Sorge um vermisste Nationalpark-Luchse

Der verschwundene Luchs Jago.
Landeskriminalamt ermittelt. Nach „Juro“ fehlt nun auch von „Jago“ jede Spur.

Im oö. Nationalpark Kalkalpen ist erneut ein Luchs verschwunden: Nach „Juro“ fehlt nun auch jede Spur von seinem Sohn „Jago“, wie der Nationalpark auf seiner Facebook-Seite mitteilt. Es steht der Verdacht illegaler Abschüsse im Raum. Nationalpark-Direktor Erich Mayrhofer deutete an, dass seine schlimmsten Erwartungen übertroffen werden könnten.

Das Landeskriminalamt ermittelt bereits länger in dem Luchs-Krimi. Mayrhofer hatte in der Vergangenheit mehrmals den Verdacht geäußert, dass Luchse illegal abgeschossen werden. Bis jetzt fehlte es aber immer an Beweisen. „Jetzt sind wir an der Schwelle, wo erste Beweise auftreten“, sagte er am Freitag kryptisch. Details wollten weder er noch ein zuständiger Ermittler verraten, um die Polizeiarbeit nicht zu behindern. Es dürfte aber um den Verdacht illegaler Abschüsse außerhalb des Nationalparks gehen, wenn die Männchen auf ihren Wanderungen das Schutzgebiet verlassen.

Das Luchs-Programm im Nationalpark kämpft seit längerem mit Männchenschwund, den beiden weiblichen Samtpfoten „Freia“ und „Kora“ fehlt es an potenten Partnern: Altluchs „Klaus“ wurde zuletzt Anfang 2012 wahrgenommen, der aus einem Tierpark entlaufene „Pankraz“ ist ebenfalls verschwunden. Große Hoffnungen in Sachen Nachwuchs ruhten auf „Juro“, von dem fehlt aber seit Juni 2013 jede Spur. Und nun ist auch Sohn „Jago“, der sein Revier übernommen hatte, nicht mehr auffindbar.
Jago sei im Vorjahr innerhalb von drei Monaten sieben Mal in eine Fotofalle getappt, seit April 2014 aber kein einziges Mal mehr. Nicht einmal zur Paarungszeit im Februar und März sei er aufgetaucht, heißt es auf der Facebook-Seite. „Niemals würde er die Weibchenreviere freiwillig aufgeben.“

Im Nationalpark sind 50 Kameras installiert, das Aufstellen der Fotofallen an den richtigen Stellen funktioniere durch das langjährige Monitoring immer besser, erklärte Mayrhofer. Dass es keinen einzigen Treffer gebe, lasse Schlimmes vermuten. Zwar sei es durchaus möglich, dass die Männchen auf ihren ausgedehnten Streifzügen bis ins Wildnisgebiet Dürnstein oder ins Gesäuse wandern, aber auch dort seien sie nicht aufgetaucht.

Zuletzt wurde eine Auswilderung eines Wildfangs aus der Slowakei oder aus Slowenien überlegt. Im Vorjahr hat die zuständige Arbeitsgruppe „LUKA“ (Luchs Kalkalpen), bestehend aus Naturschutzbund, Jägerschaft, Nationalpark, Bundesforsten und WWF, aber entschieden, noch abzuwarten. Heuer wird erneut über das Thema beraten. Bis Juni sind drei LUKA-Sitzungen geplant.

Kommentare