Nach Arrest dreht Nachtwächter wieder Runden

Nachtwächter Liegl war Montagabend bereits wieder auf Tour
48-Jähriger ist nach sieben Tagen Beugehaft frei. Er nahm drei Kilo ab und gelobt Besserung.

Seit Montag, 6.50 Uhr früh, ist Wolfgang Liegl wieder ein freier Mann. Nach sieben Tagen hinter Gittern öffneten sich für den 48-Jährigen wieder die Tore der Justizanstalt Linz. Der erste Weg führte den beliebten "Nachtwächter zu Lintze" in die k. u. k. Hofbäckerei Rath, wo er sich einen Kaffee und ein Buttersemmerl genehmigte. Dann marschierte er nach Hause, ließ sich ein Vollbad ein und genoss die entspannende Wärme des Wassers. "Das Gefängnis war lehrreich und interessant, doch ich bin froh, wieder heraußen zu sein", sagt Liegl.

Alte Prospekte

Wie berichtet, hatte der Stadtführer eine Arreststrafe zu verbüßen weil er sich offenbar nicht an einen gerichtlichen Vergleich hielt, den er mit einer konkurrierenden Fremdenführerin geschlossen hatte. In einem Hotel war ein altes Prospekt aufgetaucht, in dem Liegl Führungen mit dem Titel "Sagenhafte Hinterhöfe, Keller und Krypten" bewarb. Diese Bezeichnung war ihm allerdings untersagt worden.

Laut Vergleich hätte der Nachtwächter dieses Werbematerial längst aus dem Verkehr ziehen müssen. Geldstrafen in Höhe von 100.000 Euro sollen zuvor schon nicht gefruchtet haben.

"Hier wurde aus einer Mücke ein Elefant fabriziert", betont Liegl, der versichert, die alten Prospekte nicht verteilt zu haben: "Ich werde in Zukunft aber noch genauer prüfen, dass sie nirgendwo mehr aufliegen."

Hoher Blutdruck

Nach Arrest dreht Nachtwächter wieder Runden
Rechtsanwalt Robert Schgör vor dem LG Linz, OÖ
Die Verhaftung sei völlig überraschend gekommen. "Um 6.50 Uhr hat ein Gerichtsvollzieher geläutet, den zwei Polizisten begleiten. Er hat den Haftbefehl vorgelegt und mir zehn Minuten zum Packen gegeben", erzählt der Stadtführer. Er habe sich gerade noch die Zähne putzen können und sei dann wie ein Schwerverbrecher abgeführt worden. "Das hat mich so aufgeregt, dass ich bei der Ankunft im Gefängnis fast zehn Minuten lang einen gesundheitsgefährdend hohen Blutdruck (200 zu 120, Anm.) hatte." Drei Tage habe es gedauert, bis er sich von dem Schock wieder erholte. "Ich bin völlig neben der Spur gestanden." In der Zeit habe er mehr als drei Kilo abgenommen. "Zumindest das hat nicht geschadet."

Montagabend war Liegl bereits wieder zu einer Führung gebucht – ihr Titel: "Geister und Mord." "Jetzt kann ich den Leuten erzählen, wie es in einem Gefängnis zugeht." Bis 21. Dezember sei er nun täglich im Einsatz. Sein Anwalt Robert Schgör hofft, dass die Klagsserie gegen seinen Mandanten nun ein Ende hat. "Wir würden eine friedliche Koexistenz begrüßen – zu einem Frieden gehören aber immer zwei."

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