Sex und Internet hinter Gittern

Sex und Internet hinter Gittern
Eine Beamtin soll ihrem Geliebten und Mithäftlingen Handys und Drogen geliefert haben.

Die fidelen Zeiten für einen Raubmörder und einige seiner Mitgefangenen hinter Gittern sind vorbei. Der 30-jährige Häftling mit Spitznamen Kevin soll mit einer 24-jährigen Justizwachebeamtin eine sexuelle Beziehung in der Justizanstalt Garsten (Oberösterreich) unterhalten haben.

Wenn die Beamtin gerade nicht im Dienst war, schickte sie ihm laut Ermittlungsbericht des Bundesamtes für Korruptionsbekämpfung (BAK) Fotos und Videobotschaften aufs Smartphone: "Kevin, mach die Augen zu und denk an mich. Ich wünsche dir den schönsten Traum deines Lebens heute Nacht. Leider hab ich frei morgen, aber dafür sehen wir uns Freitag."

Videokonferenzen

Sex und Internet hinter Gittern
Das Handy mit Internetfunktion soll sie ihm ins Gefängnis geschmuggelt haben. Und nicht nur dieses. Die Beamtin steht im dringenden Verdacht, über ihren Geliebten und andere Häftlinge einen schwunghaften Handel mit Tablets, Handys sowie Drogen wie Haschisch und Kokain aufgezogen zu haben. Wobei in Videokonferenzen oder Chats ausgehandelt worden sein soll, welche Mengen zu welchen Preisen in die Justizanstalt geschmuggelt und wo die Waren drinnen zur Übernahme und Verteilung versteckt werden (siehe Zusatzbericht unten).

Das Suchtgift wurde in Telefonaten und Chats etwa mit "40 kg Blumenerde" bezeichnet. Die Codewörter "Babys" und "Oages" dienten offenbar der Unterscheidung zwischen leichteren Drogen und härterem Stoff.

Kevin und die Beamtin: Er lockte 2004 einen Polen mit dessen Auto nach Wien-Simmering und erschoss ihn wegen 120 Euro Beute. Sein Strafende ist mit 2022 festgesetzt. Im Falle einer Verurteilung wegen Beihilfe zum Amtsmissbrauch seiner Geliebten sowie Rauschgifthandels hinter Gittern wird sich das für den vom Wiener Anwalt Karl Bernhauser vertretenen Mörder wohl verzögern.

Brav löschen

Die vom Linzer Anwalt Andreas Mauhart vertretene 24-jährige Beamtin, die Kevin stets dazu anhielt, "vor dem Schlafengehen" alle Nachrichten und Bilder auf dem Handy "brav zu löschen", flog im Sommer 2013 trotzdem auf und quittierte freiwillig den Dienst.

Doch nach den Ergebnissen der BAK-Erhebungen mit Überwachung des Internet- und Handyverkehrs versorgte sie die Gefangenen nicht allein mit modernsten Handys und Drogen.

Der 39-jährige Beamte H. soll diese Dinge ebenfalls in die Justizanstalt Garsten geschmuggelt haben, und zwar in seinem Wagen versteckt, den er häufig zur Reinigung in die anstaltseigene Werkstätte stellte.

Zurückpfeifen

Ein Kollege will H. bei der Übergabe beobachtet haben und machte einem höherrangigen Beamten Meldung. Daraufhin soll H. diesem gegenüber geäußert haben, er solle den plauderfreudigen Kollegen "zurückpfeifen", ansonsten könnte es für den "gefährlich" werden. Als sich der Verdacht gegen H. erhärtete, wurde er suspendiert.

Davor aber soll noch ein heftiger Konkurrenzkampf zwischen der Beamtin und H. um den Absatzmarkt im Gefängnis ausgebrochen sein. Angeblich machte sie dem Kollegen mit Dumpingpreisen für Tablet-PCs und Smartphone-Handys das Geschäft kaputt.

Der Häftling Kevin wurde inzwischen in die Strafanstalt Stein verlegt. Das BAK legt seinen Abschlussbericht in den nächsten Tagen der Staatsanwalt Steyr vor, die über Anklagen entscheiden muss.

Der Chat-Verkehr zwischen Häftling Kevin und der Justizwachebeamtin liegt dem BAK vor. Kevin saß in seiner Zelle, die Beamtin befand sich während ihres Wachdienstes im Trakt E 3, und man beriet via Handy über das beste Versteck für die ins Gefängnis geschmuggelten Drogen.

Kevin: "Die sehn das bestimmt."

Beamtin: "De kennan des ned seng. Da is a Blume, de alles vadeckt. Da siagt ma null."

Kevin: "Ok, dann mach. Aber gut Abwischen. Fingerabdrücke."

Beamtin: "Is scho dort. De miasatn wissn oda riechn, sonst findet des ka sau. Der grüne Kübel genau dahinter."

Kevin: "Ok, danke Baby. Ich habs weiter gesagt, wird gleich um 7 abgeholt. Kannst mir nur sagen, wer Dienst hat dort."

Beamtin: "Jo, nachher."

Kevin: "Baby."

Man traf einander aber ohnehin gleich darauf zum intimen Stelldichein.

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