Zehn Milliarden Silikonteile jährlich

Diese Spezialmaschinen der Schwertberger Firma Engel kosten zwischen 300.000 und 600.000 Euro.
Das Marchtrenker Unternehmen ist der weltweit größte Verarbeiter von Flüssigsilikon.

Dort, wo an der Bundesstraße 1 die Stadtgrenzen von Marchtrenk und Wels aufeinanderstoßen, hat sich im Stillen ein Unternehmen entwickelt, das zur Weltspitze gehört. Die Unternehmensgruppe starlim//sterner stellt jährlich rund zehn Milliarden Silikonteile her, sie ist der weltgrößte Verarbeiter von Flüssigsilikon.

"Wir sind nicht so in der Öffentlichkeit", sagt Geschäftsführer Thomas Bründl. "Wir sind zu 100 Prozent im Familieneigentum und daher nicht Drei-Monats-getrieben wie an der Börse gelistete Unternehmen. Uns geht es nicht um möglichst niedrige Lohnkosten, sondern wir sind getrieben von Technologie und Fachpersonal." 1974 gründete Franz Sterner einen Werkzeugbaubetrieb, 1978 wurde das erste Flüssigsilikon-Spritzgießwerkzeug gebaut. Im vergangenen November wurde der 1000. Mitarbeiter aufgenommen, heuer soll die 150-Millionen-Euro-Umsatzgrenze durchbrochen werden.

Silikon von Wacker

Das Silikon wird von Wacker Chemie aus der bayerischen Grenzstadt Burghausen in Fässern nach Marchtrenk geliefert. Dort lagert es im Untergeschoß und wird durch die Decke in das darüberliegende Geschoß gepresst, wo es mithilfe von Spezialmaschinen der Firma Engel aus Schwertberg – sie kosten zwischen 300.000 und 600.000 Euro – in die verschiedensten Kleinteile geformt wird.

So zum Beispiel zu Dichtungen für Steckverbindungen, zu Lenkrad- und Schlüsselschaltern für Audi, zu Schnullern und Flaschensaugern, zu Bauteilen für Computer und Mobiltelefone etc. So werden zum Beispiel auch mehrere hundert Millionen Schutzhüllen für Nadeln hergestellt, um die Krankenschwestern vor Aids zu schützen, wenn sie Spritzen verabreichen. In den USA sind diese verpflichtend vorgeschrieben. Ein weiteres Produkt ist die Hundeleine für die Playmobil-Männchen, die so konzipiert ist, dass sie von Kindern nicht verschluckt werden kann.

47 Prozent der Produktion gehen an Automobilfirmen, 23 Prozent in die Industrie und 30 Prozent an Pharma- und Medizintechnikfirmen. Es werden rund 1000 verschiedene Einzelteile hergestellt. Viele haben lediglich einen Verkaufswert von ein, zwei, drei oder vier Cent. Bei so hohen Stückzahlen ist es natürlich entscheidend, dass keine Fehler passieren. Tatsächlich sind bei einer Million Stück nur 0,7 Prozent fehlerhaft. "Null Fehler gibt es nicht, auch rein statistisch nicht", sagt Bründl.

Produziert wird nur auf Bestellung. "Wir machen nicht alles und nehmen nicht alles an", sagt Bründl. "Die Kunden kommen mit ihren Problemstellungen zu uns und nicht mit der Vorstellung des fertigen Produkts."

Da die wenigsten Firmen heute noch über Lager verfügen, muss zeitlich knapp geliefert werden. Größter Kunde von starlim//sterner ist Tyco Electronics, ein Autozulieferunternehmen mit einem Weltmarktanteil von 20 bis 23 Prozent.

Am Standort Marchtrenk sind 630 Mitarbeiter beschäftigt, 40 davon sind Lehrlinge. "Die Werkzeugmacher sind uns lieber als HTL-Absolventen", sagt der stellvertretende Geschäftsführer Karl Grossalber beim Werksrundgang. Vor allem die Mädchen seien wirklich gut. "Sie heben das Niveau."

Im vergangenen Jahr wurden 13 Lehrlinge neu aufgenommen, 180 haben sich beworben. Zu den Bewerbungsgesprächen werden nicht nur die Jugendlichen eingeladen, sondern auch deren Eltern. Ein fertig ausgebildeter Werkzeugmacher verdient anfänglich zwischen 2000 und 2500 Euro brutto pro Monat.

Die steigende Nachfrage hat die Expansion in andere Länder mit sich gebracht. In Kanada, Deutschland, Italien und China (Taicang am Stadtrand von Schanghai) betreibt das Unternehmen weitere Standorte. Seit 2010 hat sich die Mitarbeiteranzahl verdoppelt. "Es wird aber nichts von Marchtrenk verlagert", sagt Bründl. Die Umsätze werden zu 77 Prozent in Europa gemacht, zu zwölf Prozent in Amerika und zu zehn Prozent in Asien.

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