Land OÖ lehnt Vergleich mit Ex-Heimkind Molnar ab

Ex-Heimkind Jenö Molnar fürchtet, dass weitere Verhandlungsrunden ihm gesundheitlich schaden.
Landeshauptmann Pühringer und sein Stellvertreter Ackerl wollen den Prozess ausjudizieren lassen.

Genau 6325 Tage – fast die gesamte Kindheit und Jugend – war Jenö Molnar ab 1947 in Heimen des Landes OÖ (Leonstein, Neuhaus, Wegscheid) interniert. Dort wurde er fälschlicherweise als Vollwaise geführt, obwohl Vater (ein US-Soldat) und Mutter (eine Volksdeutsche aus Ungarn) nachweislich noch am Leben waren. Doch die Wahrheit verschwieg man dem Buben.

In den Heimen durchlebte Molnar die Hölle. Er wurde sexuell missbraucht, halb tot geprügelt und von Erziehern wie Dreck behandelt. Mit 19 Jahren warf man ihn ohne Papiere und Geld auf die Straße, wo er sich fortan illegal durchschlagen musste. „Mein Leben ist völlig ruiniert worden“, betont der heute 68-Jährige, der sein Kindheitstrauma psychisch bisher nicht überwinden konnte. Im Herbst 2011 klagte er das Land wegen „institutionalisierten Unrechts“ auf 1,6 Millionen Euro Schadenersatz und Schmerzengeld.

Da ihm die bisherigen Verhandlungsrunden gesundheitlich enorm zugesetzt hatten – nach einem lebensbedrohlichen Zusammenbruch, musste ihm zuletzt ein Herzschrittmacher eingepflanzt werden – ließ er über Rechtsanwalt Gabriel Lansky beim Land anfragen, ob man sich nicht außergerichtlich einigen könne. Die Antwort fiel jedoch negativ aus. Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Ackerl (SPÖ) teilte Lansky schriftlich mit, dass „Landeshauptmann Pühringer den vorgeschlagenen Vergleich aus Gründen von Beispielfolgen ablehnt“.

Standpunkte

Für Molnar bedeutet das eine herbe Enttäuschung: „Das Vorarlberger Kloster Mehrerau hat sich mit Missbrauchsopfern extra außergerichtlich verglichen, damit sie gesundheitlich nicht zusätzlich belastet werden. Doch beim Land OÖ nimmt man das anscheinend ganz bewusst in Kauf.“ Die Entscheidung könne er nicht nachvollziehen, vor allem, da ein für den Prozess ausschlaggebendes psychisches Gutachten noch ausstehe.

Im KURIER-Gespräch erläutert Pühringer (VP) seinen Standpunkt: „Das wäre unfair gegenüber allen anderen Opfern, die nicht geklagt, sondern die von uns angebotene finanziellen Entschädigung angenommen haben. Molnar muss am Rechtsweg beweisen, dass ihm mehr zusteht.“ Eine Meinung, die auch Ackerl vertritt: „Hier braucht es eine gerichtliche Entscheidung. Molnar führt einen Musterprozess, der unbedingt ausjudiziert gehört.“

Maria Wageneder von den Grünen plädiert dafür, zuerst das Gutachten abzuwarten: „Sollte es für Molnar negativ ausfallen, dann sollte sich das Land dennoch großzügig zeigen und ihm eine Entschädigung bezahlen.“

Foto von Picturenews.at

6325 Tage – fast die gesamte Kindheit und Jugend – war Jenö Molnar ab 1947 in Heimen des Landes OÖ (Leonstein, Neuhaus, Wegscheid) interniert. Er wurde dort fälschlicherweise als Vollwaise geführt, obwohl sein Vater (ein US-Soldat) und die Mutter (eine Volksdeutsche aus Ungarn) nachweislich am Leben waren. Doch die Wahrheit verschwieg man ihm. Molnar durchlebte in den Heimen die Hölle. Er wurde sexuell missbraucht, halb tot geprügelt und von Erziehern wie Dreck behandelt. Mit 19 Jahren warf man ihn ohne Papiere und Geld auf die Straße, wo er sich fortan illegal durchs Leben schlagen musste. „Mein Leben wurde völlig ruiniert“, betont der heute 68-Jährige, der sein Kindheitstrauma psychisch bisher nicht überwinden konnte. Im Herbst 2011 klagte er das Land wegen „institutionalisierten Unrechts“ auf 1,6 Millionen Euro Schadenersatz und Schmerzengeld. Da ihm die bisherigen Verhandlungsrunden gesundheitlich stark zugesetzt hatten – nach einem lebensbedrohlichen Zusammenbruch, musste ihm zuletzt ein Herzschrittmacher eingepflanzt werden – ließ er über Anwalt Gabriel Lansky beim Land anfragen, ob man sich nicht vielleicht außergerichtlich einigen könne. Die Antwort fiel jedoch negativ aus. Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Ackerl (SPÖ) teilte Lansky schriftlich mit, dass „Landeshauptmann Pühringer den vorgeschlagenen Vergleich aus Gründen von Beispielfolgen ablehnt“. StandpunkteFür Molnar bedeutet das eine herbe Enttäuschung: „Das Vorarlberger Kloster Mehrerau hat sich mit Missbrauchsopfern extra außergerichtlich verglichen, damit sie gesundheitlich nicht zusätzlich belastet werden. Beim Land OÖ nimmt man das aber anscheinend ganz bewusst in Kauf.“ Die Entscheidung könne er nicht nachvollziehen, vor allem, da ein für den Prozess ausschlaggebendes psychisches Gutachten noch aussteht. Im KURIER-Gespräch erläutert Pühringer (VP) seinen Standpunkt: „Das wäre unfair gegenüber allen anderen Opfern, die nicht geklagt sondern die von uns angebotene finanziellen Entschädigung angenommen haben. Molnar muss jetzt am Rechtsweg beweisen, dass ihm mehr zusteht.“ Eine Meinung, die auch Ackerl vertritt: „Hier braucht es eine gerichtliche Entscheidung. Molnar führt einen Musterprozess, der unbedingt ausjudiziert gehört.“ Maria Wageneder von den Grünen plädiert dafür, noch das Gutachten abzuwarten: „Sollte es für Molnar negativ ausfallen, dann sollte sich das Land dennoch großzügig zeigen und ihm eine Entschädigung bezahlen.“

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