„Einige Dutzend“ haben Chance im neuen Werk

„Einige Dutzend“ haben Chance im neuen Werk
Lenzing AG braucht 140 Fachkräfte und will Job-Kahlschlag mit Umschichtung schmälern.

Nach der geplanten Kündigung von 700 Arbeitsplätzen will die Lenzing AG nun 140 neue Mitarbeiter einstellen. Derzeit wird am Standort in Lenzing ein 150 Mio. Euro teures Tencel-Werk fertiggebaut. Für dieses Spezialfaser-Werk, das Mitte 2014 in Betrieb geht, braucht das Unternehmen neue Fachkräfte.

Zunächst war geplant, die Stellen ausschließlich durch externe Mitarbeiter zu besetzen. Nun sollen „einige Dutzend“ der Jobs durch Umschulungen von eigenen Arbeitnehmern besetzt werden – nämlich aus dem Pool der wackelnden 700 Mitarbeiter. Ein großer Anteil sei bereits schon da, beziehungsweise hätte eine fixe Zusage, sagte gestern, Montag, Lenzing-Sprecherin Angelika Guldt. Man wolle alles versuchen, um die restlichen Posten mit eigenen Leuten zu besetzen. Genaue Zahlen wollte Guldt nicht nennen.

Betriebsratsvorsitzender Rudolf Baldinger meinte, dass rund die Hälfte der 140 Stellen schon fix vergeben seien. Ein Gutteil davon soll aus dem eigenen Unternehmen kommen. Am Montag dauerten die Verhandlungen zwischen dem Betriebsrat und der Konzernführung wegen den Kündigungen und Umschichtungen bis in die Abendstunden. Heute, Dienstag, soll die Belegschaft darüber informiert werden. Auch die Geschäftsführung der B & C Privatstiftung, die mit mehr als 67 Prozent die Aktienmehrheit bei Lenzing besitzt, war am Montag vor Ort. Die Entwicklungen am Markt würden Lenzing zum Handeln und leider auch zu unpopulären Maßnahmen zwingen, erläuterte Michael Junghans, Vorstandsvorsitzender der B&C Holding. „Der Vorstand setzt aus unserer Sicht jene Schritte, die notwendig sind“, meint Junghans, Kündigungen würden aber erst schlagend werden, wenn es keine Möglichkeit für innerbetriebliche Umschulungen und Weitervermittlungen gäbe.


Kritik an Vorstand

Die Kritik an der Konzernführung und deren Umgang mit den Mitarbeitern ist unterdessen weiter ungebrochen. So haben die Grünen eine Landtagsinitiative gestartet: Sie verlangen eine eigene Stiftung des Landes und den Einsatz aller zur Verfügung stehenden Mitteln aus dem Pakt für Arbeit und Qualifizierung für das Jahr 2014. Man fordere den Lenzing-Vorstand auf, die Anzahl der Kündigung nochmals zu überdenken, heißt es.

Auch die Betriebsseelsorge der Katholischen Arbeitnehmerbewegung OÖ verlangt die Rücknahme der Kündigungen. Nach einer Zeit mit Rekordgewinnen diesen radikalen Schritt zu setzen, sei ein Skandal, kritisiert Seelsorgerin Heidi Hurch-Idl. Montagfrüh sprach Lenzing-Chef Peter Untersperger erneut mit Wirtschaftslandesrat Michael Strugl. Vor Februar werde es nicht zu Kündigungsmaßnahmen kommen, sagte Strugl. Er prüfe alle Möglichkeiten für die Mitarbeiter.
Fix sei laut Lenzing-Sprecherin Guldt, dass es einen Sozialplan sowie eine Stiftung geben werde.

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