"Nichtrauchen bringt nur Vorteile"

„Es gibt in der ganzen Pfarre keine fünf Leute, die wegen des Rauchverbots nicht mehr kommen“: Peter Haudum, Gastwirt in Helfenberg.
Seit rund drei Jahren gilt bei dem bekannten Wirt in Helfenberg Rauchverbot. "Wir bekommen nur Lob und Lob und Lob", sagt er.

Peter Haudum (54) ist Gastwirt in Helfenberg (Bez. Rohrbach). "Ich bin eine Wirtshausgeburt", sagt er über sich selbst. "Wir sind fünf Kinder, vier davon sind im Wirtshaus auf die Welt gekommen." Mit seiner Frau, mit der er seit 30 Jahren verheiratet ist, hat er zwei Buben und eine Tochter.

Am Mittwoch haben in Schärding mehrere Hundert Menschen, an die Freibier ausgeschenkt und Gratis-Leberkässemmerln verteilt wurden, auf Einladung von Gastwirten gegen das geplante Rauchverbot demonstriert. Haudum hingegen führt sein Gasthaus rauchfrei.

KURIER: Seit wann ist Ihr Gasthaus rauchfrei?Peter Haudum: Am 17. April werden es drei Jahre.

Warum haben Sie sich dafür entschieden?

Vor fünf, sechs Jahren habe ich mich noch massiv gegen das Rauchverbot gewehrt. Ich wusste nicht, wie es weitergehen wird. Werden wir wirtschaftlich sterben, wenn wir ein Nichtrauchergasthaus machen? Laut Gesetz durfte im Frühstücksraum geraucht werden, die Gaststube, wo sich die meisten Leute aufhalten, musste Nichtraucher sein. Aber ich kann die Raucher nicht in den Frühstücksraum schicken. Wir haben das immer ignoriert. Wir bekamen von der Behörde einen enormen Druck. Es gab fünf Anzeigen, die Behörde war drei Mal im Haus. Wir mussten zwei Mal Strafe zahlen.

Wir haben uns entschieden, das Risiko einzugehen, ein Nichtrauchergasthaus zu werden. Wir haben das gesamte Haus ausmalen lassen. Ich habe mit den stärksten Rauchern das persönliche Gespräch gesucht, sie um Verständnis und Unterstützung gebeten. Keiner ist mir in den Rücken gefallen, alle haben mir geholfen.

Es hat von Anfang an funktioniert?

Ja. Ich habe gewusst, wenn ich den Stammtisch nicht hinter mir habe, funktioniert es nicht. Vom ersten Tag an hat es sehr gut funktioniert. Es gibt keine fünf Leute in der Pfarre, die wegen des Rauchverbots nicht mehr kommen. Was sicher auch mitgespielt hat, war, dass das Thema in der Öffentlichkeit immer stärker geworden ist.

Sie haben gleichzeitig für die Raucher im Haus ein Angebot geschaffen?

Im Hof habe ich eine überdachte Rauchmöglichkeit. Es steht auch ein Heizgerät zur Verfügung. Im Sommer ist es sowieso kein Problem, wenn sie draußen sitzen.

Die Raucher sind mit der neuen Lösung auch zufrieden, weil sie gesünder rauchen. Wenn sie im Freien rauchen, ziehen sie neben der Zigarette reine statt verbrauchter und verrauchter Luft ein.

Wie ist das zum Beispiel bei den Tarockturnieren?

Da spielen 240 Leute und alle gehen zum Rauchen in den Hof. Wenn sie zum Beispiel im Linzer Casino spielen, können sie auch nicht rauchen.

Das Hauptargument der Wirte gegen das Rauchverbot ist der drohende Umsatzverlust.

Das kommt darauf an. Wenn jemand in Linz ein Tschecherl hat, wo am Vormittag 15 oder 20 Pensionisten drinnenstehen, weil sie zu Hause nicht rauchen dürfen, dann besteht für diesen Wirt die Gefahr, dass er abstürzt.

Jedes andere Haus, wo zum Beispiel auch Speisen abgerechnet werden, und das die Umstellung geschickt macht, wird sicher durchkommen.

Haben Sie einen Umsatzverlust erlitten?

Nein, mit Sicherheit nicht. Die Raucher reden sich zusammen und gehen zu zweit und dritt hinaus. Und wenn eine Fesche hinausgeht, sind sie die Ersten, die aufstehen und auch hinausgehen (lacht). Da können sie Small Talk pflegen. Die Raucher sind meist sehr gesellig. Aber das Nichtrauchen bringt nur Vorteile.

Ist das Rauchverbot für Sie selbst auch ein Vorteil?

Wir haben einen neuen Arbeitsplatz. Es ist sensationell. Wenn ich früher um 8 Uhr in der Früh in die Gaststube runtergekommen bin, ist der Erste schon dagesessen und hat geraucht. Es hat von der Früh bis in die Nacht hinein genebelt. Wenn ich in der Nacht nach der Arbeit in die Wohnung hinaufgegangen bin, habe ich geduscht. Die Kleidung hat extrem nach Rauch gestunken.

Ein Argument der Raucher ist, dass durch das Rauchverbot ihre Entscheidungsfreiheit beeinträchtigt wird.

Das stimmt überhaupt nicht. Das gilt eher für den Wirt, denn das ist sein Lokal, sein Betrieb, den er sich selbst geschaffen hat.

Die interessante Frage ist ja, wie viele Raucher denn selbst zu Hause rauchen? Fast keiner. Die stärksten Raucher sagen, dass sie zu Hause nicht rauchen. Sie gehen entweder in den Keller, vor die Haustür oder auf die Terrasse. Sie sagen, sie gehen deswegen ins Lokal, weil sie dort rauchen dürfen.

Merken Sie an sich selbst eine Veränderung, seit Ihr Gasthaus rauchfrei ist?

Ich bereue es so, dass ich mir vor drei Jahren nicht die Lungen untersuchen habe lassen. Mich würde es interessieren, wie sie heute ausschauen. Angeblich dauert es zehn Jahre, dass man die Belastung komplett abbaut.

Ich merke die Veränderung überall. Das Essen schmeckt anders. Es steckt viel mehr Genuss dahinter. Stellen Sie sich vor, Sie essen und am Nebentisch raucht einer.

Von der Beeinträchtigung des Nichtrauchers durch den Raucher wird relativ wenig geredet.

Ich empfinde es nur dann als angenehm, wenn jemand eine tolle Pfeife oder Zigarre raucht. Wenn ich heute in ein Lokal komme, wo geraucht wird, denke ich mir, was haben wir zuHause für eine tolle Leistung mit dem Nichtrauchen geschafft!

Mir war es früher nicht bewusst, wie weit es gefehlt hat, weil es 50 Jahre einfach da war. Wir haben 50 Jahre einfach in dem Sch.... gelebt. Wenn ich das meinem Vater erzählen könnte, den hätte es umgehauen. Für meinen Vater wäre es unvorstellbar gewesen, das zusammenzubringen.

Wir haben heute ein anderes Leben. Wir haben einen neuen Arbeitsplatz. Die Zeiten wie früher, dass es bis fünf, sechs Uhr in der Früh geht, sind vorbei. Diese Zeit ist vorbei. Man kann heute nicht um fünf Uhr früh nach Hause gehen und dann anschließend in die Arbeit fahren. Das kann sich heute fast niemand mehr erlauben. Früher ist das Bierauto drei Mal täglich in die voestalpine gefahren, heute gar nicht mehr. Auch auf den Baustellen wird viel weniger getrunken. Es trinkt auch heute fast niemand mehr zehn Bier. Der Bierkonsum ist zurückgegangen. Es erinnere mich an Zeiten, als manche Gäste 25 Bier bezahlt haben.

Ihr Resümee der Umstellung auf Nichtrauchen?

Fünf Mal ein römischer Einser. Es war für mich früher unvorstellbar, dass es funktioniert. Wir haben nicht gewusst, ob wir den Karren an die Wand fahren. Meine Mama, die damals schon über 80 Jahre alt war, hat die ganze Zeit dahingeschimpft und gesagt, weißt du eh, was du tust. Sie war 65 Jahre lang Wirtin.

Wir erhalten nur Lob und Lob und Lob. Jeder ist glücklich, dass es so ist. Auch die Mitarbeiter. Ich habe eine Kellnerin, die Hilde, die immer mit der Luft und dem Husten gekämpft hat. Ihr geht es heute sehr gut. Alle sind glücklich. Ich brauche keine Maler mehr zahlen. Wir mussten auch die Lampen ständig reinigen. Aber man kann das nicht von heute auf morgen verordnen, sondern muss an der Umsetzung arbeiten.

Auch die Bälle, die oben im Saal stattfinden, sind rauchfrei. Vereine wie die Feuerwehren und Sportclubs sind selbst die Veranstalter. Sie lassen die Gäste nur in der Bar rauchen, dort haben sie sich eine eigene Lüftung gebaut.

Wenn im Saal eine Hochzeit ist, überlassen wir dem Brautpaar die Entscheidung über das Rauchverbot. Alle entscheiden sich für das Nichtrauchen.

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