20 Prozent mehr Verkehrstote als 2013

In Österreich nimmt die Zahl der Verkehrstoten zu.
Besonders im Ortsgebiet nehmen Unfälle zu - Experten drängen Politik zu reagieren.

Bis Ende Mai ließen auf Österreichs Straßen 186 Menschen ihr Leben. 20 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. "Raserei und Ablenkung sind die Hauptursachen", erklärt Othmar Thann, Direktor des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KfV). Und jetzt steht das traditionell unfallträchtige Pfingstwochenende vor der Türe.

Während Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (wie jedes Jahr) ankündigte, "gegen Raser, Drängler, Alko- und Drogenlenker konsequent einzuschreiten", wächst der Druck auf Verkehrsministerin Doris Bures. Denn laut Experten wird dem zweithäufigsten Unfallauslöser – der Ablenkung des Lenkers – zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt.

20 Prozent mehr Verkehrstote als 2013

Bereits im April forderten das KfV und der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) massive Tempo-Vergehen, das Ignorieren der Gurtenpflicht und Telefonieren während der Fahrt in die Liste der Vormerkdelikte aufzunehmen. Zur Erklärung: Lenker, die in zwei Jahren drei Vormerkdelikte begangen haben, verlieren für drei Monate den Führerschein.

Ministerinnen uneinig

Auf KURIER-Anfrage bestätigte Ministerin Bures am Donnerstag jedoch, dass "beim Vormerksystem derzeit keine Änderungen geplant sind". Bures weiter: "Für das Telefonieren am Steuer ohne Freisprecheinrichtung wurde die Strafe aber von 25 auf 50 Euro angehoben."

Keine Zustimmung aus dem Verkehrsministerium gibt es bisher zum Vorschlag der Innenministerin, Handy-Telefonierer zukünftig anhand der Beweisfotos aus den Radarboxen anzuzeigen. Denn im Gegenzug fordert die Verkehrsministerin eine flächendeckende Video-Überwachung der nicht funktionierenden Rettungsgasse.

Vor allem aber im Ortsgebiet, so Untersuchungen des KfV, ignorieren Lenker immer häufiger die Verkehrsregeln. "Im Gemeindegebiet stieg die Zahl der durch Unfälle Getöteten gegenüber dem Vorjahr um 70 Prozent", spricht Thann von rasant wachsender Disziplinlosigkeit der Lenker. In Tempo-30-Zonen sind 74 Prozent der Kfz-Lenker zu schnell unterwegs, in Tempo-50-Gebieten noch immer 48 Prozent. Eine Kollision zwischen Pkw und Fußgänger mit 50 km/h endet für 70 Prozent der Passanten tödlich. Kinder und Senioren sind dabei besonders gefährdet.

Die zweite Gruppe der gefährdeten Verkehrsteilnehmer sind die Zweiradfahrer. Denn das Schönwetter der kommenden Tage (Details siehe rechts) wird Tausende Motorradfahrer auf die Straßen locken. Im Vorjahr kamen bei Unfällen 84 Biker ums Leben. Tendenz auch hier stark steigend. "Besonders gefährdet sind die Späteinsteiger ab dem 39. Lebensjahr. Das Unfallrisiko dieser Gruppe ist 23-mal höher als beim Durchschnitt aller Motorradlenker. Auch bei den Zweirädern kündigte Innenministerin Mikl-Leitner scharfe Kontrollen an.

Hohe Baustellendichte

ARBÖ und ÖAMTC warnen vor dem Pfingstwochenende zusätzlich vor der hohen Baustellendichte. Vor allem auf den Stadtausfahrten von Wien, Graz, Linz und Salzburg muss ab morgen, Samstag mit Behinderungen gerechnet werden. Aber auch Baustellen auf der Westautobahn (Pressbaum, Knoten Steinhäusl) und der Südautobahn (im gesamten Verlauf) verlangen nach Geduld. Stauanfällig sind weiters der Brenner, der Fernpass sowie die Tauern-, Pyhrn- und Rheintalautobahn.

  • Fit und konzentriert fahren

Motorradfahren erfordert höchste Konzentration, nur entsprechend fit und ausgeruht sollte man auf sein Bike steigen. Ablenkungen wie Handy oder Navi können dramatische Auswirkungen haben.

  • Reserven halten

Im Straßenverkehr nie ans Limit gehen – dazu sind Rennstrecken oder Trainingsgelände da. Gegenverkehr, Querverkehr, Rollsplitt in der Kurve oder unerwartete Hindernisse zwingen uns, Reserven zu halten, um in kritischen Situationen entsprechend reagieren zu können.

  • Für andere mitdenken

Fehler anderer auszugleichen und defensiv zu fahren bedeutet, für alle anderen entsprechend mitzudenken und heikle Situationen vorauszuahnen. Das ist am Motorrad zwingend notwendig, da es dabei immer um die eigene Haut geht!

  • Gesehen werden

Motorradfahrer werden oft zu spät oder gar nicht wahrgenommen. Gute Beleuchtung, helle Bekleidung (Helm) und "Fahrstreifen behauptendes Fahren" können da helfen. Berechenbar verhalten, nicht hinter Autos unsichtbar werden oder in toten Winkeln aufhalten.

  • Nie ohne Ausrüstung

Helm mit Prüfzeichen, Handschuhe und Stiefel sind das Notwendigste, Motorradjacke und -hose mit Protektoren die einzige Knautschzone. Leder ist abrieb-, Texilbekleidung dafür wetterfester. Beim Kauf auf Sicherheitsmerkmale achten!

  • Technisch guter Zustand

Der richtige Luftdruck, einwandfreie Reifen, eine geschmierte Kette und die Funktion der Beleuchtung müssen laufend vom Fahrer kontrolliert werden. Alles andere sollte man Profis überlassen.

20 Prozent mehr Verkehrstote als 2013
  • Richtige Blicktechnik

Der Richtungsblick, der die Fahrlinie bestimmt, reicht zumindest zwei bis sechs Fahrsekunden voraus. Nach dem Motto: Wohin wir schauen, dorthin fahren wir! Kurze Kontrollblicke auf den Asphalt, den Querverkehr, auf die Armaturen oder in den Rückspiegel scannen das restliche Umfeld – dürfen aber nur kurz vom Richtungsblick abschweifen.

  • Kurventechnik & Schräglage

Kopf in die Kurve drehen, gleichmäßig Gas geben und der Mittellinie fern bleiben – diese Grundsätze garantieren Kurvenspaß. Je nach Radius und Geschwindigkeit drücken oder legen wir das Motorrad in die Kurve. Beide Fahrstile sind notwendig! Das Drücken für enge Kurvenradien und rasche Ausweichmanöver, das Legen für höhere Geschwindigkeiten und größere Kurvenradien.

  • Richtige Bremstechnik für heikle Situationen

Ob mit ABS gebremst wird oder nicht: Das Beherrschen einer akkuraten Vollbremsung mit kurzem Bremsweg ist eine Grundvoraussetzung für sicheres Fahren – auch auf nasser Fahrbahn! Ein Antiblockiersystem ist auf jeden Fall empfehlenswert. Es verhindert das Blockieren der Räder, also kann man scharf bremsen und die maximale Verzögerung abrufen. Im Regelbereich des ABS ergibt sich der kürzeste Bremsweg. Ohne ABS muss man mit der Vorderradbremse gefühlvoll beginnen und stärker werden (progressiver Bremsverlauf), die Hinterradbremse wird nur gleichmäßig leicht betätigt. Dieser Ablauf erfordert Training.

  • Training macht Spaß

Kurvenfahren, Notbremsungen und Ausweichmanöver müssen regelmäßig trainiert werden. Sind solche Techniken automatisiert, hat man in Notsituationen bessere Chancen.

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