Kekse und Enten nun Haupterwerb

Kekse und Enten nun Haupterwerb
Die Feichtingers haben den Strukturwandel geschafft: Schweinemast trat in Hintergrund.

Es ist Mittwochnachmittag. Ununterbrochen strömen Kundinnen und Kunden  durch die Haustür des Stödingerhofes. Was nach außen hin nach einem normalen, unscheinbaren  Bauernhof entlang der Bundesstraße 1 zwischen Lambach und Schwanenstadt aussieht, entpuppt sich als Spezialitäten-Laden. Vor Weihnachten herrscht  Hochsaison. Denn die  Bäuerin Marianne Feichtinger (54) bäckt  alle möglichen Keks-Sorten:  Vanillekipferln, Mostkekse,  Punschtörtchen, Linzer Augen etc. Die Nachfrage nach ihrer Weihnachtsbäckerei ist derart groß, dass sie bei der Herstellung von fünf Helferinnen und Helfern unterstützt wird. Dabei macht sie für ihre Produkte kaum Werbung. Mundpropaganda genügt. Das Kilogramm Kekse kostet 24 Euro.

Im Haus hat die Mutter dreier Kinder einen eigenen Verkaufsladen eingerichtet. Denn die Augen essen mit. Neben der Weihnachtsbäckerei bietet sie  mit ihrem 28-jährigen Sohn Rudolf, der mit ihr gemeinsam den Hof führt, weitere Delikatessen an. Es gibt Senfgurken, Russenkraut, Kürbissalat, Kürbis-Holler-Marmelade, Früchtebrot,  Brände wie Obstler, Nussgeist, Zirbenschnaps, Rotwein- und Weichsellikör.  Dazu kommen hausgemachte Würste, Schinken, Speck, Jausen- und Käsewurst, Leberkäse, Gebratenes, Käsekrainer, Bratwürstel und geräucherte Gänsebrust.  

Die weiteren lukullischen Lecker-Bissen befinden sich in den Kühltruhen: Enten und Gänse. Die Ente kostet neun Euro, eine Gans 10,30 Euro. Immerhin verkauft Rudolf jedes Jahr jeweils rund 1000 Stück davon.  Hier ist die Zeit vor Weihnachten ebenfalls  die Hochsaison.  Der erste Schub geht zu Martini weg, der zweite vor den Feiertagen.

200 Schweine

Der Stödingernhof  in Neukirchen bei Lambach, Niederharrern 1, ist ein klassisches Beispiel für den Strukturwandel in der Landwirtschaft. Bis Mitte der neunziger Jahr lebte die Familie  von der Schweinezucht. Heute machen die 200 Schweine  nur mehr rund 25 Prozent  des Umsatzes aus.   Der Verkauf der Kekse bringt mit 30 Prozent bereits mehr ein. Für weitere  30 Prozent sorgt der Verkauf der Enten und Gänse, die Kürbisse bringen rund 10 bis 15 Prozent. „Eigentlich  leben wir heute von der Direktvermarktung und nicht mehr von der Schweineproduktion. Denn bei den Schweinen geht es nur mit der Masse, dafür sind wir zu klein. Man ist komplett abhängig von den Preisen der Schweinebörse. Der Deckungsbeitrag pro Schwein beträgt nur mehr zehn bis  15 Euro“, schildert  Rudolf  die wirtschaftlichen Entwicklung.

Märkte werden beliefert

Wie in vielen Fällen  hat auch diese erfolgreiche Umstellung  klein begonnen. Die Familie hat nach einem zweiten Standbein gesucht. Die Landwirtschaftskammer suchte  1997 nach einem Anbieter für Weihnachtskekse bei einem Kekserlmarkt. „Ich habe mir gedacht, das könnte ich machen. Da habe ich mich gemeldet“, erzählt Marianne Feichtinger. Heute beliefert sie auch Märkte wie Interspar oder Merkur.

Kekse und Enten nun Haupterwerb
Rudolf hat in Vorchdorf bei einem Fleischhauer gelernt.   Nachdem er  zu Hause  immer mehr Arbeit hatte,   konzentrierte er sich voll auf den Hof. „Es war immer klar, dass ich den Betrieb übernehme. Das Interesse war von klein auf da.“  Gemeinsam mit Vater Rudolf (62), der inzwischen  in  Pension ist, und der Mutter bewirtschaftet er den zirka 30 Hektar großen Hof. Einen  Teil der Fläche hat er  gepachtet.

Das Geschäft mit den Enten und Gänsen unterliegt einem intensiven Wettbewerb. Denn die osteuropäischen Produzenten bieten sie um die Hälfte an. Hier kann Rudolf Feichtinger preislich nicht mithalten.  Ebenso wie seine Mutter beliefert auch er Märkte. In der Geflügelzucht sieht  er eine Zukunft,  denn bei den Enten  beträgt der Versorgungsgrad Österreichs nur drei Prozent. „Das ist sicher eine interessante Schiene.“  Würde er aber von den derzeit 2000 Enten und Gänsen auf 10.000 aufstocken, müsste er zusätzlich in Hallen investieren. „Momentan bin ich zufrieden, wie es rennt.“

Der 28-Jährige ist privat noch nicht vergeben. „Ich bin nicht  auf der Suche nach einer Bäuerin, sondern nach einer Frau.“ Es sei keine Bedingung, dass eine Frau die vorgefundenen Strukturen übernehmen müsse. „Das lässt sich auch anders einrichten.“ Diese Flexibilität hat  die Feichtingers bisher schon gut durch das Leben getragen.

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