400 Biker fahren für Opfer des Amokläufers

Jürgen Barth ruft zur Teilnahme an der Fahrt auf
Gedenken: Union der Vorarlberger Motorradclubs will sich mit Ausfahrt von Gewalttaten distanzieren.

Es war das 30. Fest des Vorarlberger Motorradclubs "The Lords", dass sie am vergangenen Wochenende organisiert hatten. Zur letzten Auflage der Biker-Party in Nenzing freuten sich die Organisatoren zunächst über perfektes Wetter und gute Stimmung. In der Nacht auf Sonntag wurde der Event von Gregor S. jedoch in ein Blutbad verwandelt. Zwei Gäste starben im Kugelhagel aus seinem Kalaschnikow-Nachbau. Elf Menschen wurden zum Teil schwer verletzt.

Der Täter richtete sich selbst, nachdem vier "Lords", wie berichtet, den 27-Jährigen gestellt hatten, obwohl der auf sie feuerte. Die Helden von Nenzing verhinderten Schlimmeres. Zurück blieben geschockte Besucher, aber auch den Bikern des Motorradclubs steckte der Schrecken tief in den Knochen.

Freitagabend möchten die in der Biker Union organisierten Vorarlberger Motorradclubs ein Zeichen setzen: "Wir wollen den Angehörigen der Opfer zeigen, dass wir so etwas nicht unterstützen. Die ganze Szene ist erschüttert und will Zusammenhalt zeigen. Wir hatten selbst vor zwei Wochen ein großes Fest. Das hätte bei jedem passieren können", sagt Jürgen Barth, Sprecher der Vorarlberger Hells Angels.

Die Rocker rufen zu einer Gedenkfahrt auf, die von Rankweil zum Tatort in Nenzing führen soll. Dort soll der Opfer gedacht werden. Barth schätzt, dass mindestens 400 Biker auf der Straße sein werden. Er betont, dass die Ausfahrt nicht nur Mitgliedern von Motorradclubs offensteht, sondern auch allen Freunden und Bikern ohne Clubbezug.

An der Gedenkfahrt sollen auch einige der Überlebenden des Amoklaufs teilnehmen. "Uns haben Frauen angerufen, die gefragt haben, ob wir für sie Plätze auf den Motorrädern haben. Sie wollen das Ganze so verarbeiten", erzählt der Angels-Sprecher.

Opfer fahren mit

Auch Verletzte hätten sich aus den Krankenhäusern gemeldet: "Sie möchten, dass wir ein Auto für sie organisieren, damit sich auch teilnehmen können." Eines der Schussopfer befindet sich laut Polizei nach wie vor in künstlichem Tiefschlaf und kritischem Zustand.

Der Täter hatte einen Neonazi-Hintergrund, hat sich laut Polizei jedoch 2013 von dem Skinhead-Netzwerk "Blood and Honour" losgesagt und sei seit 2010 nicht mehr auffällig gewesen. Darum steht die Biker-Ausfahrt am Freitag nicht in erster Linie im Zeichen einer Distanzierung gegen Rechts, wie Barth auf Nachfrage erklärt: "Wir halten nichts von der rechtsradikalen Szene. Das hat der als Einzelperson getan. Aber wir distanzieren uns in voller Stärke von Rechts."

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