Polizeianwärter: Sieben von acht scheiterten beim Test

Polizeianwärter: Sieben von acht scheiterten beim Test
Nur 199 von 1620 Bewerbern schafften Prüfung - jeder Dritte scheiterte beim Deutsch-Test.

1620 junge Österreicher bewarben sich seit Jahresbeginn bei der Polizei. Aber nur 199 schafften die Aufnahmeprüfung zur Ausbildung an der Sicherheitsakademie (siehe Grafik). Der Hauptgrund dieser extrem hohen Drop-out-Rate waren eklatante Schwächen bei der deutschen Sprache. Denn ein Drittel der Prüflinge scheiterte am – nicht sehr schwierigen – schriftlichen Deutsch-Test. Die anderen Bewerber waren physisch oder psychisch nicht geeignet.

Die sprachlichen Defizite wurden jetzt im Zuge einer parlamentarischen Anfrage des SPÖ-Abgeordneten Rudolf Plessl aufgedeckt. Der Parlamentarier ist auch Bürgermeister in Untersiebenbrunn (NÖ). Vor seiner Politkarriere war Plessl 26 Jahre lang Polizist: "Ich wollte mir einen Überblick verschaffen. Es stellte sich die Frage, ob das Aufnahmeverfahren noch zeitgemäß ist." Dass Deutsch jedoch die größte Hürde für angehende Polizisten ist, hätte auch der, seit 2008 vom Dienst freigestellte Exekutiv-Beamte, nicht erwartet.

Pflichtfach Deutsch

Herbert Leisser, Schulungsreferent der Polizeigewerkschaft (FSG), sieht sich in seiner Kritik bestätigt und nimmt kein Blatt vor den Mund: "Wir sind jetzt so weit, dass in der Ausbildung Deutsch als Unterrichtsgegenstand eingeführt werden muss. Es dürfen aber nur externe Lehrer unterrichten, keine Polizisten. Denn jene, die sich anbieten, wollen nur eine ruhige Kugel schieben." Und FSG-Vorsitzender Hermann Greylinger geht mit der österreichischen Bildungspolitik hart ins Gericht: "Bei den Deutsch-Tests scheitern sogar viele Maturanten. Aus sieben Anwärtern bleibt schließlich ein Polizei-Schüler übrig. Da fällt mir zum Bildungssystem nicht mehr viel ein." Im Jahrgang 2014 sank das ohnehin desaströse Verhältnis sogar auf acht zu eins.

Das Innenministerium will die hohe Drop-out-Rate nicht kommentieren, unterstreicht aber das hohe Interesse am Polizisten-Beruf. Denn in den vergangenen Jahren meldeten sich wesentlich mehr Bewerber, als offene Planstellen zur Verfügung stehen. Auch weil das Ministerium auf teure Werbekampagnen setzte. Sprecher Karl-Heinz Grundböck zu den daraus resultierenden Vorteilen: "So können wir aus den Besten wählen. Nachwuchsprobleme hat die Exekutive keine." Womit das Versprechen von Innenministerin Johanna Mikl-Leitner, bis 2018 rund 1000 zusätzliche Polizisten in den Dienst zu stellen, halten dürfte: "Dafür garantiere ich."

Laut FSG beträgt der Bewerber-Anteil mit Migrationshintergrund 15 Prozent. Diese Gruppe ist für das Abschneiden nur am Rande verantwortlich. Gewerkschafter Greylinger: "Deutsch-Defizite sind ein generelles Problem."

Lehrer-Anwärter: Deutsch als Stolperstein

Nicht nur Österreicher, die zur Polizei wollen, haben Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache. Auch für Lehrer-Anwärter erweist sie sich häufig als Stolperstein. Mehr dazu lesen Sie hier.

Polizeianwärter: Sieben von acht scheiterten beim Test

Herbert Leisser ist Schulungsreferent der Polizeigewerkschaft. Er kritisiert die aktuellen Aufnahme-Kriterien.

KURIER: Hürde Deutsch-Test. Woraus besteht dieser schriftliche Aufnahme-Teil?
Herbert Leisser:
Aus einem Diktat, einem schriftlichen Teil wo eingebaute Fehler angekreuzt werden müssen, leichten Grammatikfragen, sowie einem Intelligenz- und Persönlichkeitstest. Jeder Dritte scheitert dabei.

Welche Kriterien sind für eine Aufnahme an der Polizei-Akademie noch entscheidend?
Ein makelloser Leumund, ein persönliches Gespräch, Sport-, Beweglichkeits- und Koordinationstests, sowie eine ärztliche Untersuchung.

Wie sieht es mit der Physis der Anwärter aus?
Nicht so schlecht, aber Schwimmen wird zunehmend zum Problem.

Sie fordern während der Ausbildung zum Polizisten Deutsch als Unterrichtsfach. Ein Armutszeugnis für unser Bildungssystem?
Natürlich. Aber ich kann etwa mit kroatischen Wurzeln ein sehr guter Polizist werden. Dann muss Deutsch eben professionell an der Akademie gelehrt werden.

Wie wichtig ist Deutsch für den Polizeidienst?
Eine ordentliche Rethorik gilt als Fundament für seriöse Arbeit.

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