„Setze auf Internationalisierung“

11.04.2013, Linz, Politik, Bil dzeigt Viktor Sigl, Foto Alfred Reiter
Der Wirtschaftslandesrat wird nun Landtagspräsident und will es über 2015 hinaus bleiben.

Er stammt aus der 2300-Seelen-Gemeinde Bad Kreuzen, war dort 21 Jahre Bürgermeister, hat nie woanders gewohnt und setzt trotz dieser lokalen Verbundenheit auf Internationalität. Viktor Sigl wird am Donnerstag vom Landtag zum Ersten Präsidenten gewählt.

Aber als Wirtschaftslandesrat, der er die vergangenen zehn Jahre gewesen ist, weiß er nur zu gut, dass unser Wohlstand nur zum Teil im Mühlviertel – hauptsächlich aber auf den ausländischen Märkten – gesichert wird. Der 59-Jährige ist ein Beispiel für den Slogan think global, act local. „Ich sehe meine Aufgabe darin, dass die Internationalisierung Oberösterreichs an Dynamik gewinnt. Diese kann ich als Präsident sehr gut begleiten“, sagt er im KURIER-Gespräch.

Schon seit zehn Jahren gehört er dem Ausschuss der Regionen in Brüssel an. „Oberösterreich steht im Wettbewerb mit den anderen Bundesländern und auch international. Länder, die über Landesparlamente verfügen, sind im Vorteil gegenüber Provinzen, weil sie politisch flexibler sind und individueller reagieren. Sie können auf Stärken schneller und besser eingehen.“
Natürlich schlage sein Herz für die Wirtschaft, die für ihn Vollbeschäftigung bedeute. Das sei nach wie vor seine Vision, die wolle er weiter verfolgen.

Von der Pike auf

Sigl hat sich alles erarbeitet. Mit 20 hat er geheiratet, mit 23 ein Taxi- und Transportunternehmen gegründet. Die drei Kinder sind erwachsen und erfolgreich, der älteste Sohn (38) ist Vorstand bei KTM, der zweite (33) gehört dem Kabinett von Umwelt- und Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich an.

Seine Tochter, die 30-jährige Edith, ist klinische Psychologin im niederösterreichischen Eggenburg. Die Kinder haben ihn zum vierfachen Großvater gemacht. Bei all seinen Entscheidungen hat seine Frau stets eine wesentliche Rolle gespielt. „Wir sind seit 39 Jahren verheiratet. Es gibt nichts, was wir nicht gemeinsam gemacht haben. Das schweißt zusammen, da ist der eine ein Stück vom anderen.“

„Setze auf Internationalisierung“
11.04.2013, Linz, Politik, Bil dzeigt Viktor Sigl, Foto Alfred Reiter
Sigl musste einiges durchstehen. 2006 war er einem medialen Dauerfeuer ausgesetzt, weil er den Redaktionsleiter einer neuen Tageszeitung ganz korrekt wie alle anderen behandelt hatte. Seine größte Herausforderung war die Bewältigung der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008. Seine politischen Freunde haben ihn immer gestützt. Sein intensivster Begleiter war Landeshauptmannstellvertreter Franz Hiesl. „Wir sind seit Jahrzehnten sehr gute Freunde. Daran wird sich auch nichts mehr ändern. Das wird getragen von einem Verständnis und einer Verantwortung, die nicht jeden Tag eine Bestätigung braucht.“ Eine weitere Stütze war Christoph Leitl. Sigls Abgang als Wirtschaftslandesrat ist Teil eines Generationenwechsels in der Landes-ÖVP.

Lauf der Zeit

Landtagspräsident Friedrich Bernhofer (61) tritt ebenso ab wie Wirtschaftsbunddirektor Gottfried Kneifl (65) im Sommer. Sie alle kommen aus der Jungen ÖVP, deren Obmann in den 1970er- und 1980er-Jahren Josef Pühringer hieß. Pühringer (63) selbst wird vermutlich 2015 nochmals als Landeshauptmann antreten.

Michael Strugl (49) rückt statt Sigl in der Regierung nach, Wolfgang Hattmannstorfer (33) ist nun Landesparteisekretär. „Der Wechsel ist der Lauf der Zeit. Wichtig ist, dass junge Leute die Möglichkeit haben, nachwachsen zu können. Das läuft bei uns gut, auch menschlich. Der Generationswechsel wird sich über einen Zeitraum von fünf bis acht Jahren erstrecken.“ Es sei akkordiert, dass er 2015 noch einmal als Landtagspräsident antreten werde.

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