Lernen vor der nächsten Katastrophe

Neue Befehle für Rekruten: Sie lernen, wie man Barrieren aus Sandsäcken baut ...
Sandsack schleppen als Teil der Grundausbildung beim Bundesheer.

Martin hat die Matura hinter sich und will Volksschullehrer werden. Aber momentan befüllt er Sandsäcke und schleppt sie zu einem Bach. "Vorher hat man ja mit so was nie zu tun gehabt", überlegt der 18-Jährige. "Ich finde das nicht so schlecht, das macht Sinn."

Martin ist einer jener Grundwehrdiener, die nach neuem Schema ausgebildet werden: Sie absolvieren ein Modul zur Katastrophenhilfe, das ist seit heuer Pflicht. 35 Wochenstunden stehen auf dem Lehrplan: Barrieren aus Sandsäcken errichten, Krainerwände bauen, Verklausungen in Bächen lösen. Das trifft alle Rekruten, auch die, die nach der Grundausbildung in Küchen, Heime und Lazarette einrücken.

Damit will das Heer mehr Kräfte zur Verfügung haben, wenn es gilt, bei Katastrophenfällen zu helfen. Derzeit seien laut Oberst Christian Fiedler vom Militärkommando Steiermark bis zu 10.000 Soldaten abrufbar, künftig werden es bis zu 14.000 sein. Denn bisher wurden sogenannte Systemerhalter vom Koch bis zum Kraftfahrer nicht zu solchen Diensten abkommandiert.

Im Jägerbataillon 18 in der obersteirischen Landwehrkaserne sind die ersten 30 Rekruten im Einsatz: Auf dem Gruppenübungsplatz werden Sandberge abgeschaufelt und Säcke befüllt, es wird Holz zerkleinert. "Es geht darum, Grundlagen zu schaffen. Es geht um die Einweisung ins Gerät, um Sicherheitstraining", skizziert Kompaniekommandant Klemens Gratzer.

Keine Wunder

Wie trägt man einen Sandsack richtig, wie zerkleinert man Holz, ohne sich selbst zu verletzen? Das zu wissen sei für Jugendliche, die mit Internet und Computerspielen aufgewachsen sind, nicht selbstverständlich. "Man kann in 35 Wochenstunden keine Wunder erwarten", betont Gratzer. "Aber es soll eine Grundlage geben, damit im Ernstfall keine Einweisung mehr gegeben werden muss."

Die Rekruten halten das für sinnvoll. "Wenn es zu einem Einsatz kommt, dann freut man sich ja, dass man helfen kann", sagt Renè, der einem Soldatenheim zugeteilt ist. Florian wird nach der Woche in einer Küche Dienst schieben. "Das hier ist harte Arbeit. Aber es ist zum Aushalten."

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