Selbstständigkeit liegt im Trend

Ingrid Schatz (33) konnte mit ihrem Ein-Personen-Unternehmen Seenberg durchstarten. Sie produziert Schmuck für Kunden aus ganz Europa.
Kleinstbetriebe stellen mit 40.500 Mitgliedern bereits die absolute Mehrheit in der Wirtschaftskammer. Sie sind flexibel und wandlungsfähig.

In der heimischen Wirtschaftslandschaft nimmt die Anzahl der Einzelkämpfer rapide zu. Die sogenannten Ein-Personen-Unternehmen (EPU) wuchsen in den vergangenen zehn Jahren um mehr als 30 Prozent auf derzeit 40.500 (267.000 österreichweit) Firmen an. Damit stellen sie unter den Wirtschaftskammer (WK)-Mitgliedern bereits die absolute Mehrheit (57,6 Prozent).

Freie Zeiteinteilung

Was sind die Motive für den Schritt in die Selbstständigkeit? Laut KMU Forschung Austria wollen mehr als 70 Prozent eine flexiblere Zeiteinteilung und sich selbst verwirklichen. Andere möchten ihre Projektidee umsetzen und sehnen sich nach einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Wieder andere werden aber auch nach dem Verlust des Arbeitsplatzes nahezu in die Selbstständigkeit "gedrängt". Oft sind dies auch ältere Arbeitnehmer, die nur noch schwer am Arbeitsmarkt unterkommen.

Karin Reiter, EPU-Beauftragte in der WKOÖ, sieht die Lage in jedem Fall optimistisch. "EPU sind sehr wandlungs- und überlebensfähig und wollen auch wachsen." Zwei Drittel der EPU seien bereits seit über sechs Jahren selbstständig, mehr als 40 Prozent seien älter als zehn Jahre.

Problem Versicherung

Nichtsdestotrotz drückt vielen EPU aufgrund gesetzlicher Rahmenbedingungen im Bereich Sozialversicherungsbeiträge, Steuern und Bürokratie der Schuh. Im Hinblick auf die Ende Februar stattfinden WK-Wahlen ist das auch für die Spitzenkandidaten ein brisantes Thema. "Wir wollen eine Entlastung bei den Sozialversicherungsbeiträgen", fordert der amtierende WK-Präsident Rudolf Trauner (ÖVP). Außerdem solle es eine vereinfachte Steuererklärung auf einer Seite und eine Pauschalierung geben. Den Grenzwert für geringe Wirtschaftsgüter will Trauner von 400 auf 1000 Euro anheben.

Doris Margreiter (SPÖ), selbst ein EPU, will Krankengeld für Unternehmer schon ab dem vierten Krankenstandstag und nicht, wie üblich, erst nach 43 Tagen. "Dann kommt noch der 20 prozentiger Selbstbehalt beim Arztbesuch dazu. Da geht es um Existenzen", so Margreiter. Für Kuno Haas, Wirtschaftssprecher der Grünen, sind die hohen Mindestbeiträge bei den Sozialversicherungsbeiträgen ebenfalls eine Dorn im Auge. "Zu viele haben hier bei einem Einkommen von weniger als 12.000 Euro im Jahr knapp 40 Prozent an Belastungen zu tragen", kritisiert Haas. Natürlich seien die Sozialleistungen für EPU nicht optimal, meint Wolfgang Klinger (FPÖ). "Durch Umschichten dürfen aber auch die Klein- und Mittelbetriebe nicht mehr belastet werden."

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