Mord an Marktfrau in Sibirien: Prozess in Wels

Der 29-Jährige wurde zu 20 Monaten bedingter Haft verurteilt.
Trio soll die Frau getötet und ausgeraubt haben. Verdächtiger Tschetschene bestreitet Vorwürfe.

Ein Tschetschene, der vor 16 Jahren in der westsibirischen Stadt Raduzhny gemeinsam mit zwei Komplizen eine Frau ausgeraubt und getötet haben soll, muss sich am 8. Juli in Wels wegen Mordes vor Gericht verantworten. Das Oberlandesgericht Linz hatte eine Auslieferung nach Russland abgelehnt, deshalb wird in Österreich verhandelt. Der 43-Jährige, der auf freiem Fuß ist, bestreitet alle Vorwürfe.

Das Opfer war eine Marktfrau, die ein wenig Geld für die Hochzeit ihrer Tochter gespart hatte und dieses in ihrem Strumpfgürtel verwahrte. Drei Männer, einer davon ein entfernter Verwandter der Frau, sollen daraufhin beschlossen haben, sie um das Geld zu bringen. Sie besuchten sie in ihrer Wohnung.

Mit Sektflasche niedergeschlagen

Zuerst wurde geredet und getrunken. Dann sollen sie ihr Opfer mit einer Sektflasche niedergeschlagen und mit Messerstichen getötet haben. Anschließend flüchteten sie mit dem Ersparten – soweit die Ergebnisse der russischen Ermittler.

Zwei Täter wurden in Russland verurteilt. Einer hat seine Strafe bereits abgesessen, einer ist noch in Haft. Der dritte Verdächtige setzte sich nach Österreich ab und wurde von Russland per internationalem Haftbefehl gesucht.

Kein faires Verfahren in Russland garantiert

Im Zuge des Auslieferungsverfahrens entschied jedoch das Oberlandesgericht Linz, dass ihm als Tschetschene in Russland kein faires Verfahren garantiert werden könne und in Österreich verhandelt werden muss.

Das Inlandsstrafverfahren gestaltete sich langwierig. Die Anklage stützt sich stark auf die Aussagen eines der beiden bereits Verurteilten, der mehrmals via Skype einvernommen wurde. Er belastet den Angeklagten, der selbst alle Vorwürfe – und sogar seine Identität – leugnet. Weil der 43-Jährige bereits sehr lange in Auslieferungs- und Untersuchungshaft war, musste er schließlich freigelassen werden und wartet nun auf freiem Fuß auf seinen Prozess. Dass am 8. Juli bereits ein Urteil gesprochen wird, ist möglich, aber keineswegs sicher.

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