Das "Monaco der Alpen" bröckelt

Das "Monaco der Alpen" bröckelt
Bad Gastein nach dem Brand: Investor Duval hat große Pläne, doch im Ort ist man skeptisch.

Noch immer tropft Wasser aus den Gemäuern, auf dem Flachdach liegt ein leerer Feuerlöscher und der Dachstuhl liegt aufgebrochen da wie ein filetierter Fisch.

Ende März war das denkmalgeschützte Hotel Badeschloss mitten im historischen Zentrum von Bad Gastein in Flammen gestanden. Zwei Alkoholisierte waren nachts in das leer stehende Gebäude eingedrungen und hatten achtlos eine Fackel weggeworfen.

Stiller Verfall

Das Badeschloss mag angezündet worden sein, doch die einst mondänen Belle-Epoque-Bauten daneben verfallen auch ohne Feuer. Überall bröckelnder Verputz, zerborstene Scheiben, mit Bretten vernagelte Fenster, schimmelnde Wände.

Deren Eigentümer ist der Wiener Immobilientycoon Franz Duval, der fünf Häuser um fünf Millionen Euro kaufte und sich dafür als Retter Gasteins feiern ließ – doch das ist zehn Jahre her, und seitdem ist nichts passiert.

Das "Monaco der Alpen" bröckelt
Bankverbindung: Dr. Laurenz Krisch IBAN-Code: AT02 2040 4003 0179 3405 BIC-Code: SBG SAT 2S Salzburger Sparkasse Bad Gastein

Und nicht nur im ehemaligen Weltkurort fragt man sich: Wann wird der Brandschaden behoben? Und wie geht’s weiter in Bad Gastein?

Franz Duval liegt im Spital und kann nicht reden; sein Anwalt Hans Wabnig sitzt im Büro in St. Johann und will nicht reden. Bleibt Duvals Sohn Philippe, der kann und will reden und träumt von 1000 neuen Gästebetten und einer Schwebebahn durch den Ort. Von einer raschen Sanierung des Badeschlosses und der anderen Häuser will er nichts wissen; lieber erzählt er von dem Plan, in der Altstadt eine Talstation zu errichten und damit das Ortszentrum mit dem Graukogel und dem Golfplatz zu verbinden. Gondeln, die auf Schienen fahren, gehören mit zum Konzept. Rund 100 Millionen Euro soll das kosten – was allerdings fehlt, sind Investoren.

Taten

Bürgermeister Gerhard Steinbauer (ÖVP) weiß, was er von Duvals Plänen halten soll: Nichts. „Ich messe ihn nicht an seinen Ankündigungen, sondern an seinen Taten – und die sprechen für sich.“ Mehr will er dazu nicht sagen. „Dafür habe ich keine Zeit und keine Lust“, richtet er dem KURIER aus. Fast scheint es, als habe man das Zentrum aufgegeben.

Bad Gastein im April. Der Ort ist in einen Zwischensaison-Tiefschlaf verfallen. Die Kabinen der Stubnerkogel-Bahn sind abgenommen, die Freunde des Schnapses heim nach Skandinavien gefahren und die Wanderer noch nicht eingetrudelt. Die wenigen Geschäfte, die nicht Betriebsurlaub haben, öffnen erst um 15 Uhr.

Ein Schild weist den Weg vom Bahnhof zum Zentrum; jemand hat das Wort Zentrum übersprayt. Zentrum gibt es im einstigen „Monaco der Alpen“, wo Könige und Künstler promenierten, schon lange keines mehr. Das frühere Nobelhotel Badeschloss? Eine Ruine, schon vor dem Brand.

Das Haus Austria, in dem vormals Gemeindeamt, Museum und Lesesaal untergebracht waren? Mit Sperrzäunen abgeriegelt. Das ehemalige Hotel Straubinger, in dem Eckart Witzigmann Koch lernte? Verbarrikadiert.Die Post? Geschlossen.Das Kongresszentrum? Steht ungenützt leer. Und das Sterben steckt an: Die Alpinschule geschlossen, das k&k-Cafe geschlossen, die Weinbar geschlossen. Apotheke, Friseur und Trafik sind schon vor Jahren weggezogen. Auch der Besitzer des Kurhotels Mirabell mit 68 Zimmern und fünf Speisesälen gibt auf. „Zu verkaufen“ steht im Fenster. „Es ist schade, aber dieser Teil des Ortes stirbt aus“, sagt ein Einheimischer.

Bad Gastein bastelt sich mittlerweile ein neues Ortszentrum, oben beim Bahnhof, nahe der Talstation der Stubnerkogelbahn. Hier blüht der Tourismus, hier reihen sich Bars an Bettenburgen. Man wird das Schild Zentrum wohl bald umdrehen müssen.

Kommentare