Comeback der Stechmücken

Comeback der Stechmücken
Warmes Wetter sorgt für ungewöhnliche und lästige Gelseninvasion im Oktober.

Die Gelsen dürften einen außerordentlichen Sommerschlaf gehalten haben. Sie waren im Juli und August kaum zu sehen. Auch im September spürte man sie kaum. Doch jetzt, im Oktober, schwirren sie plötzlich in großen Schwärmen in Ostösterreich durch die Gegend. Die jüngsten Niederschläge und das warme Wetter sind dafür verantwortlich (siehe Interview unten).

"Was sich derzeit bei uns mit den Gelsen abspielt, ist ganz ungewöhnlich", sagt der 73-jährige Christian Peck aus Andau im burgenländischen Seewinkel. Es sei "fast unmöglich" im Garten zu arbeiten. "Es ist kaum auszuhalten."

Peck glaubt auch den Grund zu wissen: "In der Senke der Felder steht nach wie vor viel Wasser, die Temperaturen in der Nacht sinken nicht rapide ab, daher können sich die Gelsen entfalten." Im Unterschied zu den Sommermonaten, in denen die Gelsen in den frühen Morgenstunden und abends unterwegs sind. "Jetzt belästigen sie uns auch während des Tages", sagt Peck.

Unerträglich

Doch nicht nur in Andau kämpft die Bevölkerung mit den Gelsen. Auch in Rust sind sie lästig und spürbar. Solange die Sonne heraußen sei, könne man ohne lange Hose und Gelsenschutz nicht im Garten arbeiten. "Die Biester hocken bevorzugt im Nadelholz und brüten in den Regenwassertonnen. Zum Glück haben wir Gelsengitter an allen Fenstern", sagt E-Radvermieter Paul Weisz aus Rust.

Medizinisch gesehen gibt es keine Probleme mit den lästigen kleinen Biestern. "Kinder sind zwar teilweise sehr zerstochen, aber einen allergischen Schock konnte ich bis jetzt nicht diagnostizieren", sagt Angelika Götzinger, Ärztin in Andau.

"Ein Wahnsinn", sagt Ulrike Wohlfarth aus Marz, sei die Situation auch in Eisenstadt und Mattersburg. Kaum öffne sie abends bei Licht das Fenster, "schon sind sie da. Unglaublich."

Nicht zumutbar

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weisz paul
Davon ein Lied singen können auch die Niederösterreicher, die entlang der March wohnen. "Vergangene Woche habe ich das Fußballtraining nach einer halben Stunde abbrechen müssen", sagt Jugendtrainer David Schneider aus Jedenspeigen. Der Aufenthalt im Freien sei den Kindern nicht zumutbar gewesen. Auch an einen Abendspaziergang ist, trotz der warmen Temperaturen, derzeit nicht zu denken. "Wenn man stehen bleibt, wird man sofort zerstochen", führt Bettina Münzker an.

Durch den Einsatz von Insektenmitteln, die jedes Jahr vom Hubschrauber aus in den Marchauen gespritzt werden, soll eine Plage verhindert werden. "Heuer sind sie aber zu spät geflogen, habe ich gehört", erklärt Manfred Kruder. Er schütze sich deshalb mit einem geheimen (nicht ganz ernst gemeinten) Hausmittel: "Ich gehe in den Keller, hole mir einen Grünen Veltliner und schmiere mich damit ein."

Erleichterung wird es wohl auch am Wochenende nicht geben: Ab Samstag gibt es wieder Sonnenschein und bis zu 26 Grad.

KURIER: Wurde ein derart massives Gelsenaufkommen zu dieser Jahreszeit schon einmal dokumentiert?

Mark Hofstetter: Ich glaube nicht, zumindest könnte ich mich nicht daran erinnern. Natürlich kann das nicht als absolut gesehen werden. Seit acht Jahren beschäftige ich mich intensiv mit dieser Materie. Währenddessen ist so etwas definitiv noch nicht vorgekommen.

Denken Sie, diese Gelsenplage ist auch auf den Klimawandel zurückzuführen?

Das würde ich eher als weit hergeholt betrachten. Wir haben heuer einfach einen warmen Oktober, woher der kommt, sei dahingestellt.

Wie müsste sich das Wetter ändern, damit die Zahl der Stechattacken wieder zurückgeht?

Sobald es kälter wird, hören die Gelsen auf zu fliegen. Bei zwölf Grad Celsius ziehen sie sich zurück und stören Mensch und Tier nicht mehr.

Wie hat die ökologische Gelsenbekämpfung in Ihrem Gebiet heuer funktioniert?

Normalerweise beenden wir die Bekämpfungsmaßnahmen Mitte bis Ende August. Diesen September gab es dann noch einmal eine Überschwemmung. Wir haben danach auch die Larven gesichtet, das hat uns aber noch keine Sorgen bereitet, weil davon auszugehen war, dass die Temperaturen zurückgehen. Da sich das Wetter jetzt aber so prächtig entfaltet hat, gibt es nun so viele lästige Sauger.

Interview: Maria Haiderer

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