Anklage gegen Ex-Pater wegen Missbrauch

APA2024140-2 - 11032010 - KREMSMüNSTER - ÖSTERREICH: Eines Außenansicht des Stifts Kremsmünster (Bezirk Kirchdorf) in Oberösterreich, aufgenommen am 27. Juli 2009. (Archivbild) APA-FOTO: RUBRA
Ehemaliger Priester soll 20 Jahre lang 15 Zöglinge missbraucht haben. Ihm drohen 15 Jahre Haft.

Jetzt ist es fix: Die Staatsanwaltschaft Steyr hat Anklage gegen den ehemaligen Internatsdirektor des Stifts Kremsmünster erhoben, dem vorgeworfen wird, sich zwischen 1973 und 1993 an insgesamt 15 Zöglingen vergangen zu haben. Der 79-jährige Ex-Priester – er wurde vom Vatikan in den Laienstand zurückversetzt – muss sich vor Gericht wegen sexuellen Missbrauchs, Unzucht mit Unmündigen, Nötigung, Missbrauchs eines Autoritätsverhältnisses sowie Quälen jüngerer und wehrloser Personen verantworten. Diese Delikte sind noch nicht verjährt, weil die Linzer Gutachterin Heidi Kastner bei drei Opfern schwere psychische Spätfolgen festgestellt hat.

Pumpgun

Zudem wird dem Ex-Pater der fahrlässige Besitz einer verbotenen Waffe, nämlich einer Pumpgun, zur Last gelegt. „Weitere Sachverhalte kommen nicht zur Anklage, weil sie verjährt sind oder sich kein ausreichender Tatverdacht ergeben hat“, betont Andreas Pechatschek, Sprecher der Staatsanwaltschaft Steyr. Dem 79-Jährigen drohen bei einer Verurteilung bis zu 15 Jahre Haft.

Die Anklage ist noch nicht rechtskräftig. Der Beschuldigte kann binnen 14 Tagen dagegen berufen. Oliver Plöckinger, Anwalt des Ex-Paters: „Wir überlegen, ob wir Einspruch erheben werden.“ Ambros Ebhart, der Abt des Stifts Kremsmünster, begrüßt es, dass die Causa gerichtlich geklärt wird. „Das ist ganz in unserem Sinn.“ Auch der Linzer Generalvikar Severin Lederhilger sagt: „Es ist richtig, das Anklage erhoben worden ist.“

Im Rahmen des 2010 aufgedeckten Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche hatten sich in Österreich mehr als 1000 Opfer gemeldet. Die angezeigten Fälle waren laut Staatsanwaltschaften alle verjährt – bis auf jenen besonders schweren in Kremsmünster.

Chronologie

1962–1998 Der heute 79-Jährige ist in Kremsmünster tätig. Gewalt und sexuelle Übergriffe sind lt. Anklage alltäglich.

1995 Der nun Angeklagte droht mit Selbstmord, sollte ein Ex-Schüler aussagen.

2007 Erstmals werden bei der Polizei Missbrauchsvorwürfe gegen den Ex-Priester laut.

15. März 2012 Der Angeklagte tritt aus dem Kloster aus.

9. April 2013 Die Staatsanwaltschaft Steyr erhebt Anklage.

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