Unten Swinger, oben Flüchtlinge

Zehn Flüchtlinge sollen im obersten Stock dieses Hauses einziehen. Im Erdgeschoß befindet sich auch ein Swingerlcub, es gibt aber getrennte Eingänge.
Die Bewohner von Zeiling wollen zehn Asylwerber aufnehmen – in einem Haus mit Swingerclub.

Eigentlich könnten sich die Zeilinger zurücklehnen und so weitermachen wie bisher. Denn im Schoberhof, einem seit Jahren leer stehenden Gasthof mitten im 30-Einwohner-Ort, werden nun doch keine Asylwerber einquartiert werden. 50 Flüchtlinge hätten es für den Anfang sein sollen. Wie im KURIER berichtet, hatte das Land schon grünes Licht gegeben für die neue Asylunterkunft in Zeiling, Gemeinde Gampern, Bezirk Vöcklabruck.

Doch das Projekt scheiterte: Nicht am Widerstand der Ortsbewohner, sondern weil der Schoberhof nun doch in andere Hände geriet. Vielleicht kommt wieder ein Gastronomiebetrieb hinein, munkelt man im Ort. Asylwerber sollen es in keinem Fall sein, versichert der Anwalt der Investoren.

Zehn statt 50

"Wir haben nichts gegen Asylwerber", stellt Bürgermeister Hermann Stockinger (ÖVP) klar. "Aber 50 wären einfach zu viel gewesen." Deshalb mache die Gemeinde dem Land jetzt wie bereits zugesagt ein Angebot, zumindest zehn Flüchtlinge in Zeiling aufzunehmen.

Das Ersatzquartier, das Platz für zwei oder drei Familien bieten würde, liegt direkt gegenüber vom Schoberhof und würde durchaus für eine reißerische Schlagzeile taugen: "Dorfbewohner wollen Asylanten in Swingerclub stecken".

Doch so eine Headline sei kontraproduktiv und falsch, sagt Gertrude Schatzdorfer, Sprecherin der Dorfgemeinschaft. "Der Swingerclub ist im Erdgeschoß, die Wohnungen im zweiten Stock. Die sind tip-top. Und es gibt getrennte Eingänge."

Dennoch: Würden sich die Flüchtlinge – vielleicht eine muslimische Familie mit Kindern – durch die Umtriebe zwei Stockwerke tiefer nicht massiv gestört werden? "Das gehört natürlich genau vom Land geprüft", räumt Alois Bauernfeind ein. Der Religionslehrer vertritt ebenfalls die Dorfgemeinschaft.

Der Betreiber des Swingerclubs wollte die Unterkunft nicht der Zeitung zeigen, am Telefon war er kurz angebunden. Im Ort hört man nur Gutes über ihn. "Der hat Erfahrung mit Leuten, es haben ja auch schon Arbeiter bei ihm gewohnt", sagt Alois Staudinger, der gleich neben dem Schoberhof wohnt.

Dass der alte Gasthof jetzt doch nicht mit "Flüchtlingen angefüllt wird, nur um die Quote zu erfüllen", freut ihn. "Wir haben aber gar nichts gegen Asylwerber", versichert auch er. Das Ganze müsse nur auf vertretbarem Niveau bleiben "Am Vormittag sind vielleicht sechs Leute im Ort, alle anderen in der Arbeit. Da sind 50 Flüchtlinge ein bisschen viel. Es gibt ja kein Angebot im Ort, nicht einmal ein Geschäft", erklärt Staudinger.

Gertrude Schatzdorfer sieht das ähnlich: "Integration funktioniert sicher nicht, wenn man 50 Flüchtlinge über die Köpfe der Einheimischen hinweg in einen kleinen Ort steckt." Darauf, dass die Dorfgemeinschaft und die Gemeinde Gampern dem Land einen Alternativvorschlag unterbreitet haben, ist sie stolz. "Wir wollen etwas tun und wir tragen Verantwortung. Asyl ist ein Thema, das nicht nur die Politiker angeht, sondern jeden persönlich." Sollte das Land das Angebot annehmen, werde sich rasch zeigen, dass eine "kleine Struktur" mit zehn Flüchtlingen gut funktioniere. Denn dann könne man sich auch wirklich mit den Neuankömmlingen beschäftigen.

Quote nicht erfüllt

Experten des Landes werden das Quartier in den nächsten Tagen besichtigen. Soziallandesrätin Gertraud Jahn (SPÖ) steht jedenfalls unter Druck, rasch neue Unterkünfte zu schaffen, zumal Oberösterreich seine Asylquote aktuell zu nur 91 Prozent erfüllt. Am Donnerstag gab Jahn bekannt, dass man die beim Flüchtlingsgipfel im Vorjahr zugesagten 100 Prozent bis Ende Jänner nicht erreichen werde.

Derzeit sind in Oberösterreich knapp 4500 Asylwerber in Landesbetreuung, 1300 Plätze wurden allein im vergangenen Halbjahr geschaffen. Bis Ende Februar sollen 550 weitere Flüchtlinge aufgenommen werden – zehn davon vielleicht in Zeiling bei Gampern.

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