Ärztekammer fordert totales Rauchverbot

Rauchen, auch im Kaffehaus soll bald der Vergangenheit angehören, fordert die Ärztekammer.
Der derzeitige Nichtraucherschutz in der Gastronomie sei nicht wirksam.

Die Österreichische Ärztekammer (ÖÄK) schließt sich den jüngsten Forderungen steirischer Politiker nach einem generellen Rauchverbot in der Gastronomie an. Der in Österreich gewählte Weg getrennter Bereiche sei nicht ausreichend wirksam, weshalb ein durchgehender Raucherschutz in der Gastronomie dringend geboten sei, betonte der Leiter des ÖÄK-Referats für Sozial- und Vorsorgemedizin, Gert Wiegele, am Mittwoch in einer Aussendung.

Neben der generellen gesundheitspolitischen Präventionsnotwendigkeit seien dafür auch Überlegungen des Arbeitnehmerschutzes ausschlaggebend, argumentiert die Ärztekammer. „Wichtig ist, für die Beschäftigten in den Gaststätten ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das die Gesundheit nicht beeinträchtigt und die Arbeitnehmer nicht permanent zum Passivrauchen zwingt“, sagt Wiegele.

Unklare gesetzliche Regelung

Im Hinblick auf die in den Nichtraucherschutz getätigten Investitionen müsse sich die Politik mittelfristig steuerliche Lösungen einfallen lassen, um die Gastronomie für eine „unzureichende und halbherzige Präventionsstrategie schadlos zu halten“. Erst am Montag haben Wirte beim Verfassungsgerichtshof eine Klage wegen mangelnder Rechtssicherheit eingebracht.

Die bisherige Regelung sei weder Fisch noch Fleisch, getrennte Bereiche böten keinen ausreichenden Schutz. kritisoiert auch die Ärztekammer. „Wir wissen, dass die Feinstaubbelastung in abgetrennten Nichtraucherbereichen etwa halb so hoch ist wie in den Raucherbereichen. Gesundheitsschutz sieht anders aus.“ Die einzig gangbare Lösung sei daher ein striktes Rauchverbot, wie es in anderen europäischen Ländern schon lange umgesetzt sei.

Land der jugendlichen Raucher

Zusätzlich müsse die Prävention forciert werden, forderte Wiegele: „Der jüngste OECD-Bericht müsste eigentlich sämtliche Alarmglocken schrillen lassen. Über ein Viertel der 15-jährigen Burschen und Mädchen rauchen regelmäßig. Österreich hält hier seit Jahren einen traurigen Rekord und liegt an der Spitze der EU-Staaten.“

Alarmierend sei auch das sinkende Einstiegsalter junger Raucher, das bei etwa elf Jahren liege. Mehr Aufklärung und Prävention, aber auch vorbildhaftes Verhalten seitens der Erwachsenen und ein Rauchverbot im öffentlichen Raum seien unabdinglich. „Die Politik muss endlich ein klares Bekenntnis zum Nichtraucherschutz abgeben“, sagte der Leiter des Vorsorge-Referats in der Österreichischen Ärztekammer abschließend.

Rauchen ja, aber nicht in der eigenen Wohnung. Eine große Mehrheit der Österreicher lehnt das Rauchen in ihrem Heim ab. Auch ein gesetzliches Rauchverbot in den eigenen vier Wänden würden laut einer Unfrage des Online-Portals ImmobilienScout24 nur die wenigsten begrüßen.

Vier von zehn Österreichern greifen regelmäßig zum Glimmstängel, allerdings Zigarettenkonsum in den eigenen Räumlichkeiten ist in 72 Prozent der Haushalte tabu. Bei mehr als der Hälfte der 514 Befragten, 55 Prozent, herrscht absolutes Rauchverbot im Innenbereich, jeder Sechste gestattet das Qualmen lediglich in Ausnahmefällen.

Zigarettenpause draußen

Von den Rauchern finden viele das Rauchen im Innenbereich zwar in Ordnung, viele treten für ihre Zigarettenpause jedoch lieber vor die Tür (50 Prozent). Immobilieneigentümer verbieten Zigaretten in den privaten Räumlichkeiten viel eher als Mieter (71 Prozent gegen 59 Prozent).

Der Hauptgrund, der gegen das Rauchen daheim spricht ist die Geruchsbelästigung (77 Prozent). Auch die Gesundheitsschädigung für sich selbst und andere (61 Prozent) und die Verschmutzung durch den Rauch (60 Prozent) empfinden viele als störend, Frauen mehr als Männer. Allerdings ist nur jeder Fünfte wegen der möglichen Brandgefahr besorgt. Aus Sicht von immerhin einem guten Zehntel der Befragten gibt es überhaupt keine Argumente gegen das Rauchen in der eigenen Wohnung oder im eigenen Haus.

Ein Rauchverbot in den eigenen vier Wänden, wie es in manchen US-amerikanischen Städten bereits umgesetzt wurde, lehnen 73 Prozent strikt ab. Jüngere würden das jedoch eher begrüßen als ältere Befragte (19 Prozent der 18- bis 29-Jährigen gegen 14 Prozent der 50- bis 65-Jährigen).

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