Cyber-Angriff auf Flughafen kam aus der Türkei

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Innenministerium bestätigt Ermittlungen in diese Richtung.

Nach dem Hackerangriff auf den Wiener Flughafen führt nun eine heiße Spur zu türkischen Nationalisten: Im Internet bekennt sich eine Hackergruppe namens Aslan Neferler zu der Cyber-Attacke. Der Verfassungsschutz nimmt das Schreiben ernst und ermittelt, bestätigt Alexander Marakovits, Sprecher des Innenministeriums.

Das Motiv der Hacker: Vergeltung. Zum einen werde die Türkei in politischer Hinsicht derzeit von Österreich "schlecht behandelt" – die Rede ist von "Türkenfeindlichkeit". Dies geht aus dem Bericht eines türkischen Airline-Magazins hervor. Zum anderen geht es um einen Vorfall in der vergangenen Woche: Eine Maschine der British Airways musste in Wien-Schwechat wegen eines technischen Defekts notlanden. An Bord waren unter anderem 49 türkische Staatsbürger, denen kein Not-Visum ausgestellt wurde und die deshalb in der Transitzone des Flughafens übernachten mussten.

Soldaten

Die Hacker bezeichnen sich selbst als "Soldaten" und kündigen weitere Angriffe an. Im Netz brüsten sie sich damit, die Homepage des Flughafens am vergangenen Wochenende zwölf Stunden und 51 Minuten außer Gefecht gesetzt zu haben.

"Völliger Unsinn", sagt ein Flughafen-Sprecher. "Dass es den Angriff gab, ist bekannt. Aber wir waren keine Sekunde offline. Wir konnten den Angriff abwehren." Die Angreifer konnten blockiert bzw. auf einen anderen Server umgeleitet werden.

Richtig – und bisher nicht an die Öffentlichkeit gedrungen – ist die Notlandung des British-Airways-Fliegers Donnerstagabend in Wien-Schwechat. 249 Passagiere befanden sich an Bord der Maschine, die von Istanbul nach London unterwegs war. "Die Landung war eine Vorsichtsmaßnahme der Piloten aufgrund technischer Probleme. Die Mehrheit der Passagiere wurde in Hotels untergebracht. Einige Fluggäste konnten aufgrund der Visabestimmungen Österreichs nicht einreisen", heißt es vonseiten der Fluggesellschaft.

Kein Not-Visum

Wobei es in derartigen Ausnahmefällen durchaus möglich ist, kurzfristige Not-Visa auszustellen. Allerdings müssen sowohl Flughafen als auch Airline dem zustimmen.

"Die Passagiere saßen in Wien-Schwechat fest, weil sich die Fluglinie British Airways weigerte, das Not-Visum zu beantragen", gibt die türkische Botschaft auf Nachfrage des KURIER bekannt. Der Stellvertreter des Botschafters und der Generalkonsul seien die ganze Nacht über mit den betroffenen Passagieren am Flughafen gewesen. Erst am Freitagnachmittag konnte eine Ersatzmaschine die gestrandeten Passagiere nach London bringen.

Bei dem Hackerangriff am vergangenen Freitag handelte es sich um den zweitgrößten des Jahres – nur jener im Februar auf den Mobilfunkbetreiber A1 war größer. Es handelte sich beim aktuellen Fall um eine sogenannte DoS-Attacke. Dabei gibt es unzählige gleichzeitige Daueranfragen an das EDV-System, bis dieses schließlich zusammenbricht.

"Angriffe dieser Größenordnung gibt es nicht alle Tage. Wir haben größtes Interesse daran, die Tat aufzuklären", bekräftigt Innenministerium-Sprecher Marakovits. Die Ermittlungen könnten sich aber schwierig gestalten: "Das war kein Lausbubenstreich. Wer einen solchen Angriff durchführen kann, weiß auch, wie er seine Spuren verwischt."

Erst am Montag gab das Bundeskriminalamt bekannt, eine eigene Cybercrime-SOKO ins Leben zu rufen. Hintergrund ist die Häufung von Erpressungen im Internet. Die Erpresser "kapern" Computer und Dateien und geben sie erst wieder frei, wenn Lösegeld bezahlt wurde.

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