Auf Reste des NS-Lagers in Graz kommen Gärten

Ein Teil des Bunkers Gelände des NS-Lagers
Mauthausen Komitee pocht auf Denkmalschutz, doch die Stadtpolitik bleibt bei ihrem Plan. Im Bund prüft man die "sensible Materie".

Im "Lager V" wurden mindestens 35 Menschen erschossen. Das ist historisch belegt und nachweisbar. Rund 6000 Menschen, die meisten von ihnen ungarische Juden, machten Zwischenstation in dem Lager, ehe sie weitergetrieben wurden - in das KZ Mauthausen.

Das "Lager V" wird heute "Lager Liebenau" genannt, und war ein NS-Zwangsarbeiterlager. Im Zuge der Bauarbeiten für das neue Murkraftwerk in Graz wurden Reste gefunden, freigelegt, zum Teil zugeschüttet doch von einer Unterschutzstellung wegen der sensiblen Vergangenheit ist keine Rede: Auf der Fläche sollen Schrebergärten entstehen.

Das macht dem Mauthausen Komitee Österreich schwer zu schaffen. In einem Brief an die Stadt Graz und an das Kulturministerium bittet der Vorsitzende, Willi Mernyi, um mehr Sensibilität. "Wir ersuchen um Unterstützung zur Bewahrung dieser Erinnerungsstätte, in dem sie unter Denkmalschutz gestellt wird." So könne das Gedenken an die Opfer gewahrt werden. Er regt an, einen "Ort des Lernens, der Erinnerung und der Mahnung" einzurichten.

Doch Bürgermeister Siegfried Nagl und Kulturstadtrat Günter Riegler, beide ÖVP, geben dem Komitee wenig Anlass zur Hoffnung. In ihrer Antwort, datiert mit 4. September, verweisen die Politiker darauf, dass die Geschichte des "Lagers Liebenau" gut erforscht sei und auf dem weitläufigen Gebiet bereits seit Jahrzehnten gebaut worden sei: "Auf dem Gelände befinden sich heute große Gemeinde- und Genossenschaftswohnbauten sowie Heimgärten."

Sobald bei den Bauarbeiten weitere Reste des Lagers entdeckt würden, gäbe es jedoch weitere Untersuchungen. "Auch das Bundesdenkmalamt sieht diese Vorgehensweise als sinnvoll an und erachtet eine weitere Unterschutzstellung als nicht notwendig", schreiben die Politiker. Die Stadt verspricht aber, ein "Kunstwerk und eine entsprechende Erinnerungstafel" aufzustellen.

Keine Änderung

Es bleibe also bei dem Plan, dort Heimgärten zu errichten, ebenso weitere Gemeindewohnungen, präzisiert Nagl-Sprecher Thomas Rajakovics. "Bei den Grabungen hat sich nichts ergeben, das nicht bekannt gewesen wäre." Außerdem sei das Areal seit den 1980-er Jahren sukzessive verbaut worden.

So eindeutig festlegen wie in Graz will man sich in Wien allerdings noch nicht. "Es laufen Gespräche mit den unterschiedlichsten Stellen, darunter auch das Mauthausen Komitee", heißt es aus dem Kulturministerium. "Das ist eine total sensible Materie, es ist uns wichtig, von allen Beteiligten Informationen zu erhalten." Derzeit prüfe das Bundesdenkmalamt außerdem noch "unterschiedliche Optionen".

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