nichts. Das ist ein Horror-Haus", sagt die 25-Jährige, die sich auch Sorgen um ihren dreijährigen Sohn macht. "Es ist ein bisschen besser geworden, aber ich habe schon wieder fünf frische Nester und auch lebende Spinnen gefunden", erzählt die junge Mutter, die mit den Nerven am Ende ist und den Protest in der Wohnanlage anführt. Inzwischen habe sie Unterschriften von 30 Mietern gesammelt.

"Du weißt nicht, ob nicht wieder 50 Spinnen unter dir sind, wenn du schlafen gehst", sagt eine weitere Betroffene. Das Ungeziefer habe sich in Matratzen, hinter Heizkörpern, Kästen und anderen unzugänglichen Stellen eingenistet. Die Spinnen sind zwar nur einige Millimeter groß, treten aber in Massen auf.

"Es handelt sich um eine eingeschleppte Art. Das große Problem ist, dass sie mehr Eier legt als jede andere Gattung", berichtet Holas. Die NHT sei erstmals mit einem Befall dieser Tiere konfrontiert. Bis die Verantwortlichen wussten, womit man es zu tun hat, ist viel Zeit vergangen. Ein erster Schädlingsexperte hat das Ungeziefer laut Holas im Juni als Zebraspinne identifiziert, die mit mechanischen Mitteln zu bekämpfen gewesen wäre – also mit Putzen und Saugen. Erst Anfang August hat ein von der NHT eingeholtes Gutachten der Uni Innsbruck Klarheit gebracht.

Während Holas von einer ungiftigen Spinne spricht, haben die Mieter jedes Vertrauen verloren. Mütter befürchten, dass Bisse der Tiere bei ihren Kindern allergische Reaktionen auslösen könnten. Die Nerven liegen blank, zumal die Kugelspinne bereits die zweite Plage in der Wohnanlage ist.

Pharaoameisen

Zuvor hatten die Mieter mit Pharaoameisen zu kämpfen. "Die waren überall", sagt Rottensteiner. Dieser Befall könnte laut Zoologin Barbara Thaler-Knoflach von der Uni Innsbruck auch der Auslöser für die zweite Plage gewesen sein: "Kugelspinnen lieben Ameisen, die eine perfekte Nahrungsgrundlage gewesen wären." Der KURIER hat der Spinnenexpertin Fotos von Exemplaren vorgelegt, die Rottensteiner in ihrer Wohnung gefangen hat. Soweit es sich erkennen lässt, handelt es sich dabei laut Thaler-Knoflach um zwei Arten der Kugelspinne, die vor Jahrzehnten eingeschleppt wurden und mittlerweile in Österreich weit verbreitete Hausspinnen sind. Für Menschen sind sie im Prinzip harmlos.

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