Ismatullahs Lebenstraum

Zelte am Sportplatz im Gelände der Landespolizeidirektion in Linz.
96 Asylwerber kamen am Freitag in den Linzer Notquartieren an.

Acht Feldbetten stehen in Reih’ und Glied, zwei Halogenlampen hängen von der Decke. Holzbänke dienen als Sitzgelegenheit in dem rund 35 Quadratmeter großen Zelt. Es riecht intensiv nach Plastik. Beim Lokalaugenschein der Zeltstadt am Sportplatz der Landespolizeidirektion Linz kann man nur erahnen, wie man sich als einer der 96 Asylwerber fühlen muss, die seit Freitagabend in den 12 Notquartieren untergebracht sind.

Das Innenministerium hat am Donnerstag die Linzer Polizei beauftragt, die Zeltstadt gemeinsam mit dem Roten Kreuz zu errichten. "Für uns war es wichtig, dass sie (die Asylwerber, Anm.) kommen. Genau das, was wir errichtet haben, sollte mit Leben erfüllt sein", sagt Polizei-Einsatzleiter Alfred Michael Kreuml , der gemeinsam mit rund 60 weiteren Einsatzkräften den Aufbau der Notquartiere leitete.

Neben Mitarbeitern des Roten Kreuzes und Polizeischülern haben auch 25 Asylwerber freiwillig beim Zeltaufbau mitgeholfen, die bereits seit einigen Wochen im Turnsaal der Landespolizeidirektion Oberösterreich untergebracht sind. Einer davon ist Ismatullah Dawlatzai aus Afghanistan. Der 27-Jährige flüchtete großteils zu Fuß aus seiner Heimat. Nur einmal wurde er mit 15 anderen Flüchtlingen in ein Auto gepfercht, sodass er sich danach zwei Tage kaum mehr bewegen konnte, wie er dem KURIER erzählt. In einem Waisenhaus aufgewachsen, träumte er schon immer von einem besseren Leben in Europa.

Erst vor neun Tagen wurde Dawlatzai vom Flüchtlingslager Traiskirchen nach Linz überstellt. Es ist ungewiss, ob er bleiben darf oder nicht. 96 junge Männer wie Dawlatzai zählen seit Freitagabend zu den Neuankömmlingen. Sie alle stammen aus Afghanistan, dem Irak, dem Iran, aus Syrien und aus dem Sudan.

Zelte nach UN-Standards

Die Polizei als Unterkunftgeber hat nun alle Hände voll zu tun. Sie kümmert sich um die gesamte Logistik, von Decken über Kleidung bis hin zum Treibstoff für die Heizkanonen. Sanitäranlagen beim Turnsaal sowie Essen aus der Polizeikantine wird den Flüchtlingen zur Verfügung gestellt. Das vom Innenministerium beauftragte Unternehmen ORS kümmert sich um die soziale Betreuung der Asylwerber. "Unsere Zelte entsprechen internationalen UN–Standards. Sie bleiben vorerst eine fixe Einrichtung auf unserem Gelände", sagt Polizeileutnant und Projektkoordinator Karl Sternberger. Er und sein Team waren zunächst "überrascht" von der raschen Anordnung zur Errichtung der Notquartiere. Für die Flüchtlinge ist es der Tag, an dem die Reise endet - aber auch beginnt. Denn die Asylwerber "bleiben etwa nur vier bis fünf Tage bei uns", so Sternberger. So lange, bis vom Staat und weiteren Hilfsorganisationen private Unterkünfte zur Verfügung gestellt werden.

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