"Monte Carlo" ohne Casino

Ende des Jahres wird das Casino im ehemaligen „Grand Hotel de l'Europe“ (ganz rechts) in Bad Gastein geschlossen. Spekulationen über einen neuen Anbieter werden zerstreut.
In Bad Gastein rollt der Casino-Betrieb aus. Einen Nachfolger wird es nicht geben.

Bad Gastein hat seit wenigen Wochen eine neue Attraktion. Besucher des Kurortes können an einer 300 Meter langen Seilrutsche über den berühmten Wasserfall und die mondänen Bauten der Belle Epoque hinwegschweben. Der frische Wind, der damit durch den Ort weht, kann jedoch nicht über die Probleme im historischen Zentrum hinwegtäuschen.

"Das hat hier ein bisschen einen morbiden Charme, weil es hier so viele Leerstände gibt", sagt Christian Frühwald aus Bremen nach einem Bummel über die Kaiser-Franz-Josef-Straße. Dem Urlauber und seiner Frau gefällt das.

Bereits seit Jahren stehen fünf der prachtvollen alten Häuser im Zentrum leer. Und man scheint sich beinahe schon damit abgefunden zu haben: "Philippe Duval kommt ab und zu mit Architekten und ein paar Zeichnungen vorbei", erzählt Vize-Bürgermeister Paul Bayr schulterzuckend über den Sohn des inzwischen verstorbenen Immobilien-Magnaten Franz Duval, der die historischen Gebäude vor über zehn Jahren gekauft hat.

Von Renovierung oder Revitalisierung ist kein Spur. Bauzäune säumen die Fassaden. Und selbst das Dach des denkmalgeschützten Hotel "Badeschloss", das 2013 in Flammen stand, ist laut Payr nur notdürftig geflickt.

Ende des Jahres kommt der nächste prominente Leerstand hinzu. Die Casinos Austria geben den Spielbetrieb im ehemaligen "Grand Hotel de l'Europe" auf. Ab 1. Jänner 2016 werden die Spieltische im Grand Hotel von Zell am See stehen. Die Tage der rollenden Roulette-Kugel sind in Bad Gastein sind gezählt. Der dortige Casino-Standort ist bereits vor Jahren wegen mangelnder Rentabilität auf Saisonbetrieb umgestellt worden. Der letzte Glücksspiel-Sommer läuft und endet im September.

"Monte Carlo der Alpen" nennt sich Bad Gastein selbstbewusst. Und verliert mit dem Casino einen weiteren Baustein eben dieses Rufes. Darauf angesprochen meint Payr mit verschmitztem Lächeln: "Aber es gibt ja auch noch andere Glücksspielbetreiber. Und die Räumlichkeiten sind da." Im Ort sei über einen möglichen Nachfolger für die Casinos Austria gesprochen worden.

Raum für Gastronomie

Doch dort zerschlägt man jegliche Hoffnungen. "Nur wir können in Salzburg außerhalb der Casinos legales Glücksspiel anbieten", sagt Unternehmenssprecher Martin Himmelbauer. Und selbst wenn ein Anbieter das rechtliche Wagnis eingehen und einen Spielbetrieb eröffnen möchte: Im "Grand Hotel de l'Europe" käme er nicht zum Zug. "Die Räumlichkeiten gehören uns", erklärt Himmelbauer. Erste Interessenten für eine Nachnutzung gibt es bereits. Am wahrscheinlichsten ist derzeit der Zuschlag für einen Gastronomen.

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