Ärzte auf Urlaub: Keine stille Nacht in der Ambulanz

APAKMA18 - 16062008 - WIEN - OESTERREICH: ZU APA TEXT II - Hinweisschild zur Ambulanz im Wiener AKH am Dienstag, 16. Juni 2008. APA-FOTO: ROBERT NEWALD
Weil viele Haus- und noch mehr Kinderärzte urlauben, strömen die Patienten in die Spitäler.

Natürlich sind wir während der Weihnachtsferien überfüllt“, sagt Peter Voitl, Kinderarzt in der Donaustadt. „Routinekontrollen wie etwa Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen führen wir deshalb in dieser Zeit nicht durch.“

Voitl ist einer von nur vier Kinderärzten mit Kassenvertrag im 22. Bezirk, die an den Werktagen zwischen Weihnachten und Neujahr offen haben. In anderen Bezirken sieht es kaum besser aus: Im ganzen 15. Bezirk gibt es gar nur einen Kinderarzt, der in dieser Zeit seine Praxis aufsperrt. Er ist theoretisch für 10.000 Kinder zuständig. Und an den Feiertagen hat ohnehin kein Kinderarzt offen. Das ergab die Recherche der Wiener Patientenanwaltschaft in drei Wiener Bezirken mit einem vergleichsweise hohen Kinder-Anteil.

„Es kann nicht sein, dass in den Weihnachtsferien der Betrieb so drastisch heruntergefahren wird“, sagt Patientenanwältin Sigrid Pilz. „Denn gerade in dieser Zeit sind besonders viele Kinder krank.“

Die Folgen: Stundenlange Wartezeiten in den wenigen offenen Ordinationen und vor allem in den Spitalsambulanzen, wohin viele Eltern ausweichen. Im Wiener Krankenanstaltenverbund rechnet man schon mit einem erhöhten Zustrom. Alles andere als ein friedliches Weihnachten für die dortigen Ärzte. „Was uns aber zugute kommt, ist, dass in den Ferien viele Wiener Urlaub machen“, sagt eine Sprecherin.

Bei der Patientenanwaltschaft fordert man jedenfalls ein spezielles Notdienst-Rad nach Vorbild der Apotheken. Die dafür eingeteilten Kinderärzte sollten auch Hausbesuche machen. „Denn es macht nicht wirklich Sinn, mit einem kranken Kind raus in die Kälte zu gehen und dann in der Ordination oder Ambulanz stundenlang warten zu müssen“, sagt Pilz.

Daran wird bereits gearbeitet, betont man in der Ärztekammer. Vermutlich im ersten Quartal 2013 wird es einen speziellen Kinderärzte-Notdienst geben. Er soll mit zwei Ärzten besetzt werden, die für die Versorgung in der Nacht, an Sonn- und Feiertagen zuständig sind. Und: „Viele der Beschwerden der Kinder – etwa Mittelohrentzündungen – können auch vom allgemeinen Ärzte-Notdienst behandelt werden“, betont Wolfgang Werner von der Ärztekammer.

Praktische Ärzte

Und wie sieht es bei den Hausärzten aus? Genaue Zahlen gibt es bei der Ärztekammer keine. „Gemäß unserer 50-Prozent-Regelung sorgen wir aber dafür, dass auch während der Ferien die Hälfte der praktischen Ärzte ihre Ordination offen haben“, sagt Werner. Dies sei genug, um die Versorgung sicherzustellen. Für jeden Arzt, der urlaubt, gebe es eine Vertretung. Und dazu eben noch den Notdienst (Tel. 141). „Auch wir Ärzte haben ein Recht auf Freizeit. Man kann nicht verlangen, dass wir mit unserer hundsmiserablen Honorierung rund um die Uhr arbeiten“, sagt der Arzt.

Auch er rechnet in den nächsten Tagen mit vollen Ambulanzen. „Das Problem ist: Viele Patienten gehen mit Bagatellen ins Spital. Die Folge: Auch Patienten mit ernsten Beschwerden müssen länger warten.“

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