SS-Runen auf Grab mit Klebestreifen abgedeckt

Die SS-Runen wurden von der Grabinhaberin mit einem dicken schwarzen Klebeband verhüllt.
Nur behelfsmäßige Verhüllung durch Besitzerin der umstrittenen Ruhestätte in Linzer Urnenhain. Sie bat um eine Fristerstreckung.

Die Aufregung um die letzte Ruhestätte des SS-Untersturmführers Gisbert Katzwendel im Urnenhain Linz-Urfahr fand am Montag – wenn auch in abgeschwächter Form – eine Fortsetzung.

Wie berichtet, hatte der Datenforensiker Uwe Sailer das oö. Netzwerk gegen Rechtsextremismus eingeschaltet, nachdem ihm auf dem Grabstein des 1941 vor Moskau gefallenen Nationalsozialisten sowie bei dessen Verwandten verbotene NS-Symbole aufgefallen waren. Neben SS-Runen wurden mehrere Lebens- und Todesrunen zur Schau gestellt.

Für den Fall einer Beibehaltung des Status quo drohte Netzwerk-Sprecher Robert Eiter mit einer Anzeige nach dem Abzeichengesetz. Die Rechtsabteilung der für den Urnenhain verantwortlichen Linz AG forderte die Grabinhaberin daraufhin schriftlich auf, die verbotenen Symbole bis spätestens 27. Juli entfernen zu lassen.

Sollte die Frist allerdings untätig verstreichen, kündigte die zuständige Linz-AG-Abteilungschefin Karin Weilguny im KURIER-Gespräch an, die einschlägigen Zeichen selbstständig entfernen zu lassen und die anfallenden Kosten den Hinterbliebenen in Rechnung zu stellen.

Auch Lebensrunen

Als Uwe Sailer am Samstag im Urnenhain das Grab seines Schwiegervaters besuchte, fiel ihm auf, dass die SS-Runen auf Katzwendels Grabstein nun mit einem schwarzen Klebeband verdeckt sind. "Das ist grundsätzlich erfreulich, reicht aber natürlich nicht aus", betont Sailer. Die Verhüllung müsse schon von dauerhafter Natur sein.

"Das Klebeband ist nur ein Provisorium, das durch Witterungseinflüsse oder von anderen Besuchern jederzeit leicht abgelöst werden kann." Und es sei erforderlich, dass auch die Lebens- und die Todesrunen verdeckt werden.

"Die Grabberechtigte hat auf unser Schreiben umgehend reagiert und als erste Sofortmaßnahme die SS-Runen verhüllt", sagt Karin Weilguny, Abteilungsleiterin der Linz AG. Das sei positiv zu werten, selbstverständlich gebe man sich damit aber nicht zufrieden. Für die endgültige Entfernung der NS-Symbole habe die Frau um eine Fristausdehnung bis 1. Oktober ersucht – diese sei genehmigt worden. Weilguny: "Sie meinte, sie muss sich wegen der Umgestaltung der gesamten Grabstätte auch noch mit Verwandten beraten."

Antifa-Sprecher Robert Eiter ist mäßig begeistert: "Das Abkleben kann man als Zeichen des guten Willens interpretieren. Die Fristerstreckung ist aber sehr, sehr lang. Sind die Runen am 1. Oktober noch da, werden wir aktiv."

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