"Wir sind Islam und hier daham"

Mehre hundert Menschen haben am Samstag an einer gemeinsamen Demonstration von Islamischer Religionsgemeinde und Katholischer Aktion teilgenommen.
In Linz demonstrierten am Samstag Muslime und Christen für ein friedliches Miteinander.

"Wir sind gegen Terror" steht auf den Plakaten, "Wir sind gegen Gewalt". Ein kleiner Bub hält ein Schild in die Höhe. "I love my prophet" ist darauf zu lesen. Jugendliche verteilen Rosen. Auf ihnen pickt ein Zettel mit den Worten: "Muhammed sagte: ‚Wer nicht barmherzig ist mit den Menschen, dem wird sich auch Allah nicht erbarmen.’"

Trotz der Kälte versammelten sich am Samstagnachmittag einige Hundert im Linzer Volksgarten, um ein Zeichen für ein friedlichen Miteinander der Religionen und Kulturen zu setzen. Zu der Kundgebung, die sich gegen den extremistischen Terror richtete, hatten die islamische Religionsgemeinde und die Katholische Aktion aufgerufen.

Gegen 13.30 Uhr setzt sich der bunte und friedliche Zug der Demonstranten – vor allem Muslime und sehr viele junge Menschen – langsam in Bewegung. Der Weg führt über die Landstraße und den Taubenmarkt auf den Hauptplatz. Passanten bleiben stehen und wundern sich über die große Polizeipräsenz. Manch einer stiefelt eilig davon. "Es ist gut, dass die Muslime gegen die Hetze auf die Straße gehen und ein Zeichen für Frieden setzen. Man darf nicht alle in einen Topf werden. Es gibt solche und solche", meint eine Frau bei der Luther-Kirche. Über die Rose hat sie sich sehr gefreut, sagt sie.

Die Demonstranten sind mittlerweile am Taubenmarkt angekommen: Ganz vorne marschiert Murat Baser, Vorsitzender der Islamischen Religionsgemeinde Linz für Oberösterreich, dicht neben ihm Bert Brandstetter, Präsident der Katholischen Aktion, sowie führende Politiker aus Land und Stadt.

Zur Kundgebung am Hauptplatz stießen dann auch Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP ) und der katholische Bischof von Linz, Ludwig Schwarz dazu. "Bereits im Zweiten Vatikanischen Konzil wurde festgehalten, dass wir Gott als den Vater aller Menschen nicht anrufen können, wenn wir irgendwelchen Menschen, die nach dem Ebenbild Gottes geschaffen wurden, die brüderliche Haltung verweigern", sagte der Bischof in seiner Rede. "Gewalttaten sind auf das Schärfste zu verurteilen. Umso schlimmer ist es, wenn sie im Namen Gottes geschehen." Schwarz lobte das gute Miteinander der Religionsgemeinschaften in Oberösterreich und erinnerte, dass Frieden und Gerechtigkeit im Kleinen beginnen: "Gehen wir also unseren Mitmenschen mit Wohlwollen entgegen und respektieren wir, was anderen heilig ist."

Nicht in unserem Namen

Landeshauptmann Pühringer betonte, dass die Muslimen mit dieser Kundgebung ein klares Zeichen setzen: "Terror nicht mit uns und nicht in unserem Namen." Die Terroristen wollten die Menschen spalten, erreicht hätten sie das Gegenteil: "Sie haben uns heute hier und überall in Europa zusammengeführt. Der Terror ist international. Aber das Bündnis der Friedfertigen ist es erst recht."

Auch die Landesräte Gertraud Jahn (SPÖ) und Rudi Anschober (Grüne) lobten das starke Signal gegen Hass, Gewalt und Terror, das Linz mit dieser Kundgebung setze. "Die Botschaft des Tages ist: Wir gehören zusammen. Wir brauchen eine Immunisierung gegen Extremismus, mehr Prävention, die bereits in der Schule beginnt", sagte Anschober.

Bürgermeister Klaus Luger zeigte sich stolz, dass Linz eine Stadt mit Menschen aus 140 Nationen, mit 100 Sprachen und zwölf Religionen sei. "Diese Vielfalt ist keine Bedrohung, sondern Realität."

Ein Nein zu jeder Form des Terrors, zu Unterdrückung und Gewalt, aber auch zur Schmähung von "Propheten jeder Religion" proklamierte schließlich Murat Baser. "0,1 Prozent der Muslime haben den Ruf der restlichen 99,9 Prozent beschädigt und unsere Religion in ein schlechtes Licht gestellt. Wir haben mit dem Terror genau so wenig zu tun, wie jeder andere Bürger dieses Landes. Wir haben auch nie Anlass dazu gegeben, etwas anderes von uns zu denken."

Der Islam sei eine Weltreligion, er gehöre nach Österreich. "Wir sind Österreicher. Wir sind muslimische Österreicher", betonte Baser. Sein Schlusssatz: "Wir sind Islam und hier samma daham."

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