Gusenbauers Vernaderer in kasachischem Spital vernommen

In diesem Krankenhaus im kasachischen Almaty ringt der schillernde Geschäftsmann Lev N. mit dem Tod
Spionage-Anzeige gegen den Ex-Kanzler soll eine Auftragstat Rakhat Aliyevs gewesen sein.

Es sind gespenstische Szenen: In Wien sitzen eine Staatsanwältin, eine U-Richterin und Anwälte vor einem Bildschirm, und vernehmen per Skype einen Mann, der in einem Krankenhaus in Kasachstan liegt und nicht sprechen kann. Es handelt sich um jenen Kasachen, der auf seiner Flucht in Dubai per Brief den österreichischen Ex-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer als mutmaßlichen Spion angeschwärzt hatte.

Beatmung

Der russischstämmige Geschäftsmann Lev N. liegt auf der Intensivstation und wird wegen einer Nervenkrankheit künstlich beatmet. Eine dicke Kanüle hindert ihn am Sprechen. Auf den Monitoren im Hintergrund können die österreichischen Ermittler ablesen, dass er zwölf Liter Sauerstoff pro Minute bekommt. Die Antworten auf die Fragen schreibt er auf einen Zettel, den ein Dolmetscher schließlich vorliest.

Lev N. ist eine der schillernsten Figuren im Krimi um den ehemaligen kasachischen Botschafter Rakhat Aliyev, der wegen Doppelmordes von der Staatsanwaltschaft Wien angeklagt wurde. So schrieb er auf seinen Zettel, dass er in Dubai im Mai 2013 einen Brief an die österreichische Botschaft mit dem Vorwurf verfasst habe, Gusenbauer hätte kasachischen Behörden geheime Unterlagen aus dem parlamentarischen Aliyev-Untersuchungsausschuss geliefert. Lev N. hielt sich damals in Dubai auf, weil er in seiner Heimat wegen angeblicher Millionen-Unterschlagungen gesucht wurde. Und Gusenbauer war damals bereits persönlicher Berater des kasachischen Präsidenten Nursultan Nasarbajev.

Lev N. schrieb bei der Fern-Befragung weiters , dass er den Auftrag zur Vernaderung per Skype von Aliyev erhalten habe. Dafür seien ihm 500.000 Euro versprochen worden, die er allerdings nie erhalten habe.

Die Vorwürfe gegen Gusenbauer seien frei erfunden. Aliyev habe dadurch seine Behauptung untermauern wollen, er würde aus politischen Gründen verfolgt. Die Staatsanwaltschaft Wien strengte ein Verfahren gegen Gusenbauer wegen nachrichtendienstlicher Tätigkeit an, stellte es aber wieder ein. Und Lev N. wurde von Dubai in seine Heimat ausgeliefert.

Politische Dimension

Für Aliyevs Rechtsanwalt, Manfred Ainedter, ist der Zeuge höchst unglaubwürdig. Aliyev hätte es nicht notwendig gehabt, auf derart dilettantische Weise die politischen Hintergründe des Falles zu untermauern, die ohnehin schon in einer Gerichtsentscheidung ausreichend dargestellt waren.

Niemand glaubt wirklich, dass sich Gusenbauer als Überbringer geheimer Akten verdingt hat. Doch ganz scheint das Ungemach noch nicht abgewendet. Ainedter kündigt an: "Die Rolle des Herrn Gusenbauer in der politischen Dimension des Falles wird noch zu beleuchten sein.

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