Kein Kontakt zu verschlepptem Oberösterreicher

IS-Kämpfer
Die Suche nach dem verschleppten Österreicher läuft auf Hochtouren

Nun ist es fix: Der 39-jährige Ex-UNO-Stabswachtmeister Dalibor S. befindet sich in den Händen einer brutalen Gruppierung des Islamischen Staates. Laut dem Leiter des Krisenstabes, Michael Linhart, liegen "gesicherte Informationen" vor, wonach die Gruppe aus dem Linzer, zwei Männern aus Bangladesch, vier Philippinern, einem Tschechen und einem Ghanaer "mit mehreren Fahrzeugen von dem Ölfeld in Richtung Norden abtransportiert wurde". Dabei seien sie unverletzt gewesen, wird betont. Dass dies mithilfe von Satellitenfotos festgestellt wurde, wollte man im Außenministerium nicht bestätigen: "Wir geben unsere Quellen nicht preis." Gleichzeitig betonen Bundeskanzler Werner Faymann und Außenminister Sebastian Kurz am Dienstag, dass es keinen direkten oder indirekten Kontakt zu dem Entführten gibt. Eine Lösegeld-Forderung "steht zur Stunde nicht an", so der Bundeskanzler. ÖVP-Klubobmann Reinhold Lopatka meinte in der heutigen Sitzung des außenpolitischen Ausschusses, dass die Lage des entführten Oberösterreichers und der weiteren acht vermissten Personen bedrohlich sei.

Gezielt ausgewählt?

Wo sich der Oberösterreicher derzeit befindet, ist unklar. Vorerst blühen die Spekulationen. Die reichen von der nächstgrößeren Stadt Sirte bis hin zu "irgendwo in der Wüste". Sicherheitsexperten schließen aber auch nicht aus, dass die Terroristen Personal für erbeutete Ölfelder benötigen. Andere Sicherheitsexperten berichten, dass die IS-Milizen bereits seit Jänner gezielt auf der Suche nach westlichen Ausländern sind. Bei anderen Entführungen in der Sahara zogen die Kidnapper mit ihren Geiseln meist durch die Wüste. Faktum ist: Bisher gibt es im Fall des Österreichers kein Lebenszeichen oder eine Lösegeldforderung. Letztere könnte noch Wochen auf sich warten lassen. Bei vergleichbaren Fällen wurden diese nach rund einem Monat auf dschihadistischen Internetseiten veröffentlicht.

Geköpft

Kein Kontakt zu verschlepptem Oberösterreicher
Dalibor S. wurde vor knapp zwei Monaten von Dschihadisten der Terrorgruppe IS entführt.
Am Montag ist ein Bild aufgetaucht, das sieben Köpfe von getöteten Sicherheitsleuten des Al-Ghani-Ölfeldes zeigen soll. Ein weiterer Mann dürfte der Bluttat zugeschaut und dabei an einem Herzinfarkt gestorben sein.

Außenminister Sebastian Kurz sagte am Montag eine geplante Reise zu seinem Amtskollegen Laurent Fabius nach Frankreich ab, um näher beim Krisenstab zu sein. Derzeit verläuft die Korrespondenz mit Libyen vor allem über die tunesische Ferieninsel Djerba, auf der eine österreichische Vertretung für Libyen eingerichtet ist.

Dalibor S.’ Ex-Frau, die in Wien mit seinen beiden schulpflichtigen Kindern lebt, und sein Bruder, der momentan ausdrücklich keinen Medienkontakt haben will, wie er dem KURIER sagte, werden über die aktuellen Entwicklungen vom Außenamt auf dem Laufenden gehalten. Der Entführte bezeichnete sich in Internetforen selbst als "Elitesoldat mit langjähriger Wüstenerfahrung, der ständig 80 Mitarbeiter hat". Er war in Ex-Jugoslawien und zuletzt im Jahr 2011 auf dem Golan in Syrien im Einsatz. Vor einigen Jahren hatte er einen Motorradunfall und schwebte danach wegen eines Schädel-Hirntraumas einige Zeit in Lebensgefahr.

Auch diesmal geht es für ihn um Leben und Tod. Denn seine Entführer werden für die Köpfung von 21 Kopten verantwortlich gemacht. Warum die österreichisch-maltesische Ölfirma Vaos, die auch die OMV oder BP beliefert, dennoch in dem riskanten Gebiet tätig war, ist unklar. Mögliches Motiv ist, dass diese Firma ausschließlich Geschäftsfelder in Libyen haben dürfte und das Al-Ghani-Ölfeld für rund zehn Prozent der Ölförderung des Landes verantwortlich ist. Dennoch waren nur elf bewaffnete Sicherheitsleute für 63 Arbeiter im Einsatz. Laut lokalen Berichten ging den Verteidigern die Munition aus, weshalb die Angreifer des Islamischen Staates leichtes Spiel hatten.

Vaos selbst sandte am Montag ein schriftliches Statement aus. Wichtige Fragen, etwa zu den Sicherheitsvorkehrungen und warum trotz der Gefahr noch Öl gefördert wurde, blieben unbeantwortet. Bei der Niederlassung in Linz waren nur Anwälte zugegen, die auf Malta verwiesen.

Ölarbeiter flüchten

Inzwischen beginnt in Libyen der Exodus bei Ölfirmen. Dort sind vor allem Philippiner angestellt, die nun in großer Zahl ausreisen wollen. Rund 4000 sollen noch im Land sein. Von den 57 Arbeitern, die dem Angriff auf das Al-Ghani-Ölfeld unverletzt entkommen sind, haben 36 die Heimreise angetreten. Libyen hat mittlerweile bereits elf Ölfelder in der Wüste stillgelegt.

Kein Kontakt zu verschlepptem Oberösterreicher

Kommentare