Chillen auf der Couch aus Pappe

Christoph Außerwöger (32), Chef von papplab, nimmt auf der neuen Sessel-Kreation Platz. In den Händen hält er das Modell im Maßstab 1:5.
Mit ihren kreativen Möbeln aus Pappkarton will die Firma papplab am Einrichtungsmarkt mitmischen.

Der 32-jährige Christoph Außerwöger aus Ottensheim im Bezirk Urfahr-Umgebung jobbte erfolgreich als Versicherungsagent. Aber das sollte sich ändern, als ihm ausgerechnet einer seiner Kunden, der Tischler und Künstler Wolfgang Gratt (39), von einer einfachen wie genialen Idee erzählte: Möbel aus Pappkarton. "Ich war von dem ungewöhnlichen Konzept begeistert. Gratt hatte es schon zuvor bei einigen Ars Electronica-Festivals in Linz mit Erfolg zum Einsatz bringen können", erinnert sich Außerwöger. Schließlich hängte er seinen Job an den Nagel und hob im Juli 2013 gemeinsam mit seinem Partner das Unternehmen papplab aus der Taufe.

Leicht und stabil

"Unsere Möbelkreationen sind leicht, stabil und können durch einfaches Falten und Stecken zusammengebaut werden. Man braucht kein Werkzeug, keinen Leim, keine Dübel", erklärt Außerwöger. Tragendes Leitprinzip sei dabei die Nachhaltigkeit, da die Kartons zu 100 Prozent aus recycelbaren Altpapier bestehen und auch völlig wiederverwertbar sind. Neben Ars Electronica hat man bisher größere Aufträge für Ausstellungen und Messen in Berlin und Venedig an Land ziehen können. "Auch unsere Hocker für den Radiosender FM4 waren ein Renner. Aktuell hat gerade eine Linzer Firma 800 Sesseln bestellt", freut sich der Jungunternehmer.

Stände für wearfair

Derzeit stattet papplab auch die "WearFair", eine Messe für ökologische und faire Mode, die am 3. Oktober in der Linzer Tabakfabrik anläuft, aus. "Wir fertigen alle 180 Messestände komplett aus Pappkarton, von der Trennwand bis zum Pult."

Mit der Möbelmarke "Kurtl" ging das Ottensheimer Unternehmen im heurigen Mai online. "Kurtl steht für Karton, universell, Recycling, trickreich und leistbar", erläutert Außerwöger. Zehn kombinationsfreudig Möbel gibt es derzeit im Webshop zur Auswahl.

Die Produktbezeichnungen rühren dabei nicht von ungefähr. So gibt es den Sitz "Lehner", weil man sich anlehnen kann, das Regal "Staudinger", weil man vieles darin verstauen kann oder den Couchtisch "Stelzer", weil er Stelzen hat.

Die Modelle werden am Standort in Ottensheim im Maßstab 1:5 entwickelt. In Serie gehen sie über den Pappe-Produzenten Smurfit Kappa in Nettingsdorf und SP-Verpackungen in Nußbach. Geliefert wird in Kooperation mit ATZ-Logistik von Promente.

Die Skepsis gegenüber dem neuen "Möbelmaterial" stellt papplab noch vor Herausforderungen. So würden viele Kunden im Vorfeld beispielsweise die Stabilität bezweifeln. "Zu Unrecht", wie Außerwöger meint. Damit sich Interessierte von den Produkten – sie kosten zwischen neun und 150 Euro – vor Ort überzeugen können wird in Ottensheim Anfang November ein Schauraum eröffnet. "Unsere Vision ist, dass Pappkarton im Möbelbereich neben Holz und Kunststoff eine echte Alternative wird." Infos: www.papplab.at und www.kurtl.com

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