16-Jähriger erschoss Gleichaltrigen: "Er ist hin"

Marcels Leiche wurde in einem Waldstück in Ungarn verscharrt.
Mit dem Opa die Leiche im Wald vergraben.

Die Leich’ muss weg", soll sein Großvater gesagt haben, als ihm der Enkel gestand: Er habe seinen Freund erschossen. Der 80-Jährige und der 16-Jährige schafften die in drei schwarze Plastiksäcke gehüllte Leiche nach Ungarn und verscharrten sie im Wald (der KURIER berichtete).

Neun Tage später zeigte der Schulabbrecher Polizisten die Stelle. Die Obduktion ergab: Marcel, ein ebenfalls 16-Jähriger aus Villach, wurde aus einer Distanz von 2,5 Metern von einem Projektil getroffen. "Er hat das Gewehr genommen, auf den Kopf gezielt und abgedrückt", schildert Staatsanwältin Kathrin Heidinger. "Er hat zu seiner Freundin gesagt: ‚Er ist hin.‘"

Diese Freundin, 14, war am 22. Juni 2014 ebenfalls in der Kellerwohnung in Graz, in der Marcel starb. Sie war es, die die Polizei auf die Spur brachte: Sie sei betäubt und vergewaltigt worden, schilderte sie. Und sie glaube, dass da auch jemand gestorben sei.

Wegen Mordes und Störung der Totenruhe ist der 16-Jährige angeklagt. Ein wichtiger Aspekt wird gesondert verhandelt: Vergewaltigung. Abwechselnd mit Marcel soll er die 14-Jährige missbraucht haben.

"Aber sein Freund hat sich als Chef aufgespielt und mit ihr geschlafen, einem Mädchen, an dem er selbst interessiert war", vermutet die Staatsanwältin das Mordmotiv. "Da hat er beschlossen, ihn zu töten." Zugang zu Opas Waffen hatte er, seit frühester Kindheit war der Jugendliche mit auf Schießplätzen.

"Geiselsituation"

Verteidiger Gerald Ruhri will keinen Mord erkennen. "Mein Mandant hat in einer angespannten Ausnahmesituation keinen anderen Ausweg gefunden, als die Waffe zu holen und eine Geisel- und Vergewaltigungssituation zu beenden." Denn sowohl das Mädchen als auch der Grazer seien in Marcels Gewalt gewesen: "Er hat mit der Pistole in der Hand das Kommando übernommen." Durch Kokain und Waffengewalt sei der Angeklagte gezwungen worden, seine Freundin zu missbrauchen.

Die Gaspistole gehörte übrigens früher dem jungen Grazer: Damit soll er im Februar einem Buben in den Kopf geschossen haben. Auch das ist angeklagt.

Der Prozess wird am Dienstag fortgesetzt.

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