„Nazi-Szene wird geleugnet“

„Nazi-Szene wird geleugnet“
„Unsensibel“ und „begrenzt geschmackvoll“ verhalte sich Braunau in der Debatte um das Hitlerhaus, kritisieren Grüne und Antifa.

Hitler hat hier maximal seine Windeln gefüllt, aber sicher nicht die Schlachtfelder mit Toten", äußerte sich der Braunauer Bezirkshauptmanns Georg Wojak kürzlich im Standard zur Kontroverse um das Geburtshaus Adolf Hitlers.

Während die Grüne Menschenrechtssprecherin Maria Buchmayr dies als „begrenzt geschmackvoll" beurteilt, findet Robert Eiter vom Netzwerk gegen Rechtsextremismus (Antifa) schon deutlichere Worte: „Es ist hochgradig unsensibel und ein weiteres Beispiel für die vorherrschende Vogel-Strauß-Politik in der Stadt." Immer wieder werde die rechtsextreme Szene weggeleugnet – dabei sei Braunau nach wie vor eine „braune Hochburg". Als Beispiel nennt er die alljährlichen Unruhen rund um Hitlers Geburtstag am 20. April.

Verantwortung

„Nazi-Szene wird geleugnet“

Der Bezirkshauptmann bleibt im KURIER-Gespräch bei seinen Aussagen und wehrt sich gegen die ihm vorgeworfene Unsensibilität. „Jene, die mich da attackieren, ignorieren offenbar, was ich mit 46 Bürgermeistern im Friedenbezirk geleistet habe. Wir stellen uns sehr wohl unserer historischen Verantwortung", behauptet er. Der Vorwurf der „braunen Hochburg" entbehre jeglicher sachlichen Grundlage.

Laut Verfassungsschützer Michael Tischlinger lässt sich eine Häufung faschistisch motivierter Straftaten im Bezirk statistisch nicht belegen. „Die Tendenzen sind da, aber so lange keine organisierten Gruppierungen dahinterstecken, sprechen wir nur von Einzelfällen", erklärt er. Diese machen in der Kriminalstatistik österreichweit relativ konstant 0,04 Prozent aus – Ballungsräume seien stärker belastet. „Eine aktive rechte Szene gibt es derzeit nicht."

Faschistische Muster

Dem widerspricht das Bündnis „Braunau gegen Rechts" vehement und bezieht sich auf ein Dossier der Kommunistischen Jugend (KJÖ) zu Aktivitäten und Gewaltakten, die dem faschistischen Milieu zuzuordnen sind. „Neonazis treten in letzter Zeit seltener offen als Gruppe auf, aber es ist ein deutliches Muster zu erkennen", sagt Sprecher Lukas Haslwanter.
Das Bündnis teilt die Befürchtung vieler Braunauer, Hitlers Geburtshaus könnte als Pilgerstätte für Neonazis missbraucht werden und spricht sich gegen ein Museum aus. Optimal wäre, dort wieder eine soziale Einrichtung unterzubringen.

Kommentare