Diese Gäste sind nicht willkommen

Asylantenunterkunft in Bad Hofgastein Bild: Walter Schweinöster
In Bad Hofgastein ärgert man sich über ein Asylheim mitten im Zentrum.

Deutsche, Italiener, Niederländer, Russen – die kennt man in Bad Hofgastein. Aber Tschetschenen, Bangladeschi und Pakistani?

Das ist neu.

Bad Hofgastein im Salzburger Pongau. 6750 Einwohner auf 859 Meter Höhe. 145.000 Gäste kommen jedes Jahr in die international bekannte Kur- und Wintersportgemeinde. Die sind willkommen. Die 15 Asylwerber, die seit Anfang Dezember hier hausen, eher weniger.

Die Trafikantin schüttelt schon beim Erwähnen der Flüchtlinge verständnislos den Kopf. Und der Herr an der Bar sagt: „Weißt, wo die hingehören? Auf den Ingelsberg.“ Der Ingelsberg ist aufgrund akuter Felssturzgefahr behördlich gesperrt.

„Keine Freude“

Diese Gäste sind nicht willkommen
Asylantenunterkunft in Bad Hofgastein (Kurhaus Bräu-Moser) Bild: Walter Schweinöster
Auch Bürgermeister Friedrich Zettinig war anfangs wenig erfreut darüber, dass 15 Asylwerber aus Traiskirchen in seine schöne Gemeinde ziehen sollen. Noch dazu ausgerechnet ins Zentrum von Bad Hofgastein, neben das Hotel „Salzburger Hof“ und nur einen Steinwurf von dem Denkmal für Kaiser Franz I. entfernt. In ein tausend Jahre altes, unter Denkmalschutz stehendes Gebäude, in dem sich im Mittelalter der Gerichtssitz befand.„Wir haben damit keine Freude, wir sind ein Kurort“, sagte Zettinig nach der Entscheidung. „Aber ich habe es nicht verhindern können.“
Diese Gäste sind nicht willkommen
Bad Hofgastein: Bürgermeister Friedrich Zettinig Bild: Walter Schweinöster
Zwei Wochen später klingt das schon anders. „Ich habe mir die Männer angeschaut. Sie sind in Ordnung. Schüchtern halt. Sehr ruhig, aber nett. Wichtig ist: Sie vertragen sich. Und alle haben’s einen Beruf erlernt.“

Um die Männer zu beschäftigen, will er sie für gemeinnützige Arbeiten einsetzen, etwa zum Schneeschaufeln. Und er hat für sie eine pensionierte Lehrerin engagiert, die ihnen ein wenig Deutsch beibringen soll.

Den 15 Männern aus dem Osten gefällt es im Salzburger Kurort, auch wenn sie noch mit der Kälte kämpfen, mit der sie hier empfangen wurden – und damit sind nicht nur die Außentemperatur und das kalte Wasser gemeint, das in der Küche aus der Leitung fließt.

Im Trachten- und Modegeschäft vis-à-vis der neuen Asylunterkunft ist Chef Othmar Lindenthaler empört. „Warum hat man die Flüchtlinge nicht am Ortsende untergebracht? Dann gebe es weniger Reibungspunkte und es könnte nichts passieren!“

In der „Dorfstuben“ gleich ums Eck glaubt man zu wissen, wer daran schuld ist: der Bad Gasteiner Holzhändler Josef Pichler, der das denkmalgeschützte, aber zuletzt leer stehende Haus vor zwei Jahren kaufte und darin angeblich neue Wohnungen errichten wollte. Als ihm das verwehrt wurde, ließ er die Asylwerber einziehen. „Zu Fleiß“, wie man im Wirtshaus sagt.

„So ein Blödsinn“, kontert Pichler. Er führe in Bad Gastein seit zwölf Jahren ein Asylheim für 70 Menschen; daher sei das Land Salzburg in der aktuellen Asylsuche auf ihn zugekommen. Überhaupt verstehe er die Aufregung nicht. „Es braucht sich niemand fürchten. Diese 15 Flüchtlinge fallen doch gar nicht auf. Und wer sagt, dass Asylheime immer möglichst abgeschieden sein müssen?“

Mittlerweile kann sogar Bürgermeister Zettinig der zentralen Lage der Unterkunft Positives abgewinnen. „So haben wir sie wenigstens besser unter Kontrolle.“

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