Aleviten als Religionsgemeinschaft anerkannt

Erste Neuaufnahme seit den Zeugen Jehovas 2009

Die Aleviten sind ab sofort Österreichs 15. anerkannte Religionsgemeinschaft. Eine entsprechende Verordnung von Kulturministerin Claudia Schmied (S) wurde gestern, Mittwoch, im Bundesgesetzblatt veröffentlicht. Die "Islamische Alevitische Glaubensgemeinschaft in Österreich (ALEVI)" zeigte sich darüber am Donnerstag hoch erfreut und kündigte eine feierliche Danksagung an.

"Mit dieser rechtlichen Anerkennung und Gleichstellung mit anderen Religionen hat Österreich Geschichte geschrieben", hieß es in einer Aussendung der Aleviten. Die letzte derartige Anerkennung betraf 2009 die Zeugen Jehovas. Die Aleviten haben damit unter anderem die Möglichkeit für einen regulären Religionsunterricht in den Schulen.

Feier am Sonntag

Die Angehörigen der Glaubensgemeinschaft feiern die Anerkennung am kommenden Sonntag um 13 Uhr im "Mozaik Eventcenter" in Wien-Floridsdorf. Vertreter anderer Religionsgemeinschaften und der Politik wurden eingeladen. Zusagen gebe es vom Wiener Weihbischof Franz Scharl in Vertretung von Kardinal Christoph Schönborn sowie von Ministerin Schmied und Staatssekretär Sebastian Kurz (V), vermeldete Kathpress.

Man bekenne sich zur österreichischen Rechtsordnung und zur Trennung von Religion und Staat, hieß es in der Aleviten-Aussendung. Die gleichberechtigte Behandlung der Aleviten mit Sunniten und Schiiten sei ein entscheidender Faktor für die erfolgreiche Integration der Muslime in Österreich und ganz Europa.

Bereits Anfang April wurde seitens des zuständigen Ministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur mitgeteilt, dass alle Kriterien für die volle Anerkennung der Aleviten als Religionsgesellschaft erfüllt seien. Einen entsprechenden Antrag gab es seit 2010.

In den Erläuterungen wurde zu den Erfordernissen festgehalten, dass das Alevitentum über den nötigen Bestand seit mindestens 100 Jahren verfügt und in Österreich seit zumindest 20 Jahren als Kulturverein aktiv ist, wo auch die Religionsausübung geschieht. Aus dem "mit Originaldokumenten unterlegten Mitgliederverzeichnis" gehe hervor, dass die Glaubensgemeinschaft in Österreich insgesamt 17.351 Mitglieder hat und daher die derzeit geltende Mindestmitgliederzahl von 16.861 übersteigt.

Die Religionsgemeinschaft selbst spricht von 80.000 Aleviten in Österreich. Für Europa gibt ALEVI die Gläubigenzahl mit zwei Millionen an, dazu kämen rund 25 Millionen in der Türkei und weltweit 80 Millionen Aleviten.

Unstimmigkeiten

Die Anerkennung ist von Unstimmigkeiten unter den verschiedenen Strömungen des Alevitentums begleitet. ALEVI selbst ging laut Kathpress aus dem "Kulturverein der Aleviten in Wien" hervor, der sich dann als "Islamische Alevitische Glaubensgemeinschaft in Österreich" (IAGÖ) neu konstituiert hat und in der Folgen den Status eine "religiösen Bekenntnisgemeinschaft" erhielt. Religiös gesehen wird diese Gruppe zum liberalen Teil der Schia gezählt.

Eine anderer Teil der Aleviten wird durch die "Förderation der Aleviten-Gemeinden in Österreich" repräsentiert. Ihre Berufung gegen die Nicht-Anerkennung als "religiöse Bekenntnisgemeinschaft" liegt derzeit zur Behandlung beim Verwaltungsgerichtshof. Schließlich gibt es als dritte Gruppe die sogenannten "Altaleviten", der viele Kurden angehören und religiös nicht mehr als Teil des Islam gelten. Auch diese Gruppe hat den Status einer "religiösen Bekenntnisgemeinschaft" beantragt.

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