"Mitarbeiter werden bespuckt"

Seit 2006 hat es im Welldorado keine interne Kontrolle mehr gegeben.
Welser Bürger lassen ihren Zorn offen auch an Magistratsbediensteten aus.

Die Stimmung bei den 1500 Mitarbeitern des Magistrats Wels, OÖ, ist im Keller. Seit immer neue Details im Zusammenhang mit der "Welldorado-Affäre" – es geht um die Veruntreuung von Eintrittsgeldern der Freizeiteinrichtung – bekannt werden, leidet das Image der städtischen Bediensteten. Auf Stammtischen wird der Magistrat offen als "Sodom und Gomorrah" und "Selbstbedienungsladen" diskreditiert. Welldorado-Mitarbeiter sollen auch schon persönlich zur Zielscheibe geworden sein.

"Sie sind verbalen Attacken unglaublichen Ausmaßes ausgesetzt – man hat sie nicht nur wüst beschimpft, sondern sogar bespuckt", sagt Bürgermeister Peter Koits (SPÖ). Die Betroffenen würden sich wie an den Pranger gestellt fühlen. Koits appelliert an die Bevölkerung, mehr Besonnenheit walten zu lassen und keine voreiligen Urteile zu fällen. Allerdings: Das Krisenmanagement in der Causa verlief bisher wenig bravourös. Die Stadtspitze vermittelte nicht selten den Eindruck einer gewissen Hilflosigkeit. Der für die ins Zwielicht geratene Magistratsabteilung zuständige SPÖ-Vizestadtchef Hermann Wimmer ist auf Tauchstation und weist jede Verantwortung von sich. Statt seiner fängt nun der 74-jährige Koits nahezu alle von der Polit-Konkurrenz und den Medien abgefeuerten Giftpfeile ab.

Facebook-Postings

Ins Visier geriet am Mittwoch aber auch Magistratsdirektorin Renate Kamleithner, die sich mit Facebook-Postings den Unmut von ÖVP und FPÖ zuzog. "Offensichtlich missversteht sie ihre Funktion", kritisiert VP-Stadtparteiobmann Peter Csar. Schon kurz nach Beginn der Kontrollausschusssitzung am Dienstag soll Kamleithner interne Informationen über die Steuernachzahlung der Stadt an das Finanzamt auf ihrem Facebook-Profil publiziert haben. "Sie hat auch interne Organigramme veröffentlicht, auf denen aufgelistet wird, wer namentlich künftig die Gelder in die Bank bringt und wo der Tresor steht." Diese Informationen habe sie in ihrer Funktion als Magistratsdirektorin erhalten, sie wären ihr sonst nicht zugänglich. "Auch eine Magistratsdirektorin unterliegt einer Verschwiegenheitspflicht, die ich hier klar verletzt sehe", betont Csar.

Verärgert ist auch FP-Vizestadtchef Andreas Rabl: "Es ist schon seltsam, dass Kontrollabläufe im Vorfeld gepostet werden, bevor wir davon erfahren." Er plädiert, dass die externe Disziplinarkommission auch Kamleithners Rolle in der Magistratsaffäre durchleuchtet. "Da sehe ich durchaus Versäumnisse."

Der hauptverdächtigen Kassierin konnte bisher eine Veruntreuung von 360.000 Euro nachgewiesen werden. Dazu der Vorsitzende des Kontrollausschusses, Walter Teubl (Grüne): "Wie hoch der Schaden wirklich ist, kann wohl nie geklärt werden."

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