Luchsfamilie ging in die Videofalle

Luchsfamilie ging in die Videofalle
Mama "Skadi" und ihr Junges "Karo" posieren vor der Kamera.

Nach den zahlreichen Rückschlägen des Luchsprojektes im Nationalpark Kalkalpen gibt es es endlich wieder einnmal gute Nachrichten. Jungmama "Skadi" ist mit ihrem Nachwuchs "Karo" in eine Videofalle getappt (siehe unten). In jüngster Vergangenheit wurden immer wieder Luchsmännchen gewildert. Das Luchs Projekt braucht daher potenzielle Väter, um einer drohenden Inzuchtdepression vorzubeugen. Experten hatten kürzlich gewarnt, dass der Luchs zum Aussterben verurteilt sei.

"Skadi" wurde 2012 im Nationalpark Kalkalpen geboren. Sie ist Tochter von "Freia" und "Juro". Erst im März gelang es Mitarbeitern des Schutzgebiets, sie einzufangen und mit einem Sender auszustatten. Bereits damals wurde vermutet, dass sie Junge hat. Nun lieferte sie den Videobeweis selbst: Sie posierte mit "Karo" - Geschlecht unbekannt - vor der Linse. Bemerkenswert ist, dass sie sich offenbar immer noch um den ein Jahr alten Nachwuchs kümmert, denn ab der Ranzzeit im Februar und März müssen die Kinder üblicherweise auf eigenen Beinen stehen. Der Vater des kleinen Pinselohrs dürfte "Skadis" verschwundener Bruder "Jago" sein.

"Das Projekt lebt", freute sich Franz Sieghartsleitner vom Nationalpark am Freitag im Gespräch mit der APA. Die Bevölkerung stehe auch dahinter, laut Umfragen würden 90 Prozent die Luchse in den Wäldern haben wollen. Allerdings brauche es die Mithilfe der Leute: Wer Hinweise auf Verfehlungen - sprich Wilderei - habe, solle diese melden. Es mache schließlich keinen Sinn, Tiere auszuwildern, wenn die dann wieder abgeschossen werden.

Inzuchtgefahr

Der Nationalpark hofft dennoch auf eine weitere Freilassung. Es seien Männchen nötig, die von der Genetik her passen, betonte Sieghartsleitner. Ansonsten komme es zu Inzucht, das sei schlecht für die Population. Die Jungensterblichkeit der Tiere sei ohnehin sehr hoch. Im Durchschnitt erreiche nur eines von vier das Erwachsenenalter. Luchs-Babys stehen vor allem auf der Speisekarte von Steinadlern oder Füchsen.

Mit Stand April 2015 sind im Nationalpark bzw. im unmittelbaren Umfeld drei erwachsene Weibchen mit vier Jungen nachgewiesen. Wie viele der 2013 geborenen Luchse überlebt haben, ist unklar. Allerdings gingen zwei von ihnen vor längerer Zeit im steirischen Nationalpark Gesäuse und im Wildnisgebiet Dürrenstein in Niederösterreich in eine Fotofalle. Das zeigt, dass Jungtiere, wenn sie größer werden, ihre Eltern verlassen und sich eigene Reviere suchen müssen. Dabei legen sie oft lange Wege zurück.

Aus dem Bestand des Nationalparks sind in den vergangenen Jahren die Luchs-Männchen "Klaus", sowie "Juro" und dessen Sohn "Jago" verschwunden. Auch vom ursprünglich aus einem Wildpark stammenden "Pankraz" fehlt jede Spur. Ein toter Luchs wurde kürzlich in der Tiefkühltruhe eines Präparators gefunden - welcher es ist, soll eine DNA-Analyse klären. Die Staatsanwaltschaft ermittelt in dem Fall gegen einen 64-jährigen Jäger. Im Nationalpark vermutet man, dass es weitere Abschüsse gegeben haben könnte. Die Jägerschaft hat nach Bekanntwerden des Vorfalls ihre zögernde Haltung zu einer weiteren Auswilderung revidiert. Eine geeignete Spenderpopulation gibt es laut der Genetikerin Christine Breitenmoser-Würsten im Schweizer Jura.

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