"Wirtschaftlichkeit wird bei AKW-Plan negiert"

In Tschechien soll Atomkraft forciert werden. In Temelin (Bild) sind aktuell zwei Reaktorblöcke in Betrieb. Die Mitte-Links-Regierung hofft auf einen Ausbau.
Ausbau der Kernenergie: Experten sehen Finanzdesaster voraus.

Die Aussagen des tschechischen Ministerpräsidenten Bohuslav Sobotka zu Atomausbau-Plänen seines Landes sorgten am Wochenende in Österreich für Aufregung. Bei einem Besuch des Kernkraftwerks Dukovany hatte der Regierungschef erklärt, dass die Errichtung von vier neuen AKW-Blöcken geplant sei.

Oberösterreichs Umweltlandesrat Rudi Anschober (Grüne) hegt am Realitätsgehalt der Ankündigung Zweifel. "Mit dem Beschluss der tschechischen Regierung über ein neues Energiekonzept hat das wenig zu tun." Denn darin werde die Errichtung von Atomkraftwerken mit einer Leistung von 20 Terawattstunden vorgeschlagen. "Das sind je nach Leistung höchstens eineinhalb bis zwei Reaktorblöcke." Was genau Sobotka gemeint habe, sei nicht hundertprozentig klar.

Mehr Kernkraft

Unter anderem sieht das tschechische Energiekonzept vor, den Anteil der Kernkraft von aktuell 30 Prozent bis 2040 auf 46 bis 58 Prozent zu erhöhen. Weiters soll die Kernkraft stufenweise die Rolle der Kohlekraftwerke übernehmen. Und im Bereich der Außenpolitik gibt das Konzept als Ziel vor, dass die Kernkraft europaweit als CO²-neutrale Technik akzeptiert werde. Laut Anschober erinnern Sobotkas Äußerungen an den Nationalen Aktionsplan zur Entwicklung der Kernkraft in Tschechien. Dieser habe die Genehmigung von insgesamt vier AKW-Blöcken (zwei in Temelin, zwei in Dukovany) als Ziel formuliert. "Vielleicht sollte der Eindruck entstehen, dass der Aktionsplan (ist noch nicht abgesegnet, Anm.) Bestandteil des Energiekonzepts ist."

Laut Dalibor Strasky, dem Antiatombeauftragten des Landes OÖ, will Tschechien in den kommenden zehn Jahren 1,3 Milliarden Euro allein in die Vorbereitung für den tschechischen Atomausbau investieren. "Die gesamten Investitionskosten für zwei neue Blöcke sollen zwischen neun und 10,7 Milliarden betragen. Allerdings: für diese Summe könnte man derzeit nur einen Block errichten."

Anschober glaubt, dass versucht werde, die Kosten schönzureden. "Das Wirtschaftlichkeitsproblem wird negiert, bei einer Umsetzung wird man in ein Finanzdebakel schlittern."

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