Zehnjährige surfte um 6000 Euro

Lena Rohrer aus Gunskirchen, OÖ, nutzte das Internet am Handy ohne Datenpaket. Das kam extrem teuer.
Das Gesetz ist lückenhaft. Jährlich tappen Hunderte Kunden in die Falle.

Die zehnjährige Lena Rohrer aus Gunskirchen, OÖ, hatte ihr erstes Handy bekommen. Ein Smartphone. So eines, wie ihr älterer Bruder schon wenige Monate zuvor. "Damit keiner bevorzugt wird", sagt Vater Gernot Rohrer. Er führt einen kleinen Familienbetrieb. Und deshalb meldete seine Frau das Handy auf das Unternehmen an. "Mit dem selben Vertrag wie für den Sohn", sagte sie dem Verkäufer. Doch eineinhalb Monate später kam das böse Erwachen: Eine Rechnung über 3031,83 Euro. "Die Rechnung ist erst Mitte des Folgemonats gekommen. Damit sind für den laufenden Monat noch einmal 2800,50 Euro angefallen", erinnert sich Gernot Rohrer. Unterm Strich rund 6000 Euro.

Wie es zu diesem exorbitanten Betrag kam, ergab sich aus der Aufstellung der Rechnung. Lena hatte mit dem Smartphone im Internet gesurft und kam dabei auf 1,10 beziehungsweise 1,02 Gigabyte Datenverbrauch.

Kulanzlösung

"Das ergibt pro Megabyte Datenverbrauch einen Betrag in der Höhe von 3,30 Euro", ist Rechtsanwalt Helgar Schneider entsetzt. Möglich wurde dieser Rechnungsbetrag, weil die Familie Rohrer nicht als Privatkunde galt.

"Damit unterliegt sie nicht der Kostenbeschränkungsverordnung", erklärt Eveline Hager, Sprecherin von A1. Sonst wäre bei 60 Euro Datenvolumen die Verordnung in Kraft getreten. Lena hätte ein eine Warnung per SMS erhalten. Bei Unternehmen wird die nur bei ausdrücklichem Wunsch aktiviert. Das Angebot von A1, die Hälfte des Betrages zu zahlen, lehnte die Familie Rohrer ab. "Ich bin ein redlicher Kaufmann", sagt Gernot Rohrer. "Und das erwarte ich auch von anderen."

Nach umfangreichem Schriftverkehr zwischen Anwalt Schneider und der Rechtsabteilung von A1 gibt es nun doch eine Lösung. Man einigte sich auf eine Zahlung über 500 Euro.

"Der Fall zeigt, dass Handybetreiber bei Schockrechnungen einen Prozess wie der Teufel das Weihwasser vermeiden wollen", sagt der Anwalt. Und der Fall der Familie Rohrer ist kein Einzelfall. "Es gibt österreichweit jährlich wohl immer noch Hunderte, wenn nicht sogar Tausende Schockrechnungen. Ich betreue derzeit jedenfalls mehrere Opfer."

Unter anderem einen Studenten aus Dornbirn. Dem wurde bei einem Barcelona-Urlaub das Handy gestohlen. Die Diebe schafften es, die Sperre aufzuheben und führten dann mit dem Anschluss des Studenten Dutzende Anrufe in afrikanische Länder. Das Ergebnis: Eine Rechnung über 17.000 Euro. Denn der Student erstattete erst drei Stunden nach dem Diebstahl Anzeige.

"Wie kann es sein, dass hier beim Betreiber nicht alle roten Lampen blinken, wenn innerhalb kürzester Zeit so ein Betrag zusammenkommt?", fragt sich Schneider. Und er sieht die Politik gefordert. Die zuständige Ministerin Doris Bures hat zwar bereits mit Kostenlimits für Private reagiert. Schneider geht das aber nicht weit genug. Und das sieht auch ÖVP-Bundesrat Magnus Brunner so. Er stellte eine Anfrage an die Ministerin. Das Ministerium selbst gab keine Stellungnahme zum Thema ab.

Laut Kriminalstatistik wurden 2012 in Österreich 521 Handys gestohlen. Die Anzahl der verlorenen oder verlegten Mobiltelefone ist um ein vielfaches höher. Da sich alle Anbieter mit diesem Problem auseinandersetzen müssen, gibt es immer vielfältigere Möglichkeiten, das Telefon zu schützen.

PIN-Schutz von gestern

Bei der ersten Generation der Handys war der PIN in Sachen Sicherheit noch das Nonplusultra. Problem dabei ist aber, dass die Handys, wenn sie verloren gehen oder gestohlen werden, meist eingeschaltet sind. So kann jeder auf alle Anwendungen uneingeschränkt zugreifen. Sicheren Schutz bietet in diesem Fall nur eine Displaysperre. "Kunden können diese Sicherheitsmaßnahme selbstständig unter Einstellungen am Handy vornehmen", sagt Tom Tesch vom Netzbetreiber "Drei". Aber auch Sicherheits-Apps sind laut dem Experten sinnvoll.

Diese Applikationen ermöglichen das Orten und Sperren des Handys aus der Ferne. Sollte das Handy gestohlen werden, kann eine spezielle Tracking-Software den Standort des Telefons alle paar Stunden orten. Kurz vor der Urlaubszeit ist es auch gut zu wissen, dass diese Technik auch im Ausland funktionieret. Aber egal wo das Handy abhanden kommt, eine sofortige Sperre verhindert großen Ärger.

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