Neustart auf verbrannter Erde

Raab (li.) und Hrubes vor der neu errichteten Unterkunft.
Das Asylheim wurde nach dem Brandanschlag in Rekordzeit wieder aufgebaut.

Böse Gerüchte, keine brauchbaren Spuren zu den Brandstiftern, Hightech-Überwachung beim neuen Asyl-Gebäude, aber auch viel Solidarität. Der noch immer ungeklärte Brandanschlag in Altenfelden im oberösterreichischen Mühlviertel hat in der 2100 Einwohner-Gemeinde Spuren hinterlassen. Das wiederaufgebaute Heim kann bald bezogen werden, im Ort wird weiter darüber diskutiert.

In Rekordzeit wurde die für 48 Bewohner vorgesehene Asylunterkunft von einer regionalen Holzbaufirma nach dem Anschlag auf das beinahe bezugsfertige Haus am 1. Juni wieder aufgebaut. "Alles läuft bestens. Die Baufirma und alle Beteiligten haben an einem Strang gezogen", sagt der Bezirksgeschäftsleiter des Roten Kreuzes, Johannes Raab. Mit der Erfahrung, die man aus dem Betrieb von insgesamt 48 Betreuungsstellen mit 1300 Flüchtlingen in ganz Oberösterreich habe, werde man Ende August auch in Altenfelden gut starten können, ist sich Rotkreuz-Koordinator Christian Hrubes sicher.

Neustart auf verbrannter Erde
ABD0011_20160601 - ALTENFELDEN - ÖSTERREICH: ZU APA0018 VOM 1.6.2016 - Im oberösterreichischen Ort Altenfelden unweit von Linz ist in der Nacht auf Mittwoch, 1. Juni 2016, ein neugebautes Flüchtlingsheim abgebrannt. Die Unterkunft war noch unbewohnt und es gab keine Opfer. Im Bild: Feuerwehrleute bei der Brandbekämpfung. - FOTO: APA/FOTOKERSCHI.AT
Nur noch wenige Rußreste rund um das Gebäude erinnern an den verheerenden Brand Anfang Juni. Vielmehr signalisieren auffällige Kameras, mächtige Fluter am Dachfirst und eine ganze Galerie an Feuerlöschern im Inneren des Holzbaus die Ausnahmesituation.

"Ja, die Überwachung geschieht auf hohem Niveau. Leider gibt es bislang keine Spur zu den Brandstiftern", sagt Polizeisprecher David Furtner. Über 200 Personen wurden von der achtköpfigen Sonderkommission, bestehend aus Beamten des Verfassungsschutzes, Brandermittlern des LKA und örtlichen Polizisten, bereits befragt. Auch die Überprüfung einschlägiger rechter Gruppierungen im Mühlviertel führten zu keinem Ergebnis.

Erbost zeigen sich der Polizei-Sprecher, aber auch der Altenfeldener Bürgermeister Klaus Gattringer (ÖVP) über das neueste Gerücht. "Da wird tatsächlich herumerzählt, dass den Brand zwei Syrer gelegt haben, um zu verhindern, dass sie in ein so entlegenes Heim wie das unsrige kommen", schildert der Ortschef kopfschüttelnd.

Neustart auf verbrannter Erde
Altenfelden , BGm. Klaus Gatrringer, Sicherheit im neuen Asylheim nach Brandanschlag, Rotes Kreuz ,
Furtner ergänzt: "Zum Zeitpunkt des Brandes gab es noch keine Zuteilung unter den Asylwerbern, wer nach Altenfelden kommen sollte."

Zusammenhalt

Der nach dem Anschlag in der Öffentlichkeit sehr bekannt gewordene Ortschef Gattringer ortet in seinem Ort eine starke Solidarität, aber auch eine klare Ablehnung des Heims. "Mich freut, dass wir im Gemeinderat auch mit den Stimmen der FPÖ einstimmig einen fünfjährigen Aufschub für die Kanalaufschließungsgebühren für das Heim beschlossen haben", berichtet Gattringer. Rund 70 Freiwillige im Ort haben bekundet, beim Betrieb des Heims mitzuhelfen. An der Ablehnung der Unterkunft durch manche Gruppen habe sich aber nichts geändert. "Zum Betriebsstart in einem Monat rechne ich sogar mit einer Demonstration dagegen", sagt Gattringer. Im Ort selbst haben die Vorkommnisse und polizeilichen Ermittlungen Spuren hinterlassen. Bürger nehmen Stellung, wollen aber nicht namentlich aufscheinen. "Ich bin dafür und werde auch im Sozialkreis mithelfen", kündigt die 67-jährige Rosi Ö. an.

Flutlicht

Eine Passantin aus dem Nachbarort Kirchberg kritisiert, dass nicht schon vor dem Brand Fluchtlicht am Dach des Asylheims installiert wurde. Dass die Asylwerber keine Chance auf Beschäftigung haben, sei ein Fehler, "weil die Leute vom Nixtun auf dumme Gedanken kommen".

Neustart auf verbrannter Erde
Altenfelden , Befragung Reportage Josef Leibetzeder, Sicherheit im neuen Asylheim nach Brandanschlag, Rotes Kreuz ,
Klare Position bezieht Josef Leibetzeder, 85: "Integration darf nicht nur im Sozialbereich passieren, sondern muss in allen Bereichen bis zur Religion passieren. Angesichts unserer miserablen Geburtenraten eine Notwendigkeit."

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