Rydl will Frieden mit der Republik

Steuerrebell Werner Rydl
Nach Festnahme mit Goldbarren: "Staatsfeind Nummer eins" will sich in Gesprächen mit Finanz befinden.

Der selbst ernannte "Staatsfeind Nummer eins" von Österreich zeigt Humor. Nach seiner Verhaftung in Brasilien, wo er mit einem Goldbarren (um rund 25.000 Euro) im Gepäck einen Inlandsflug besteigen wollte, meldete er sich ausführlich im KURIER-Internetforum zu Wort. Dort schildert Werner Rydl seine Sicht der Dinge. Zur Forderung, dass er sofort eingesperrt werden solle, "bis er alle Schulden bezahlt hat – von mir aus bis zum St. Nimmerleinstag" kam von ihm überraschend volle Zustimmung: "Bin dafür, aber was bringt das, außer 4000 Euro weiterer Staatsausgaben für die Versorgung eines Strafgefangenen?"

Aus der 550.000-Einwohner-Stadt Cuiabá, in der er das vergangene Wochenende drei Tage in Haft saß, kommentierte er in der Nacht auf Mittwoch zahlreiche Einträge der KURIER-Leser.

Dabei spart der Wiener auch nicht mit Kritik am aktuellen Steuersystem: "4,2 Milliarden Euro verschwinden jährlich in Österreich aus dem Umsatzsteuertopf." Er habe für diese Summe 21 Jahre gebraucht, sagt der 57-Jährige. Er betonte, dass er alles alleine bewerkstelligt habe. Das gelte auch für den von ihm behaupteten Transport von 120 Tonnen Gold (im Wert von 4,2 Milliarden Euro) auf den Grund des Atlantiks vor Brasilien.

Vieles im Fall Rydl wird wohl ein Mysterium bleiben. Wie hoch die von der Finanz von ihm zurückgeforderte Steuerschuld tatsächlich ist, bleibt unklar. 116 Millionen Euro, heißt es hinter vorgehaltener Hand. 250 Millionen standen im Auslieferungsbegehren an Brasilien. Wie viel er tatsächlich erbeutet hat, weiß niemand so genau. Als das Finanzamt Baden vor zwei Jahren 11,6 Millionen Euro von Rydl forderte, meinte er: "Will der Staat nicht mehr zurück haben?".

Aussöhnung?

In einem Mailverkehr mit dem KURIER am Mittwochnachmittag betonte er, dass er einen "friedvollen Ausgleich mit der Republik" anstrebe. Die Berichterstattung wie über den aktuellen Fall mit dem Goldbarren würde dies angeblich gefährden.

Ob es die von ihm behaupteten, im Atlantik versenkten Milliarden tatsächlich gibt, ist fraglich. Rydl liebt es, darauf ausweichende Antworten zu geben. Das Spiel mit den Behörden schien ihm bisher Freude zu bereiten. Dass nun ein Goldbarren bei ihm gefunden wurde, könnte darauf hindeuten, dass vielleicht doch etwas dran ist. Als "Staatsfeind Nummer eins" sieht sich Rydl trotz Hypo-Skandals weiterhin: "Das war ja nicht nur einer", schrieb er im Internet. Von so einer Pleite will sich der Steuerrebell nicht den Rang ablaufen lassen: "Kinder schänden und Massen morden kann jeder, Steuerbetrüger muss der Rydl sein."

"Will kaum wer lesen"

Auf kurier.at antwortet er auf die Frage, ob er ein Buch schreiben wolle: "Über das, worüber ich schreiben würde, könnte aber kaum wer lesen wollen."

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