„Kreuzung endlich sichern“

Lokführer konnte nicht mehr abbremsen: Der Renault wurde 600 Meter weit mitgeschleift, Mutter und Tochter waren auf der Stelle tot.
29-jährige Mutter und 11-jährige Tochter im Innviertel getötet. Kritik an unbeschrankten Bahnübergängen.

Grablichter und Rosen erinnern an das Zugunglück auf der Mattigtalbahn in der Ortschaft Aching bei St. Peter am Hart (Bezirk Braunau), bei dem am Montagabend eine junge Mutter und ihre Tochter getötet worden sind. Kathrin B. hatte nur noch wenige hundert Meter bis nach Hause, als sie gegen 18.40 Uhr mit ihrem Renault Espace den unbeschrankten Bahnübergang überqueren wollte. Die beiden Töchter (9 und 11) saßen auf der Rückbank, die anderen zwei Kinder waren zu Hause. Es war nebelig, vielleicht war die Frau abgelenkt. Dann kam plötzlich der Zug, den der Lokführer nicht mehr rechtzeitig abbremsen konnte. Er erfasste den Pkw, schleifte ihn 600 Meter mit.

Kathrin B. und ihre Tochter Alida (11) konnten von den Feuerwehrleuten nur noch tot aus dem völlig zerstörten Wrack geborgen werden. Die Neunjährige überlebte den Unfall mit schweren Kopfverletzungen. Das Mädchen wurde am Dienstag vom Krankenhaus Braunau in die Linzer Kinderklinik überstellt und befindet sich in künstlichem Tiefschlaf.

Fassungslos

Am Tag nach dem Zugunglück herrscht in der kleinen Innviertler Ortschaft Aching Fassungslosigkeit: „Die Familie hat erst vor gut einem Jahr das Wirtshaus gepachtet. Sie wollten sich etwas aufbauen“, erzählt ein Nachbar. Kathrin B. kam aus Ostdeutschland ins Innviertel, brachte ihre drei Töchter mit. Ihr Ehemann Gerhard gilt als hervorragender Koch. Am Dienstag freilich war der Parkplatz vor dem beliebten Lokal völlig leer, die Wirtshaustür fest verriegelt.

„Kreuzung endlich sichern“
10.12.2013, GYM Braunau, Gemeinde Braunau, AUT, VU mit Todesfolge und Zug, Schule, im Bild Trauerecke, Pressefoto Scharinger © 2013, PhotoCredit D. Scharinger
Gerhard B. musste nach dem schrecklichen Unfall vom Kriseninterventionsteam betreut werden. „Wir haben noch gar nicht realisiert, was passiert ist“, sagen seine Verwandten, ebenfalls Wirtsleute. In der Stube des Gasthauses in St. Peter am Hart sitzen die Gäste am Dienstag schweigend beim Mittagessen. Das Unglück erschüttert den ganzen Ort. Auch im wenige Kilometer entfernten Braunau, am Gymnasium der elfjährigen Alida (11), ist die Stimmung gedrückt. Mitschüler haben in einer Trauerecke Briefe und Zeichnungen für die verstorbene Klassenkollegin hinterlegt.

Warum Kathrin B. den Zug übersah, ist allen ein Rätsel. Die ungesicherten Kreuzungen entlang der Mattigtalbahn gelten aber bei den Einheimischen als sehr gefährlich, allein in den vergangenen Wochen gab es zwei weitere Unfälle. „Die Übergange gehören endlich gesichert. Aber dafür ist anscheinend kein Geld da“, meint ein Nachbar der Familie. „Vielleicht passiert jetzt etwas. Es ist halt tragisch, dass vorher immer jemand sterben muss.“

14 Tote

Laut Kuratorium für Verkehrssicherheit sind in Österreich heuer bisher 14 Personen bei Unfällen auf Bahnübergängen ums Leben gekommen. Auf der Mattigtalbahn gebe es auf 60 Kilometern Strecke 86 Kreuzungen, die zum Teil nicht nur unübersichtlich, sondern auch schlecht abgesichert seien, kritisierte der Bürgermeister von Helpfau-Uttendorf, Josef Leimer (ÖVP) gegenüber dem ORF.

„Kreuzung endlich sichern“
Zugunfall Aching St. Peter am Hart OÖ
Die ÖBB betonen, dass man die Zahl der Eisenbahnkreuzungen reduziere und dort, wo es möglich sei, Unter- bzw. Überführungen errichte. „Wir bedauern den Vorfall zutiefst“, sagt ÖBB-Sprecher Mario Brunnmayr.

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