"Wir wollen Hochkaräter"

Meinhard Lukas mit Architekt Maximilian Luger vor dem Universitätsteich, wo eine 400 Quadratmeter große Eventlocation errichtet wird.
Der neue Rektor Meinhard Lukas über Reformen an der Kepler Universität und das Linz Institute of Technology.

Meinhard Lukas ist Professor für Grundlagenforschung am Institut für Zivilrecht der Linzer Johannes Kepler Universität. Mit 1. Oktober wird der 45-Jährige Rektor. Das Interview ist eine Reaktion auf die Äußerungen von Fachhochschulen-Geschäftsführer Gerald Reisinger vom vergangenen Sonntag.

KURIER: Gefällt Ihnen die Idee Reisingers, aus der Fachhochschule eine technische Hochschule zu machen?

Meinhard Lukas:
Das ist Sache der Fachhochschulen. Es ist nicht mein Stil, sie zu bewerten und ihnen Haltungsnoten zu geben.

Fällt ihnen zu den Fachhochschulen sonst nichts ein?

Mir fällt dazu viel ein. Sie haben für den Bildungs- und Wissenschaftsstandort Oberösterreich eine große Verantwortung. Sowohl Fachschulen als auch Universität haben eine wichtige Rolle. Beide haben unterschiedliche gesetzliche Aufträge und einen unterschiedlichen Anspruch. Die Fachschulen sind wichtig bei der anwendnungsorientieren Wissensvermittlung, insbesondere in der Region. Der Auftrag der Universität heisst forschungs- und problemorientierte Bildung auf universitärem Niveau zu vermitteln. Das ist kein besser oder schlechter, sondern ein anders. Es gibt viele, die sich beser in der Fachhochschule aufgehoben fühlen, dann gibt es rund 20.000, die eine universitäre Bildung wollen. Ich halte es nicht für sinnvoll, das eine gegen das andere auszuspielen. Das gemeinsame Ziel beider Einrichtungen ist, dass möglichst viele Oberösterreicher in Oberöstereich studieren und nicht außerhalb des Bundeslandes. Und dass wir möglichst viele Studenten aus anderen Bundesländern und dem Ausland anziehen.

Die Fachhochschulen haben zwar nur 5400 Studenten, aber mit 1400 jährlich mehr Absolventen als die Kepler Uni.

Wir haben einen anderen Anspruch. Uns geht es um ein hohes Niveau, um eine qualitätsorientierte Ausbildung. Daran werden wir nichts ändern, sondern es stets verbessern.

Das andere ist, dass wir bei der Studiendauer und bei den Abschlüssen besser werden wollen. Das bezeichne ich als Qualitätsoffensive in der Lehre. Wir wollen die Inhalte straffen. Man muss nicht alles in der vollen Breite wissen, das ist nicht das Ziel der universitären Bildung. Wir wollen Studierende bei der Prüfungsaktivität fördern und fordern. Hier gibt es ein bewährtes Instrument, das Studienverlaufsmonitoring heisst. Hier geht es um einen individuelleren Kontakt mit den Studierenden.

Bekommt der Student ein Mail oder einen Anruf von der Uni, wenn er nicht studiert? Wie läuft das konkret ab?

Der Vizerektor für Lehre wird sich für jedes Studium, das wir anbieten, einen Studienmanager organisieren, der genau diese Aufgabe hat. Er wird jene Studenten kontaktieren, die hier Probleme haben.

Bei der Technik stellen wir fest, dass Maturanten mit einem ganz unterschiedlichen Level in den Schlüsselkompetenzen Physik, Chemie, Mathematik zum Studiumkommen. Wir wollen diese mit gezielter Fachdidaktik auf ein gemeinsames Level bringen. Es ist wichtig, dass wir jemanden haben, der sie von ihrem Maturaniveau abholt.

Wie geht das vor sich?

Der Studienmanager schaut darauf, dass es in den beiden ersten Semestern ein Angebot gibt, damit jene abgeholt werden, die von der Matura her ein Defizit haben. Sonst schleppen diese Studenten ihr Defizit das ganze Studium mit und sind immer hinten nach.

Was ist Ihr Ziel? Wollen Sie die Zahl der Absolventen verdoppeln?

Die Studierenden, die da sind, sollen schneller abschließen. Das zieht mehr Menschen an, die das studieren wollen. In einer Umfrage der Sparte Industrie der Wirtschaftskammer wurde die Frage gestellt, was für die Auswahl eines Studiums das Wichtigste ist. Die Maturanten haben angegeben, dass die Studiendauer hier im Ranking ganz oben steht.

Eine Zielzahl bei den Absolventen können Sie nicht nennen?

Nein. Wir wollen laufend und substanzell die Zahl der derer, die Technik studieren, erhöhen und für sie attraktiver werden. Das braucht der Wirtschaftsstandort Oberösterreich.

Sie haben kürzlich das Linz Institute of Technology (LIT) vorgestellt, das von manchen als Marketing-Schmäh bezeichnet wird.

Das LIT ist eine starke Marke. Bei Marken geht es immer auch um Marketing. Das muss man an einer Universität betonen, wo auch Marketing gelehrt wird. Das LIT ist aber viel mehr. Es hat eine ganz neue Forschungsstruktur zur Grundlage. Die Universität ist immer auch für eine wissenschaftliche Avantgarde gestanden. Da ist die Informatik aus der Statistik entstanden, da hat sich die Mechatronik entwickelt. Es gab immer fächerübergreifende Kooperationen. Technologischen Fortschritt kann man nur in der Interdisziplinarität weitertreiben. Am LIT vernetzen sich Forscher. Da haben neben den Mathematikern Betriebswirte, Volkswirte und Soziologen Platz. Wir wollen die Forscher der Kepler Uni mit internationalen Forschern vernetzen. Es wird spezielle Semester mit bestimmten Forschungsthemen geben. Mit einem hochkarätigen Forscher aus dem Ausland. Und mit Stellen für junge Wissenschafter, die wir weltweit ausschreiben.

Dafür gibt es ein Vorbild, das einer unser Mathematiker gegründet hat. Heinz Engel, Rektor der Universität Wien, hat das RICAM erfunden, das ein Institut der Akademie der Wissenschaften ist. Das LIT soll genau so funktioniert.

Was ist die langfristige Zielsetzung des LIT?

Wir wollen damit so erfolgreich sein wie Engel mit dem RICAM. Er hat damit Europa- und Weltruf erlangt. Wir wollen uns mit internationalen Wissenschaftern zu verstärken. Wir wollen Leute von ausländischen Universitäten nach Linz holen. Wir wollen Hochkaräter. Es geht um Exzellenz in der Beforschung des technologischen Fortschritts.

Es wird eine Forschungsgruppe zum Thema Logistik geben. Das ist wichtig für die oberösterreichische Zulieferindustrie. Eine andere Forschungsgruppe wird sich der Medizintechnik widmen. Es haben sich bereits Kooperationen entwickelt zwischen unseren Technikern und den Medizinern, die bemerkenswert sind. So zum Beispiel, wie stellt man die konsequente Aufmerksamkeit dessen sicher, der operiert. Das ist in der Konzentration extrem anstrengend. Oder: Wie verändere ich die Oberfläche von Herzschrittmachern, um Abstoßungsreaktionen zu vermeiden? Oder künstliche Netzhaut.

Hier zeigt sich, dass die Medizintechnik eine Jahrhundertchance ist. Der Landeshauptmann hat mit seinem Medical Valley Recht.

Die Technikstudenten studieren aber nach wie vor an der technisch-naturwissenschaftliche Fakultät (TNF) und nicht amLIT.

Das LIT wird im Herbst gegründet. Die TNF ist eine interne Struktur.

In Zukunft werden sie am LIT studieren?

Ja.

Was steht am Zeugnis?

Da steht LIT als die zertifikat-vergebende Stelle. Das betrifft einen Teil der Studien, die an der TNF angeboten werden. Die Technologe wir dim wesentlichen getragne von der Mechatronik und Informatik, aber mit ganz wesentlichen Beiträgen von der Kunststofftechnik, Physik nd Chemie. Darüber hinaus hat die Kepleruni einen hervorragenden naturwissenschaftlichen Bereich. Mit einer exzellenten Mathematik, Physik und Chemie. Diese Fächer werden eher in Richtung einer naturwissenschaftlichen school gehen. Die Qualität haben wir jetzt schon. Jetzt muss die Markenbildung der Qualität folgen. Die Universität ist in ihrer Außenwirkung nicht dort, wo sie aufgrund ihrer Qualität sein sollte.

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