Bauer erschoss Wolf, der im Stall gelebt hat

Der Bauer erschoss den Wolf
Behörden sehen keinen Verstoß.

Michael Stocker saß der Schreck am Donnerstag noch ein wenig in den Knochen. „Hätte ich gewusst, dass da ein Wolf drinnen ist, hätte ich mich nicht in den Stall getraut“, sagt der 62-jährige Kärntner nach einer für das Wildtier tödlichen Begegnung am Mittwochabend in Greifenburg (Bezirk Spittal). Er sei gerade aus dem Wald zum Hof zurückgekehrt, als er dort zwei tote Lämmer sah. „Der Sohn ist dann im Stall nachschauen gegangen.“ Der 39-Jährige entdeckte dort hinter einem Silo ein Tier in der Dunkelheit, das er für einen Fuchs hielt und rief seinen Vater zur Hilfe. Der kam mit einem Jagdgewehr und schoss. Als sie das erlegte Tier herauszogen, „ist es immer größer geworden“, erzählt Stocker. Der alarmierte Wildbiologe des Landes stellte dann fest, dass es sich um einen Wolf handelte.

Die Behörden schenken den Erzählungen der beiden Bauern Glauben, weshalb diese mit keinen rechtlichen Konsequenzen zu rechnen haben. Wölfe stehen eigentlich unter Schutz. „Es ist bedauerlich und traurig, dass ein Wolf erlegt worden ist. Der Landwirt war aber offenbar in einer Extremsituation, es ist niemandem ein Vorwurf zu machen“, sagte der für Naturschutz zuständige Landesrat Rolf Holub (Grüne). Das sieht auch der für Jagdfragen zuständige Landesrat Christian Ragger (FPÖ) so. Der Landwirt, der auch Jäger ist, habe lediglich sein Eigentum verteidigt.

Der Wolfskadaver wurde veterinärmedizinisch untersucht. Die Polizei nahm Ermittlungen auf, hält die Angaben der beiden Männer, die auch die Behörden informiert hätten, für glaubwürdig. Landwirt Stocker erzählt, dass in den vergangenen Wochen immer wieder Schafe aus der im Freien grasenden Herde verschwunden und tote Lämmer gefunden worden seien. Ein deswegen errichteter elektrischer Schutzzaun dürfte den Wolf aber regelrecht eingesperrt haben. „Er hat im Stall gewohnt und aus der Herde gejausnet“, vermutet der Bauer.

Sichtung in Vorarlberg

In Kärnten waren in den vergangenen Jahren immer wieder vereinzelt Wölfe gesichtet worden, nachdem das Tier im 19. Jahrhundert ausgerottet worden war. Ob es in Vorarlberg wieder Wölfe gibt, bleibt vorerst wissenschaftlich unbestätigt. Die DNA-Analyse möglichen Wolfkots, der im Montafon gefunden wurde, sei nicht eindeutig ausgefallen, erklärte der Vorarlberger Wildbiologe Hubert Schatz. Die Hinweise auf die Tiere hätten sich nach einer weiteren Wolfssichtung aber verdichtet. Bereits am 10. April hatte ein Vorarlberger im Großraum Nenzing (Bezirk Bludenz) ein etwa ein- bis zweijähriges Tier gesehen und fotografiert.

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